Ein Amerikaner könnte Medizingeschichte schreiben, obwohl er vor wenigen Tagen erfahren hat, dass er querschnittgelähmt ist. Nach einem Unfall wurde der Mann in eine Klinik in Atlanta eingeliefert. Die niederschmetternde Diagnose: schwere Rückenmarkschäden. Nun ist der Patient der erste Mensch, dem Ärzte Zellen aus embryonalen Stammzellen gespritzt haben. Wer würde da nicht neue Hoffnung schöpfen? Immerhin versprechen Stammzellforscher seit Jahren, dass sie einst zerstörte Nervenzellen nachbilden werden, Lahme gehend und Blinde sehend machen. Nun müssen sie sich ihrer Vision stellen.
Zu große Hoffnungen sind jedoch verfrüht. Noch befindet sich die klinische Studie mit embryonalen Stammzellen in der Phase I – und das heißt: Die Mediziner prüfen lediglich, ob ihre gezüchteten Zellen dem Patienten nicht womöglich schaden. Gelähmte Mäuse konnten Forscher zwar mit den aus Stammzellen gewonnenen Ersatzzellen wieder beweglicher machen. Doch zeigten Tierversuche auch, dass die gespritzten Zellen das Krebsrisiko erhöhen. Wenn der Patient am Shepherd-Center in Atlanta also die Zellen verträgt, sie dort bleiben, wo sie injiziert wurden und keine Tumore bilden, wäre schon viel gewonnen.
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