Wie steht Deutschland mit seiner Entwicklung international da?
Nach dem neuen Jahresbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beginnen derzeit 53 Prozent eines Jahrgangs in Deutschland ein Studium oder einen vergleichbar hochwertigen Bildungsgang. Es dürften aber durchaus noch mehr sein, meint der stellvertretende OECD-Generalsekretär Stefan Kapferer: Der OECD-Schnitt liege nämlich sogar bei 60 Prozent.
Was sagen Skeptiker?
In Wirtschaftsverbänden rumort es schon länger wegen dieses Trends. Stichwortgeber der Debatte über einen "Akademisierungswahn" ist der frühere SPD-Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin. Er sagt: "Man darf den Leuten nicht den Kopf verdrehen mit völlig absurden Botschaften wie 'Wer studiert, verdient im Lauf seines Lebens eine Million Euro mehr'." Weil dann junge Menschen meinen, sie bräuchten nur ein Studium aufzunehmen und hätten schon eine Art Lottogewinn."
Stimmt der Einwand, dass ein Studium für Jobchancen überbewertet wird?
Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) und ihre Kollegen in den Ländern positionieren sich klar gegen solche Einschätzungen. Sie haben viele Experten auf ihrer Seite. So sagt Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE): "Der Wunsch nach Hochschulbildung ist ungebrochen. Wer jetzt wieder eine Debatte über ein ,Zuviel' an Akademikern lostritt, tut damit niemandem einen Gefallen."
Die OECD verweist auf aktuelle Zahlen, wonach der Anteil der Erwerbstätigen unter Hochqualifizierten – etwa mit Studienabschluss – bei überragenden 88 Prozent liege. Ein abgeschlossenes Studium ist demnach der zuverlässigste Schutz gegen Arbeitslosigkeit und ermöglicht ein gutes Gehalt, so das Fazit.
Wie viele der Studenten schaffen am Ende auch einen Abschluss?
Das ist die Kehrseite der Medaille: viel zu viele Studienabbrecher. Nach Einschätzung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung scheitert jeder Dritte an Unis und jeder Vierte an Fachhochschulen – es gibt allerdings Schwierigkeiten bei der statistischen Erfassung erfolgloser Studenten.
Besonders hoch liege die Abbrecherquote ausgerechnet in den am Arbeitsmarkt so begehrten Technikfächern: etwa im Studiengang Bauingenieurwesen mit 51 Prozent der Studenten, in Mathematik mit 47 Prozent.
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