Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) scheint einen radikalen Eingriff in die unternehmerische Freiheit der Telekom zu planen. Laut "Spiegel" will Rösler durchsetzen, dass die Telekom und andere Internetanbieter verpflichtet werden, "alle Internetangebote – unabhängig vom jeweiligen Anbieter – zu gleichen Bedingungen und Preisen sowie in gleicher Qualität und Geschwindigkeit durchzuleiten".
Das soll in einer Verordnung noch vor der Bundestagswahl verabschiedet werden. Anlass ist, dass die Telekom bei den künftigen Obergrenzen für "verbrauchte" Daten die Nutzung des konzerneigenen TV-Dienstes "Entertain" nicht mitrechnen will. Für "Entertain" würde ja eine Zusatzgebühr bezahlt, erklärt die Telekom.
"Wir kennen den Entwurf nicht, verfolgen das Ganze aber mit großem Interesse", sagte ein Telekom-Sprecher. Tatsächlich könnte die Regel dramatische Folgen für den Konzern und die Kunden haben.
Erstens hofft der Konzern auf Zusatzeinnahmen, wenn er mit Anbietern wie Google/Youtube vereinbart, dass diese Gebühren dafür zahlen, wenn ihre eingespeisten Angebote aus den Volumenpaketen der Kunden rausgerechnet werden. Wären solche Vereinbarungen verboten, würden die Kunden schneller an die künftigen Volumengrenzen stoßen – viele Familien wären betroffen. Mit "Netzneutralität" ließe sich das Konzept der Telekom aber nur verbinden, wenn die Telekom großen Anbietern wie Youtube oder Apple Mengenrabatte prinzipiell verweigert. Sonst wären kleine Anbieter benachteiligt.
Zweitens sind viele Dienste wie Gaming, Live-TV, Video-Konferenzen oder Video-Untersuchungen an sich nur anbietbar, wenn die Telekom die Qualität der Durchleitung von speziellen Daten garantiert. Wäre eine solche bezahlte Differenzierung verboten, wäre am Ende der Aufbau solcher Dienste gefährdet.
Bookmarks