Niedersachsen will den islamischen Religionsunterricht als reguläres Lehrfach weiter ausbauen. Landesweit würden derzeit rund 1.800 muslimische Schülern an 37 Grundschulen im Fach islamische Religion unterrichtet, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) am Montag in einer ersten Bilanz. 14 weitere Grundschulen hätten bereits Interesse signalisiert. Im Schuljahr 2014/15 soll das Fach auch ab den fünften Klassen eingeführt werden.
Das neue Fach ist versetzungsrelevant. Schüler können damit schwächere Noten in anderen Fächern ausgleichen.
"Der Religionsunterricht ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Identitätsbildung und zur Integration", unterstrich die Ministerin. "Wer sich in seiner eigenen Religion auskennt, wird auch in der Lage sein, sich ein Bild über andere Religionen zu machen und Toleranz zu üben." An den insgesamt 3.000 allgemeinbildenden niedersächsischen Schulen gibt es rund 49.000 muslimische Kinder und Jugendliche.
Für das neue Fach stehen zurzeit 25 Lehrkräfte zur Verfügung – 13 weitere sollen 2014 ihre Arbeit aufnehmen. Eine Schwierigkeit sei derzeit noch die Frage, ob Lehrerinnen an den Schulen ein Kopftuch tragen dürften, sagte Annett Abdel-Rahman vom Beirat für den islamischen Religionsunterricht. In Niedersachsen ist das Kopftuch zwar im islamischen Unterricht erlaubt, Lehrerinnen müssen es aber in den anderen Fächern ablegen. Ministerin Heiligenstadt sprach sich in diesem Zusammenhang für "pragmatische Lösungen" aus.
Niedersachsen und Hessen hatten im August islamischen Religionsunterricht als reguläres Schulfach eingeführt. Beide Länder folgten Nordrhein-Westfalen, das 2012 der Vorreiter war. Die 37 Grundschulen verteilen sich bisher auf die Städte Braunschweig, Hannover, Osnabrück und Lüneburg. Niedersachsen hatte das neue Fach seit 2002 bereits in einem Modellversuch an rund 40 Grundschulen erprobt. Die Zahl der Schulen, die das Fach anbieten, ist zwischenzeitlich leicht gesunken, weil einige Lehrerinnen und Lehrer in Elternzeit gegangen sind.
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