Internetmedien - "Welt Online" zieht die Bezahlschranke hoch

[Snitlev]

Die Skepsis über den Erfolg ist sogar bei Springer groß, dennoch müssen Leser von "Welt Online" ab Mittwoch zum Teil für die Lektüre bezahlen. "Bild.de" soll bald folgen.

Leser der Online-Ausgabe der Zeitung Die Welt müssen ab Mittwoch für die Lektüre teilweise zahlen. Ab dann können Nutzer der Seite welt.de pro Monat 20 Artikel kostenlos lesen, ab dem 21. angeklickten Beitrag greift ein Bezahlsystem ähnlich einem Abonnement, teilte der Axel-Springer-Verlag mit.
Die Startseite bei welt.de bleibt den Angaben zufolge kostenfrei. Artikel, auf die von Suchmaschinen, sozialen Netzwerken oder anderen Seiten verlinkt werden, können ebenfalls weiter kostenlos gelesen werden, hieß es. Abonnenten einer Zeitung der Welt-Gruppe erhalten unbegrenzt freien Zugang. Die Welt ist die erste überregionale Tageszeitung in Deutschland, die für ihren Internetauftritt ein Bezahlsystem einführt. Andere Webseiten des Konzerns, darunter das Hamburger Abendblatt, sind bereits zum Teil kostenpflichtig.
"Wir wollen, dass Qualitätsjournalismus ein Geschäftsmodell bleibt", sagte Axel-Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner zu dem Vorstoß. Er räumte ein, dass die Skepsis darüber, ob das Projekt ein Erfolg werde, durchaus groß sei. Was passiere, wenn die User diesen Weg verweigerten, wisse man nicht, sagte er. "Wir müssen jetzt einfach anfangen." Romanus Otte, der bei der Welt-Gruppe für den digitalen Auftritt verantwortlich ist, räumte ein: "Wir werden an Reichweite verlieren. Nervös machen wird uns das aber nicht."

Quelle: Internetmedien: "Welt Online" zieht die Bezahlschranke hoch | Digital | ZEIT ONLINE

In meinen Augen der falsche Schritt, denn wenn ich dafür bezahlen soll suche ich mir andere Quellen und Springer schaut letztendlich ins leere. Online News gibts wie Sand am Meer und sie normalen Tageszeitungen haben doch die meisten sowieso als Abo in Papierform.

Aber so sieht man mal wieder welchen Weg der große Springerverlag gehen will, auf jeden Fall nicht den der Kunden...

mfg

[LongbowArcher]

Das Konzept funktioniert eigentlich nur mit exklusiven Inhalten, investigativem Journalismus und einem nicht austauschbaren Inhaltsportfolio. All das bietet die Welt nicht. Hauptsächlich besteht die Seite aus austauschbaren Nachrichten, die auf vielen anderen Seiten ebenfalls (kostenlos) zur Verfügung stehen. Die Welt wird daher sicher bald zurückrudern.

[mabuse]

Verstehen kann ich es schon.

Wir sehen das nicht, weil wir noch zu einer anderen Generation gehören, aber bei den "Digital Natives" dürften Käufer von Zeitungen bei weitem in der Minderheit sein. Denen bricht einfach die Geschäftsgrundlage weg.

Das Konzept funktioniert eigentlich nur mit exklusiven Inhalten, investigativem Journalismus und einem nicht austauschbaren Inhaltsportfolio.

Da wär ich mir nicht so sicher.
Klar bieten andere Seiten ähnliches - die Frage ist, wieviel Zeit und Lust man hat, die Seiten alle abzuklappern und herum zusuchen. Wenn man sich jetzt als klarer und übersichtlicher Standard etabliert, dann könnte man evtl. reichlich Abonnenten gewinnen, die weniger für die journalistische Leistung, als mehr für eine übersichtliche Zusammenstellung aller relevanten Nachrichten bezahlen.

