Betrachtet man die europäischen Ligen, stellt man sofort fest, dass in den letzten zwanzig Jahren nur wenige Vereine den jeweiligen nationalen Meistertitel gewonnen haben. In Spanien erwartet man den Sieg von Real Madrid bzw. Barcelona jahrein, jahraus. Nur viermal in den letzten 20 Jahren hat ein anderes Team die Primera Division gewonnen. In der Premier League hat Manchester United in den letzten zwei Jahrzehnten 60% der Titel errungen, die höchste Quote bei den vier hier überprüften Ligen.
Festzustellen ist eine offensichtliche Korrelation zwischen dem Transferwert eines Teams und der Anzahl seiner Meistertitel. Es handelt sich um einen Prozess des positiven Feedbacks: Wertvollere Vereine gewinnen häufiger, erhalten deswegen mehr Einnahmen aus Fernsehen und Merchandising, können deshalb immer kostspieligere Spieler verpflichten, usw. Die Bundesliga ist trotz des Konzentrationsprozesses noch etwas kompetitiver, weil die Fernseheinnahmen zwischen den Teams nach einem vereinbarten Schlüssel geteilt werden. Nicht so in Spanien, wo Barcelona und Real Madrid eigene und viel größere Fernsehumsätze als der Rest der Liga haben.
Abb. 3 zeigt, wie viel es kostet, Meisterschaften zu "garantieren". Die horizontale Achse ist der kumulative Wert der Teams. Die zwei größten spanischen Vereine z.B. stellen bereits etwa 43% des Werts der Liga dar. Die vertikale Achse ist der Prozentsatz der gewonnenen Liga-Titel in den letzten 20 Jahren. Für Spanien z.B. ergeben sich in diesem Zeitraum mit etwa 43% des Marktwertes bereits 80% der Titel. Wie man sieht, fallen die meisten Titel auf nur wenige Vereine, die den größten Teil des Ligawertes darstellen. Die Kurven flachen ab dem Moment ab, wo kaum zusätzliche Vereine eine Chance haben, den Titel zu gewinnen.
Es ergibt sich folgende Situation: In Spanien garantieren 50% des Liga-Transferwertes (drei Vereine) 85% der Meistertitel. In Italien sind vier Teams für 50% des Wertes der Liga verantwortlich und sie erhalten auch 85% der Titel. In der Premier League spielen fast nur vier Teams um die Meisterschaft: Sie bringen es auf 45% des Werts der Liga und erhalten 90% der Titel. Nur die Bundesliga ist wiederum etwas ausgeglichener: Hier braucht man 7 Vereine, um auf 95% der Titel zu kommen, obwohl 50% der Titel in den letzten 20 Jahren auf die Bayern entfielen. Trotz aller europäischen Unterschiede zeigen die Kurven deutlich, dass die Vereine, die etwa 60% des Werts der Liga darstellen, durchschnittlich ungefähr 9 von 10 Titeln gewinnen. Alles andere ist ein Betriebsunfall, der nie ausgeschlossen werden kann, der aber immer unwahrscheinlicher wird.
In Abb. 3 erreichen manche Kurven nicht 100% der gespielten Titel, weil inzwischen Titelträger in die zweite Liga abgestiegen sind. Kurios ist auch Manchester City, der erste Punkt in der Reihe der Premier League: Der Verein hat in den letzten 20 Jahren keinen Meistertitel gewonnen, ist aber derzeit der teuerste Club in England und liegt standesgemäß auf dem ersten Platz in der laufenden Saison.
Abb. 3 ist deswegen so interessant, weil sie anschaulich macht, dass im Fußball die teuersten Vereine am Ende regelmäßig gewinnen, und wie viel dafür zu investieren ist. Es ist die Gewinn-Investitionskurve des Fußballs. Es gibt selbstverständlich Fußballwunder, z.B. als Kaiserslautern die Bundesliga gleich nach dem Aufstieg gewann. Es gibt auch sehr effiziente Vereine wie Manchester United, die mit nur 12% des Werts der gesamten Liga 60% der Meistertitel in der Premier League abräumen. An diesem Maßstab gemessen ist der Trainer Sir Alex Ferguson ein Finanzgenie, das ständig die getätigte Investition verfünffacht. Ferguson ist zweifellos der König Midas des Fußballs.
Man kann also im Fußball einen Titel nur gewinnen, wenn die Konkurrenz finanziell in Grund und Boden gestampft wird. Der Scheich Sulaiman Al-Fahim, ein Mann ohne Geldprobleme, hat das verstanden. Er wollte für die Abu Dhabi United Group nicht nur Manchester City, sondern dazu noch Chelsea haben. Zusammen wären das über 25% des Wertes der Premier League gewesen und die Investition hätte auf Dauer etwa die Hälfte der Meistertitel eingebracht (nach dem erwarteten Verlauf der oben besprochenen Kurven). Der Kauf von Chelsea hat sich nicht materialisiert, der Scheich bleibt aber auf der Lauer.
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