Kremlchef Wladimir Putin soll inmitten der Ukraine-Krise mit einer erneuten verbalen Provokation die Stimmung angeheizt haben. Der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" zufolge drohte Putin in einem Telefonat mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso damit, innerhalb kürzester Zeit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew einmarschieren zu können. Zu Barroso soll Russlands Präsident wörtlich gesagt haben:
"Wenn ich will, nehme ich Kiew in zwei Wochen ein." Unter anderem liegt der "Welt" eine Bestätigung für die Echtheit des Zitats vor.Während des EU-Gipfels in Brüssel habe Barroso die Staats- und Regierungschefs über das Telefonat unterrichtet. Der Portugiese habe Putin "La Repubblica" zufolge mit der Nachricht konfrontiert, dass russische Soldaten in der Ukraine gefangen genommen wurden. Daraufhin soll der umstrittene Satz gefallen sein.
Zuletzt hatte Putin Kiew aufgefordert, mit den Separatisten Gespräche über den staatlichen Status der umkämpften Ostukraine zu beginnen. Was genau der Kremlchef meinte, blieb unklar. Für Kiew und den Westen stehen die Grenzen der Ukraine nicht zur Diskussion. Sie werfen Putin vor, den Konflikt anzuheizen und reguläre Truppen in das Kampfgebiet geschickt zu haben. Deshalb würden weitere Sanktionen gegen Russland vorbereitet.
Putin sagte in einem Interview des russischen Staatsfernsehens, Ziel der Gespräche müsse es sein, die Interessen der Menschen in der Ostukraine zu sichern. "Es müssen umgehend substanzielle inhaltliche Verhandlungen anfangen - nicht zu technischen Fragen, sondern zu Fragen der politischen Organisation der Gesellschaft und der Staatlichkeit im Südosten der Ukraine", sagte er - wohl auch, weil seitens der EU weitere Wirtschaftssanktionen gegen Russland drohen.
Auch Putin hatte das Gebiet wiederholt als Noworossija (Neurussland) bezeichnet, ohne allerdings - wie von den Separatisten dort geplant - eine Staatsgründung unter diesem historischen Namen zu fordern. Russland hatte sich in der Vergangenheit für eine Föderalisierung der Ostukraine ausgesprochen. Die selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk erkennt Moskau bisher nicht an.
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