Denn sein wir doch mal ehrlich:
Die meisten Seiten sind hoffnungslos mit Multimedia-Schnick-Schnack und Werbung (im weitestens Sinne, also auch Werbung auf andere, eigene Inhalte) überfrachtet, die sie nicht nur extrem unübersichtlich sondern auch scheiße langsam machen. Versucht nur mal, das Fernsehprogram des Tages online abzuchecken. Eine Katastrophe!
Google ist nicht Nummer eins geworden, weil sie (damals) die besseren Suchergebnisse hatten, sondern weil sie auf überflüssigen, ablenkenden Schnickschnack verzichtet haben. Und so einen Standard könnte jetzt auch die Welt setzen.

Ab dann können Nutzer der Seite welt.de pro Monat 20 Artikel kostenlos lesen, ab dem 21. angeklickten Beitrag greift ein Bezahlsystem ähnlich einem Abonnement,

Da frag ich mich aber ernsthaft, wie die die Leute identifizieren wollen. Bzw. wie man verhindern will, das man sich mehrfach unter falschen Namen anmeldet.
Würde nur per PostIdent gehen, aber das dürfte dann eine Bruchlandung werden.


Das ganze dürfte in erster Linie am Preis hängen. Wenn man realistisch kalkuliert und vom Normalpreis Papier, Druckkosten, Transport, Händlergebühren, Überproduktionen, Logistik für die Rücknahme nicht verkaufter Zeitung etc. abzieht, und das ganze auf Selbstkostenpreis kalkuliert (Geld kann man ja dann mit Premiumdiensten verdienen), dann könnte man u.U. durchaus ein Jahresabo für 10 Euro anbieten. Da seh ich sogar Chancen, wenn's schnell und übersichtlich aufgebaut wird.

[leus]

Verstehen kann ich es schon.

Wir sehen das nicht, weil wir noch zu einer anderen Generation gehören, aber bei den "Digital Natives" dürften Käufer von Zeitungen bei weitem in der Minderheit sein. Denen bricht einfach die Geschäftsgrundlage weg.

Jupp, als "Digital Native" kann ich das nur bestätigen. Ich find die unpraktisch vom Format her, es ist irgendwo auch Verschwendung von Ressourcen und es gibt kostenlose Alternativen.

Da wär ich mir nicht so sicher.
Klar bieten andere Seiten ähnliches - die Frage ist, wieviel Zeit und Lust man hat, die Seiten alle abzuklappern und herum zusuchen. Wenn man sich jetzt als klarer und übersichtlicher Standard etabliert, dann könnte man evtl. reichlich Abonnenten gewinnen, die weniger für die journalistische Leistung, als mehr für eine übersichtliche Zusammenstellung aller relevanten Nachrichten bezahlen.

Die übersichtliche Zusammenstellung aller relevanter Nachrichten gibt es allerdings auch in anderen Zeitungen. Und so lang sich die Verlage nicht absprechen, was sie wahrscheinlich nicht dürfen und gleichzeitig eine Bezahlschranke hochziehen, denk ich das die Leute einfach umschwenken werden.

Da frag ich mich aber ernsthaft, wie die die Leute identifizieren wollen. Bzw. wie man verhindern will, das man sich mehrfach unter falschen Namen anmeldet.
Würde nur per PostIdent gehen, aber das dürfte dann eine Bruchlandung werden.

Wenn es tatsächlich 10 Euro pro Jahr werden, was ich bezweifel, da die meisten Anbieter von digitalen Medien einfach gierig sind, werden sich die Leute nicht den Aufwand machen ständig neue Accounts zu machen und zwischen denen zu wechseln für 80 Cent/Monat.

Das ganze dürfte in erster Linie am Preis hängen. Wenn man realistisch kalkuliert und vom Normalpreis Papier, Druckkosten, Transport, Händlergebühren, Überproduktionen, Logistik für die Rücknahme nicht verkaufter Zeitung etc. abzieht, und das ganze auf Selbstkostenpreis kalkuliert (Geld kann man ja dann mit Premiumdiensten verdienen), dann könnte man u.U. durchaus ein Jahresabo für 10 Euro anbieten. Da seh ich sogar Chancen, wenn's schnell und übersichtlich aufgebaut wird.

