Paris/Moskau (dapd). Mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis zu Präsident Wladimir Putin und dessen "großer Demokratie" hat der französische Filmstar Gérard Depardieu die russische Staatsbürgerschaft angenommen. Gewerkschafter und Intellektuelle in Frankreich kritisierten den Schritt scharf. "Ich schäme mich für ihn", sagte der Philosoph André Glucksmann am Donnerstagabend der Onlineausgabe des "Tagesspiegel". Depardieu hatte selbst den Antrag für einen russischen Pass gestellt, wie er in einem offenen Brief an die russischen Medien schrieb. "Ich habe das Glück, dass er angenommen wurde."
Er habe bereits mit dem französischen Präsidenten François Hollande gesprochen und ihm gesagt, dass Russland eine "große Demokratie" sei, ergänzte der 64-Jährige, der Frankreich aus Steuergründen den Rücken kehrt. "Er weiß, dass ich euren Präsidenten Wladimir Putin sehr liebe und dass das gegenseitig ist". Putin, dem die Unterdrückung der Opposition vorgeworfen wird, hatte Depardieu am Donnerstag die russische Staatsbürgerschaft verliehen.
"Ich liebe euer Land Russland abgöttisch, seine Menschen, seine Geschichte, seine Schriftsteller", schwärmte der 64-Jährige in seinem Schreiben, das die französischen Medien veröffentlichten.
Der Schauspieler war mehrfach an der Seite des Kreml-Chefs zu sehen gewesen, der ihm bereits vor Weihnachten einen russischen Pass angeboten hatte. Damals war der Streit zwischen Depardieu und der sozialistischen Regierung Frankreichs auf seinem Höhepunkt. Nachdem der hoch bezahlte Filmstar wegen der neuen Reichensteuer in Frankreich im Dezember seinen Wohnsitz nach Belgien verlegt hatte, nannte ihn Premierminister Jean-Marc Ayrault "ziemlich erbärmlich".
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