Es ist nicht mehr lange hin bis zum 22. September, das Wahlvolk zeigt wenig Lust zum Urnengang, die Profis in den Parteien offenbaren keine politische Leidenschaft, von Hoffnung auf oder Angst vor "Kurswechsel" beim künftigen Regieren ist nichts zu spüren. Dennoch - mit dieser Wahl verbinden sich Existenzfragen, nicht für die Masse der Bürgerinnen und Bürger, aber für diejenigen, die in der Politikbranche tätig sind, Abgeordnete mit ihrem großem Hilfspersonal, Angestellte in Ministerien und in den Parteiapparaten, Mitarbeiter in Projekten, die von dieser oder jener Konstellation in der Bundespolitik abhängig sind. Es handelt sich da um eine beachtliche Zahl von Arbeitsplätzen, es geht um Karrieren, um beruflichen Auf-, Ab- und Ausstieg.

Am besten dran sind hier Arbeitskraftanbieter, die ohne Schwierigkeiten in eine andere Branche wechseln können. Gehobener Status im Politikbetrieb bietet da die besten Chancen, Gerhard Schröder und Joseph Fischer haben es eindrucksvoll demonstriert, aber Prominenz ist auch in diesem Tätigkeitsfeld ein rares Gut.
Ungewisheiten, mit welchen Eigentumsverhältnisse oder welchem Führungspersonal im Unternehmen man es demnächst zu tun haben wird, gehören auch in anderen Branchen zum stressigen Alltag der Beschäftigten. Aber zumeist sind dort die möglichen Abläufe und Folgen besser zu kalkulieren. In der Politik kommen mehr Faktoren ins Spiel, die nicht zu berechnen sind, wer weiß schon, auf welch seltsame Ideen Wählerinnen und Wähler kommen.
Eine Politikerin wie Ursula von der Leyen muss sich keine persönlichen Sorgen machen, sie würde selbst dann nicht nach unten stürzen, wenn SPD und Grüne die Bundesregierung in die Hand bekämen. Peer Steinbrück wiederum wird es an nichts fehlen, wenn eine solche Koalition nicht zum Zuge kommt. Und Gregor Gysi wird es verschmerzen können, wenn die Linkspartei weiter in der Opposition bleibt, Auftritte in Talkshows sind ihm weiterhin sicher.
Aber zum Beispiel Sigmar Gabriel: Was wird aus ihm, wenn die SPD auch diesmal beim Bundesregieren draußen vor bleibt? Kann er dann seiner Vorsitzendenrolle sicher sein, gar auf eine Kanzlerkandidatur rechnen, beim nächsten Mal? Oder wird seine Partei ihm eine Niederlage jetzt auf Sicht übelnehmen, ihn ins Provinzielle abschieben?
Schlimmer noch steht es auf den mittleren Etagen der Parteien und bei deren Bodenpersonal. Was soll sich eine sozialdemokratisch befristet beschäftigte Funktionärin wünschen - dass ihre Partei wenigstens mitregieren darf? Möglicherweise verliert diese dann noch mehr Mitglieder und Wähler, und in ihrer Kasse wird es eng, Personalabbau droht. Auch die Grünen stehen nicht so konjunkturfest da, wie sie erscheinen, und es ist durchaus offen, ob ihrem Parteigeschäft die weitere Rolle in der Opposition oder der Zutritt zu einer Bundesregierung besser bekommen würde. Dasselbe gilt für die FDP, ohnehin muss sie auf die jeweilige Saison hin wirtschaften. Unsichere Aussichten also für viele Beschäftigte in der Politikbranche...
Das Problem könnte sich noch verschärfen. Zahlende Mitglieder sind für die Parteien nicht mehr leicht zu gewinnen. Ein Trend zu geringerer Wahlbeteiligung mindert die staatlichen Zuschüsse an die Parteienbetriebe. Der schleichende Funktionsverlust des Parlaments könnte sogar den Volkssouverän auf den Gedanken bringen, dass es einer so großen Zahl von Abgeordneten samt Hilfskräften gar nicht bedarf. Und bisher großzügig an Parteien spendende Unternehmen überlegen sich, ob sie denn auf dieses Mittel, ihren Interessen Nachdruck zu geben, überhaupt noch angewiesen sind.
Quelle: Prekäre Beschäftigung | Telepolis

Wenn ich damals besser in der Schule aufgepasst hätte (nur mittlere Reife erreicht), dann hätte ich auch so keine Politik studiert (Furztrocken - das Studienfach) nur mal so nebenbei

Im Ernst eine bessere Karriere mit flexiblen Wandlungsmöglichkeiten wie in der Politik findet man selten und man ist nach einer sehr kurzen Zeit auch bestens fürs Alter versorgt...

mfg