[mabuse]

Die übersichtliche Zusammenstellung aller relevanter Nachrichten gibt es allerdings auch in anderen Zeitungen.

Sorry, aber übersichtlich hab ich bisher noch nie gesehen.

Wenn es tatsächlich 10 Euro pro Jahr werden, . . . werden sich die Leute nicht den Aufwand machen ständig neue Accounts zu machen und zwischen denen zu wechseln für 80 Cent/Monat.

Ja, eben.
Potentiell könnte so ein Geschäftsmodell wirklich funktionieren, wenn . . . ja, wenn nicht . . .

. . . was ich bezweifel, da die meisten Anbieter von digitalen Medien einfach gierig sind.

Du sagst es, mein Freund

[v6ph1]

Diese Diskussion haben wir schonmal allgemein geführt
Daher als Abkürzung mein Post: http://www.sb-innovation.de/showthre...852#post303843

Hinzufügen möchte ich noch, dass eine Anmeldung mit Benutzeraccount (die bei einem solchen Angebot unvermeidlich ist) viele potentielle Nutzer abschreckt.
Weiterhin ist das Modell unflexibel, da viele gerne Nachrichten von verschiedenen Seiten lesen und die Angebote kombinieren.
(Sport bei Kicker, Nachrichten bei Spiegel, Internationales beim Schweizer Fernsehe, Kommentare bei Telepolis,...)

Auch ist es schon mehr als Bedenklich, dass durch den Account-Zwang dann die Verlage einen kompletten Überblick über die Interessen des Nutzers bekommen.

mfg
v6ph1

[Se7Ven]

Hinzufügen möchte ich noch, dass eine Anmeldung mit Benutzeraccount (die bei einem solchen Angebot unvermeidlich ist) viele potentielle Nutzer abschreckt.
Weiterhin ist das Modell unflexibel, da viele gerne Nachrichten von verschiedenen Seiten lesen und die Angebote kombinieren.
(Sport bei Kicker, Nachrichten bei Spiegel, Internationales beim Schweizer Fernsehe, Kommentare bei Telepolis,...)

Auch ist es schon mehr als Bedenklich, dass durch den Account-Zwang dann die Verlage einen kompletten Überblick über die Interessen des Nutzers bekommen.

mfg
v6ph1

dito

Das ganze Projekt/Modell scheint nicht bis in das kleinste Detail durchdacht worden zu sein und die eigene Anonymität wird zukünftig eine höhere Priorität für die Nutzer haben....das Angebot offenbart keine überragenden Besonderheiten oder außergewöhnliche "Delikatessen"

PS: Im Gegenteil welcher nützliche informative Effekt wird erkennbar und eigentlich werden mehr Defizite als Vorteile bei dieser Prozedur des Offenbarens deutlich...

[mabuse]

Hinzufügen möchte ich noch, dass eine Anmeldung mit Benutzeraccount (die bei einem solchen Angebot unvermeidlich ist) viele potentielle Nutzer abschreckt.

Wieso?
Wir haben das Gleiche doch in jedem Board, jedem email-Account, jeden sozialen Netzwerk, jedem Instant-Messenger und und und. Da wird auch niemand von dem Account abgeschreckt. Und auch bei einem Zeitungsportal kann man mit Cookies arbeiten.

Weiterhin ist das Modell unflexibel, da viele gerne Nachrichten von verschiedenen Seiten lesen und die Angebote kombinieren.
(Sport bei Kicker, Nachrichten bei Spiegel, Internationales beim Schweizer Fernsehe, Kommentare bei Telepolis,...)

Das wäre dann der Fall für Premium-Dienste.

