ZEIT ONLINE: Herr Kolat, am Dienstag tagte die Deutsche Islamkonferenz erstmals unter dem Vorsitz des neuen Innenministers Hans-Peter Friedrich (CSU). Der hatte zuletzt mit seiner Äußerung, der Islam gehöre historisch bedingt nicht zu Deutschland, auch bei Ihnen für Kritik gesorgt. Wie war die heutige Begegnung?
Kenan Kolat: Von Seiten der muslimischen Teilnehmer gab es viel Kritik an dieser Äußerung. Wir haben mehr als eine Stunde lang heftig diskutiert. Doch Herr Friedrich bleibt dabei, das finde ich schade. Es geht ja nicht um die historischen Details, obwohl sich zum Beispiel auch im Deutschen viele Wörter arabischer Prägung finden. Mir geht es vor allem darum, dass der Innenminister doch für uns alle da sein muss, für alle Religionen. Er darf also nicht signalisieren, dass die Muslime nicht wirklich dazu gehören. Friedrich ist nun nicht mehr CSU-Landesgruppenvorsitzender, er muss sich von der Parteilinie lösen und auch seine Äußerungen in Zukunft mehr bedenken.
ZEIT ONLINE: Wie hat der Minister auf die Kritik reagiert?
Kolat: Er hat schon versucht, darauf einzugehen. Leider hat er seine grundsätzliche Position nicht geändert. Ich denke dennoch, dass er und seine Berater über unsere massive Kritik nachdenken werden.
ZEIT ONLINE: Es gab ja gerade von Seiten der Muslime viele Vorbehalte gegenüber einem Innenminister aus der CSU. Was sagen Sie heute nach dem Treffen mit Friedrich?
Kolat: Wir müssen einfach abwarten, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt. Allerdings fand ich Friedrichs Vorstoß zu der Sicherheitspartnerschaft gegen islamistischen Extremismus heute auch nicht gerade sehr passend.
ZEIT ONLINE: Warum?
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