Es ist in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig, dass der Bundestag die Aufhebung der Immunität des Staatsoberhaupts beschließen soll. Aus Kreisen der schwarz-gelben Koalition hieß es am Donnerstag, man werde zunächst keine Stellungnahme abgeben.
Es sei nun an Wulff, sich zu äußern und zu dem drohenden Ermittlungsverfahren zu erklären. Offenbar soll nicht der Eindruck entstehen, dass Wulff aus der Koalition nun zum Rücktritt gedrängt werde. Gleichwohl hatte es bereits in den vergangenen Tagen unter Vertretern der Koalition geheißen, dass Wulff im Falle eines Ermittlungsverfahrens kaum im Amt bleiben könne. Sollte er dies dennoch versuchen, werde vermutlich auch aus den Reihen der Koalition sein Rücktritt gefordert.
Die SPD-Spitze verlangte erstmals offen den Rücktritt des Bundespräsidenten. Generalsekretärin Andrea Nahles sagte: "Die Vorwürfe gegen Christian Wulff wiegen schwer. In meinen Augen ist eine staatsanwaltliche Ermittlung mit dem Amt des Bundespräsidenten unvereinbar." Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, sagte der Süddeutschen Zeitung: "Wir werden übernächste Woche dem Antrag der Staatsanwaltschaft zustimmen". Er erwarte, dass eine ganz große Mehrheit aller Abgeordneten dem Begehren der Justiz nachkomme, auch die Unionsfraktion und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
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