Vor dem Start der eigentlichen Tarifverhandlungen lief sich der Gewerkschaftschef schon einmal im Fernsehen warm. Lohnerhöhungen, so verkündete Ver.di-Chef Frank Bsirske im ARD Morgenmagazin seien das "Gebot der Stunde". Jetzt gehe es darum, die Arbeitnehmer an diesem Aufschwung zu beteiligen. Mehr als zwei Prozent müsse schon herauskommen, erklärte Bsirske vor Beginn der Tarifrunde für die rund 1,7 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst der Länder mit Ausnahme Hessens und Berlins.
Die Gespräche zwischen Ver.di, dem Beamtenbund und der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) am Freitag in Berlin waren der Startschuss für das Tarifjahr 2011. Es ist das erste große Aufeinandertreffen von Arbeitgebern und Gewerkschaften nach dem Ende der Krise. In den letzten Tarifrunden im Schatten des Wirtschaftseinbruchs ging es den Gewerkschaften zusammen mit den Arbeitgebern um Beschäftigungssicherung und Krisenbewältigung. Oft gaben sie sich mit Einmalzahlungen zufrieden. Nun wächst die Wirtschaft wieder und mit der Lohnzurückhaltung ist Schluss. Jetzt geht es den Gewerkschaften nicht mehr um Jobs, sondern um Geld. Nach dem Auftakt im öffentlichen Dienst folgen Mitte Februar die Chemische Industrie mit rund 550 000 Beschäftigten, dann Bau und Einzelhandel.
Vergleichsweise bescheiden sind noch die Forderungen im öffentlichen Dienst. Dort will Ver.di insgesamt fünf Prozent mehr. In der gutlaufenden Chemieindustrie liegt die Forderung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) bei sieben Prozent, die IG Bau will 5,9 Prozent mehr. "Die Forderungen kommen aus dem Wolkenkuckucksheim" empört sich Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. "Wir müssen auf dem Teppich bleiben." Die Wachstumsdynamik werde sich deutlich abschwächen, warnt Hundt. Das Vorkrisenniveau sei erst Ende dieses Jahres wieder erreicht.
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