Jammern und Klagen der Großindustrie
Das ging erst wieder, als Napster Ende der 1990er Jahre ins Netz ging. Dort konnten wir herunterladen, was das Herz begehrte, auf CD brennen und wieder mit zur Party der Kumpels bringen. Was war das ein Hallo unter den Freunden über die Auswahl in der Tauschbörse. Wer auf den Seiten von Warner Music oder Sony surfte, fand im besten Fall ein längeres Firmenporträt, die Musik aber, die war den illegalen Seiten des Netzes vorbehalten. Das sagte damals schon viel über den Zustand der Musikindustrie aus und hat seither erstaunlich wenig geändert.
Was haben die Großen der Industrie geklagt und gejammert, unterstützt von Verbänden und Lobbyisten. Über all das Wehklagen haben sie wieder das Netz vergessen, und es hat erst jemanden wie Steve Jobs gebraucht. Der Chef von Apple und IT-Visionär stellte 2001 den ersten iPod vor, kurze Zeit später gab es bei iTunes digitale Musik im Netz zu kaufen, auf so einfache Weise wie damals, als wir in den Regalen des Musikladens am Platz stöberten und die Lieblings-CD mit nach Hause nahmen.
Vollends glücklich hat mich die erste Revolution der Online-Musik nicht gemacht: Im iTunes-Laden kaufen - oder doch lieber die CD? Es war ein stetes Abwägen. Schließlich ließ sich die CD auch digitalisieren, man hielt etwas in den Händen, und damit meine ich nicht nur das Booklet. Die CD konnte man an Freunde verleihen und auch verkaufen, wenn man sich satt gehört hatte. Das alles ging mit digitaler Musik nie. Anfangs waren die Songs sogar mit Kopierschutz ausgestattet. Sie ließen sich nur auf einem Gerät hören, etwa auf dem iPod von Apple. Es ist erst ein paar Jahre her, dass diese Beschränkung fiel, aber es scheint wie ein Bann der Musikindustrie aus grauer Vorzeit.
Das Makabre damals: Wer ins Netz ging und sich die Lieder aus dunklen Kanälen besorgte, wurde nur mit einem schlechten Gewissen bestraft, nicht mit der Gängelung durch die Musikindustrie.
In einem Zwischenstadium wurde viel experimentiert, von jungen Internetfirmen natürlich: Dienste, bei denen sich die eigene Musik ins Netz laden ließ, anschließend streamen etwa auf dem Büro-PC. Musikplattformen, die wie virtuelle Radiosender (beispielsweise Aupeo.de oder 22tracks.com) funktionierten. Der Dienst der Plattenkonzerne und Verwertungsgesellschaften: Sie schlugen mit der juristischen Keule zu. Die meisten Experimente scheiterten.
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