ZÜRICH/RTR. Die Verwicklung in einen milliardenschweren Steuerskandal ist der ältesten Schweizer Bank zum Verhängnis geworden. Nach einem Schuldeingeständnis vor einem New Yorker Gericht schließt die mehr als 270 Jahre alte Bank Wegelin ihre Tore. Die St. Galler Privatbank hatte reichen Amerikanern geholfen, mindestens 1,2 Milliarden Dollar am Fiskus vorbeizuschleusen. Teilhaber Otto Bruderer gab vor Richter Jed Rakoff zu, dass die Bank US-Bürger von 2002 bis 2010 dabei unterstützte, ihr Geld vor der Steuerbehörde zu verstecken.
„Wegelin war bewusst, dass dieses Verhalten falsch war“, sagte Bruderer am Donnerstagabend in einer Anhörung vor dem Bezirksgericht Manhattan. Die Bank ging nach seinen Worten jedoch davon aus, dass sie dafür in den Vereinigten Staaten nicht belangt werden kann - weil sie dort keine Niederlassung gehabt und sich an Schweizer Recht gehalten habe. „Und weil ein solches Verhalten in der Schweizer Bankbranche üblich war.“
Wegelin einigte sich mit den US-Behörden auf die Zahlung von knapp 58 Millionen Dollar. Der Betrag beinhaltet eine Strafe, Wiedergutmachung für mutmaßlich entgangene Steuereinahmen sowie mit US-Kunden erzielte Gewinne. Außerdem verpflichtete sich die Bank, amerikanische Kunden- und Bankdaten aufzubewahren und diese herauszugeben, sollten die Schweizer Behörden das anordnen. Bereits im April hatte das Gericht zudem gut 16 Millionen Dollar eingezogen, die auf einem Konto der Wegelin-Korrespondenzbank UBS im US-Bundesstaat Connecticut lagen.
Die amerikanischen Behörden hatten Wegelin im Januar 2012 verklagt und damit den zwischen den USA und der Schweiz schwelenden Steuerstreit eskaliert. Kurz zuvor hatte das Traditionshaus in einem Notverkauf den größten Teil seines Geschäfts an die Raiffeisen Bank veräußert, die es unter dem Namen Notenstein weiterführt. Zurück blieb lediglich das Geschäft mit US-Kunden. Das soll nun liquidiert werden, sobald das formelle Urteil von Richter Rakoff vorliegt - was im März der Fall sein dürfte. Dann endet die Geschichte der 1741 gegründeten Bank.
Wegelins Schuldeingeständnis ist nach Ansicht des US-Steueranwalts William Sharp ein Weckruf für die Branche, bei ihren amerikanischen Kunden auf die Einhaltung von US-Recht zu achten. Neben Wegelin sind weitere rund zehn Schweizer Banken im Visier der Amerikaner, darunter die Credit Suisse und Julius Bär sowie die Kantonalbanken von Zürich und Basel. Der Feldzug gegen Schweizer Banken begann 2007 mit einer Untersuchung gegen die UBS. Dieses Verfahren endete damit, dass die UBS 780 Millionen Dollar Strafe zahlte und mit dem Segen der Schweizer Behörden die Namen von 4450 US-Kunden herausgab. Andere Schweizer Banken, darunter auch Wegelin, übernahmen dann von UBS amerikanische Kunden.
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