Nun will der italienische Mediziner Sergio Canavero von der Turin Advanced Neuromodulation Group auch ganze menschliche Köpfe transplantieren. An Tieren wurde dies bereits realisiert, Canavero hat jetzt in einem Artikel in der Zeitschrift Surgical Neurology International die Technik vorgestellt, die das Aufpflanzen "eines gesunden Kopfes auf einen chirurgisch enthaupteten Körper unter tiefen hypothermischen Bedingungen" bei Menschen ermöglichen soll. Und er plant, wie er New Scientist ankündigte, erstmals eine solche Operation 2017 durchführen zu können. Er denkt dabei an Menschen, die unter Krebs oder Muskel- bzw. Nervenschädigungen leiden. Er habe bereits einige Anfragen von Menschen erhalten, die einen neuen Körper wollen, nachdem er bereits vor 2 Jahren sein Projekt angekündigt hatte.
Robert White hatte 1970 den Kopf eines Affen auf einen Körper transplantiert. Der gequälte Affe überlebte dies nun neun Tage – und war zudem gelähmt und musste künstlich beatmet werden, weil das Rückenmark nicht verbunden werden konnte. Gestorben ist er an der Immunabwehr, der Körper stieß den fremden Kopf ab. Das hat man heutzutage besser im Griff, allerdings müssen lebenslang Medikamente zur Immunsuppression genommen werden, die ihrerseits Risiken mit sich bringen.
Canavero ist der Überzeugung, eine Möglichkeit auf der Basis von erfolgreichen Tierexperimenten mit durchgeschnittenem Rückenmark entwickelt zu haben, wie das Rückenmark des Kopfes und des enthaupteten Körpers so zusammenwachsen können, dass keine Lähmung eintritt. Entscheidend für die GEMINI-Methode zur Rückenmarksfusion seien glatte Schnitte durch eine Operation, wobei für die Gehirnsteuerung der Bewegung die "Autobahn" der Grauen Substanz maßgeblich sei, während man die Pyramidenbahn der Weißen Substanz vernachlässigen könne. Der Schaden an der Grauen Substanz sei etwa auch bei der Multiplen Sklerose maßgeblich beteiligt. Die Graue Substanz hat zudem den Vorteil, dass sie schnell und spontan über sehr kurze Entfernungen am Kontaktpunkt des Rückenmarks zusammenwächst, unterstützt durch elektrische Stimulation und die Fusions- und Heilmittel Polyethylenglycol (PEG) und das Biopolymer Chitosan für die Blut-, Glia- und Neuronenzellen. Canavero schlägt vor den Kopf des Empfängers und den Spenderkörper vor Beginn der Operation tiefzukühlen. Das verlängert die Zeit, in der beide ohne Sauerstoff auskommen. Dann werden die großen Blutgefäße verbunden und das Rückenmark aufeinandergesetzt. Nach der Operation wird der Patient für etwa vier Wochen in ein künstliches Koma versetzt, um zu verhindern, dass er sich bewegt und damit, flapsig gesprochen, seinen Kopf mitsamt Rückenmark von seinem neuen Körper trennt oder den Heilprozess unterbricht. Nach nur einem Monat soll der Patient bereits seinen Kopf bewegen und sprechen können, innerhalb eines Jahres soll er dann soweit neuronal in den neuen Körper hineingerutscht sein, um auch wieder gehen zu können.
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