30. Januar 2010 Sein Job verlangt von Josef Ackermann im Moment enorme Selbstdisziplin. Auf Banker einzuprügeln ist die Mode der Saison. Zurückkeilen geht nicht, so viel hat der Deutsche-Bank-Chef verstanden. Das macht die Sache nur noch schlimmer. Also erduldet Ackermann die Schelte. „Ich bin nicht in der Defensive“, so beginnen viele seiner Sätze in diesen Tagen – und verraten genau das Gegenteil.
Selbst auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, eigentlich ein Heimspiel, ziehen Banker aggressive Angriffe auf sich. In einem furios-wirren Auftritt gelobt Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, die Perversionen des Finanzkapitalismus auszumerzen. Unbotmäßige Bank-Manager würde er am liebsten eigenhändig feuern, lässt der Franzose durchklingen, und wer im Finanzdistrikt dann noch nicht spurt, auf den werde er die Völker der Welt jagen. Die Hälfte der Zuhörer ist entzückt ob der Tiraden. Josef Ackermann sitzt in der ersten Reihe, zwingt sich zu einem Lächeln und klatscht am Ende höflich Beifall – was soll er auch tun?
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