Erinnert sich noch jemand an die Sache mit WikiLeaks? An die unzähligen US-Botschaftsdepeschen, die im Netz öffentlich gemacht wurden? Die wenigsten der diplomatischen Berichte waren sonderlich brisant, aber alle zusammen stellten sie die Vereinigten Staaten bloß. Seither werden sich die Amerikaner manches Mal vor Wut in den Bauch gebissen haben, dass sie so viele Daten auf einen Haufen gepackt haben. Und inzwischen dürfte auch der letzte Beamte im State Department begriffen haben: je weniger Daten, desto besser. Das ist das Grundgesetz der digitalen Welt.
Es gilt für private Unternehmen wie Facebook und Google. Und es gilt genauso für den Staat. Man muss daran noch einmal erinnern, wenn gerade wieder über die Vorratsdatenspeicherung gestritten wird. »Vorratsdatenspeicherung« – das klingt so trocken, dass man am liebsten gleich wieder abschaltet. Aber in Wahrheit bedeutet dieses Verfahren eine permanente Durchleuchtung unseres Alltags. Darüber zu streiten ist keine spinnerte Idee von Datenphobikern und altliberalen Bürgerrechtlern. Sondern notwendig.
Jeder von uns, der ein halbwegs neues Handy besitzt, zieht einen digitalen Schatten hinter sich her. Eine breite Spur von Informationen, die unser ganzes Leben enthalten. Alle paar Minuten senden smarte Mobiltelefone ihren Standort, machen also ihren Nutzer lokalisierbar. Sie verraten, mit wem wir wie lange und wie häufig telefonieren, welche E-Mails wir empfangen. All diese Informationen plus unser Kommunikationsverhalten im Internet und im Telefonfestnetz registriert die Vorratsdatenspeicherung.
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