10 Euro im Jahr für die "Grundversorgung".
Wer's dann genauer wissen will, kann für weitere 10 €/a sagen wir mal Sport intensiv dazubuchen. Die Artikel in der Welt sind dann die tageszeitungs-üblichen Kurzberichte und Zusammenfassungen, außerdem gibt es aber Links auf die ausführlichen Kicker-Artikel (natürlich muss die Welt dafür dem Kicker - sagen wir mal, 75% der Premiumgebühren abdrücken). Der Unterschied zu einzelnen Abos (denn auch der Kicker wird über kurz oder lang seine Artikel nicht mehr umsonst anbieten können), ist halt, das man alles (übersichtlich?) unter einem Dach findet.

Oder Wirtschaft: Grundversorgung wird abgedeckt, Premium ist mit aktuellem Börsenticker, Querverweisen zum Handelsblatt und ggf. internationalen Publikationen. Alles nichts, was man nicht auch einzeln buchen/aufrufen könnte, aber die Zusammenfassung auf einer einzigen Seite macht's - sofern diese übersichtlich gestaltet wird.

Auch ist es schon mehr als Bedenklich, dass durch den Account-Zwang dann die Verlage einen kompletten Überblick über die Interessen des Nutzers bekommen.

Da hast du nicht ganz unrecht.
Die Frage ist, wie fein beispielsweise Premiumdienste heruntergebrochen werden - und was sich an Aussage herausziehen lässt.
Das sich jemand für Fußball oder Wirtschaft oder Politik interessiert ist imho kaum bedenklich. Erstens trifft das mehr oder weniger auf jeden zu, zweitens sind das doch sehr allgemein gehaltene Interessensgebiete, schwerlich für irgendwas sinnvolles auswertbar.

Bedenklicher wäre schon, wenn man im Wirtschaftsteil einen Ticker mit den Aktienkursen von Apple laufen lässt - daran lässt sich Besitz oder Kaufabsicht erkennen. Aber dieses Problem hat man bei allen Premium-Online-Diensten (und über kurz oder lang werden alle Dienste mit echten Informationen Premium werden. Irgendwie muss das nun mal finanziert werden.)
Sicher ist man da nur, wenn man auf solche Dienste komplett verzichtet und sich mit Infos aus der Tageszeitung versorgt. Die aber teurer ist und natürlich immer (mindestens) einen Tag hinterherhinkt. Und dieser eine Tag kann verdammt teuer werden . . .

[Snitlev]

Wieso?
Wir haben das Gleiche doch in jedem Board, jedem email-Account, jeden sozialen Netzwerk, jedem Instant-Messenger und und und. Da wird auch niemand von dem Account abgeschreckt. Und auch bei einem Zeitungsportal kann man mit Cookies arbeiten.


Das wäre dann der Fall für Premium-Dienste.

10 Euro im Jahr für die "Grundversorgung".
Wer's dann genauer wissen will, kann für weitere 10 €/a sagen wir mal Sport intensiv dazubuchen. Die Artikel in der Welt sind dann die tageszeitungs-üblichen Kurzberichte und Zusammenfassungen, außerdem gibt es aber Links auf die ausführlichen Kicker-Artikel (natürlich muss die Welt dafür dem Kicker - sagen wir mal, 75% der Premiumgebühren abdrücken). Der Unterschied zu einzelnen Abos (denn auch der Kicker wird über kurz oder lang seine Artikel nicht mehr umsonst anbieten können), ist halt, das man alles (übersichtlich?) unter einem Dach findet.

Naja es macht schon einen Unterschied ob ich mich annoym unter einem Pseudoaccount verstecken kann wie halt in social Networks oder Messenger bzw. irgendwelchen Foren denn in der Regel sind diese kostenlos.
Aber bei Abo's mit Bezahlungen sieht das anders aus dort kann man sich eben nicht mal eben so einen Pseudonym anlegen denn die Bankdaten kann man nicht einfach so fälschen.

Zum Kicker kann ich dir jetzt schon sagen das sie schon kostenpflichtig sind wenn man ein Abo will, ansonsten sind nur allg. Sportnews auf der Seite vorhanden die man auch woanders lesen kann, für mehr Inhalte wird gleich auf das Abo verwiesen...

mfg