Ohne Überzeugung und Konzept
Dem deutschen Spiel fehlte es gegen die wuseligen und kampfstarken Japanerinnen aber nicht nur an Durchschlagkraft, sondern auch an der nötigen Überzeugung - und an einem Konzept. Dieser Vorwurf geht an die Adresse der Bundestrainerin, deren Erklärungsversuche hinterher allesamt irgendwie ins Leere griffen. Ja, die Verletzung von Kim Kulig, die sich in der Anfangsphase der Begegnung schwer am Knie verletzte und mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausgewechselt wurde ("Das war ein echter Schock, das hat das gesamte Team verunsichert"), traf die Mannschaft natürlich schwer. Aber sie war nicht spielentscheidend. Zumal die defensive Mittelfeldakteurin im letzten Spiel gegen Frankreich, aus Furcht sie könne die zweite Gelbe Karte bekommen, gar nicht auf dem Platz stand - und die DFB-Auswahl auch ohne Kulig 4:2 gewann. Ein Ausfall der Regisseurin Celia Okoyino da Mbabi hätte Deutschland vermutlich viel schlimmer getroffen.
Viele fragten sich hinterher, warum Silvia Neid ihrer Mannschaft gegen Japan ohne Not ein anderes Gesicht verpasst hatte und auf drei Positionen wechselte. Gegen Frankreich wurde das Offensivspiel nicht zuletzt wegen Lira Bajramaj und Kerstin Garefrekes, den beiden Flügelspielerinnen, endlich dynamischer. Variabilität und Unberechenbarkeit, das waren die Schlüssel zum Erfolg gegen Frankreich, nach dem der Traum vom WM-Titel plötzlich wieder zum Greifen nah erschien. Nun, gegen Japan, blieb Bajramaj über 120 Minuten draußen. Ihr auch technisch hochanspruchsvolles Spiel hätte der oft blind anrennenden deutschen Mannschaft gut getan. "Ich mache mir keine Vorwürfe", sagte Silvia Neid hinterher. "So ist das eben wenn die Nummer zwei der Welt auf die Nummer vier trifft. Da entscheiden Nuancen." Aber so einfach ist es natürlich nicht.
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