Die Reportage deckt auf, was sich hinter der Fassade von Amazon.de verbirgt und wer dafür zahlt, dass die schöne neue Warenwelt des Internethändlers so billig zu haben ist.
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Amazon ist der mit Abstand größte Online-Händler der Welt und auch in Deutschland schon lange die Nummer eins. Fast jedes Produkt lässt sich hier günstig bestellen, geliefert wird oft über Nacht – selbst noch am Heiligen Abend. Doch wer packt die Pakete für die Bescherung? Jedes Jahr zur Hochsaison wirbt Amazon Deutschland tausende Wanderarbeiter aus dem Ausland an. Für viele Spanier ist der Ruf nach Deutschland in Zeiten der Eurokrise wie ein Lottogewinn.
Was die Arbeiter tatsächlich erwartet, ist eine böse Überraschung. Nicht Amazon legt ihnen in Deutschland einen Vertrag vor, sondern eine Leiharbeitsfirma. Deutlich weniger Lohn als bei der Anwerbung in Spanien versprochen, nach Feierabend stundenlanges Warten auf den überfüllten Bus, der sie über zig Kilometer Autobahn in ihre Unterkunft bringen soll. Sie leben zu zweit auf engstem Raum in einem zu dieser Jahreszeit verlassenen Ferienpark.
Hier führt ein Sicherheitsdienst ein Regime, das auf Einschüchterung setzt und immer wieder in die Privatsphäre der Arbeiter eindringt. Wer sich wehrt, fliegt raus. Fristlos. Die Reportage deckt auf, was sich hinter der Fassade von Amazon.de verbirgt und wer dafür zahlt, dass die schöne neue Warenwelt des Internethändlers so billig zu haben ist.
Das ist schon krass wie bei Amazon die Mitarbeiter ausgenutzt und behandelt werden, aber letztendlich sind wir alle mitschuld denn wir kaufen da wo es am billigsten ist.
Wir schauen auch nicht hinter die Kulissen oder interessieren uns für deren Arbeitsbedingungen und solange wir selber unser Kaufverhalten nicht ändern wird sich auch Amazon nicht verändern.
Auch ich bin als regelmässiger Amazonkunde doch sehr schokiert über diese Doku und wußte zwar das sie Billigarbeiter aus dem Osten beschäftigen aber solche Arbeitsbedingungen habe ich nicht erwartet und daher werde ich demnächst wesentlich bewußter überlegen wo ich zukünftig einkaufen gehe...
mfg
14.02.13, 19:40
LongbowArcher
Nun, der Vorwurf ist nicht neu, es gab hierzu vor kurzem schon mal eine Doku. Nichts desto trotz bin ich als regelmäßiger Kunde von amazon.de auch etwas schockiert darüber, wie das unternehmen handelt, hat amazon.de doch eigentlich einen sehr guten Ruf. Grade der Marktführer könnte und sollte hier anders agieren!
14.02.13, 20:33
leus
Grade die Marktführer sind meistens die Unternehmen mit den gierigsten und gewissenlosesten Führungskräften. (Und deshalb Marktführer (Zumindest in den Branchen in denen eine Vorherrschaft am Markt nicht primär durch Patente und Know-How gesichtert wird.))
Nachvollziehbar sind diese Standards keinesfalls gerade wenn ein Marktführer auf seinen guten Ruf bedacht ist und seine Kunden nicht verlieren möchte sind solche Aktionen den eigen Mitarbeitern gegenüber mehr als bedenklich somit kontraproduktiv in der globalen Auswirkung.
Diese Prozedur hinterlässt sicherlich einen bitteren Nachgeschmack und ein ungutes Bauchgefühl bei den aufmerksameren bewusst kaufenden Kunden.
16.02.13, 10:44
Snitlev
Erster Verlag kündigt Amazon nach ARD-Enthüllungen
Eine ARD-Doku zeigt, wie der Online-Versandhändler Amazon offenbar seine Mitarbeiter ausbeutet. Nun reagiert mit Ch. Schroer der erste Verlag: In einem Brief erhebt der Geschäftsführer schwere Vorwürfe – und spricht die Kündigung aus.
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Mit Ch. Schroer kündigt damit der erste Verlag dem Online-Versandhändler Amazon. „Sie sind, waren es nie und werden es wohl auch zukünftig nicht werden: ein Unternehmen, das Menschen wie Menschen, das Verlage wie Partner, das Kunden wie Könige und Kaiser behandelt“, heißt es in einem offenen Brief des Geschäftsführers Christopher Schroer. „Wir können daher nur die Konsequenzen ziehen und sagen ,Adieu!‘ Und eigentlich sind wir froh darüber, einen so schwierigen Geschäftspartner los zu sein.“
Anlass für den ungewöhnlichen Schritt ist eine ARD-Reportage zu bedenklichen Arbeitsbedingungen bei Amazon. Zu den Vorwürfen zählt unter anderem, dass der Versandhändler die Wanderarbeiter in überfüllten Bungalows unterbringen soll und angeblich von Sicherheitsfirmen überwachen lässt. Am Tag nach der Ausstrahlung hatte es einen regelrechten Shitstorm gegen das Unternehmen gegeben.
„Sie behandeln Menschen wie Ware“
Die aktuelle Berichterstattung, so schreibt es Schroer nun an Amazon-Boss Jeff Bezos, bringe das Fass zum Überlaufen. „Sie behandeln Menschen wie Ware. Menschen, die in eine Notlage geraten sind, die Arbeit dringend brauchen. Diese Menschen, Ihre Arbeitnehmer, Ihr ,Humankapital‘, behandeln Sie mit genauso unfairen Praktiken, die Sie schon uns haben angedeihen lassen.“
Dieser Satz bezieht sich auf Vorwürfe zum Geschäftsgebaren Amazons, die Schroer im ersten Teil des Briefes auflistet, der auf der Homepage des Verlags zu lesen ist. Dabei geht es unter anderem um „überzogene Rabattforderungen“, das Ausnutzen der Marktmacht gegenüber kleinen Partnern und offenbar merkwürdige Buchungstricks.
Spoiler„Was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends“:
Die Kündigung ist erstaunlich, weil Verlage ohne eine Listung bei Amazon Wettbewerbsnachteile befürchten müssen – so schreibt es Schroer selbst. „Amazon macht sichtbar, und wer bei Ihnen nicht gelistet ist, der ist bei Endkunden nicht ,seriös‘ – oder: was es bei amazon.de nicht gibt, gibt’s nirgends.“
Der Ch. Schroer Verlag hat seinen Sitz in Lindlar und wurde erst im Januar 2012 gegründet und hat sich auf deutschsprachige Debütromane spezialisiert. Amazon beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 7700 festangestellte Mitarbeiter in den Logistikzentren in Graben bei Augsburg, Bad Hersfeld, Leipzig, Rheinberg, Werne, Pforzheim und Koblenz.
Vielleicht helfen solche Massnahmen ja doch Amazon zum Umdenken zu bewegen...
mfg
16.02.13, 18:06
Se7Ven
Diese Reportagen benötigen wir um soziale tief greifende Veränderungen herbeizuführen die ein verantwortungsvolles soziales Bewusstsein fördern und wenn Journalismus diese Missstände an die Öffentlichkeit bringt kann sich ein Gefühl der Solidarität in der Gesellschaft zum Wohle aller Bürger entwickeln.
17.02.13, 10:53
Snitlev
Von der Leyen droht mit Folgen
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Der Fall Amazon beschäftigt inzwischen auch die Politik. Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen, droht der für Amazon tätigen Leiharbeitsfirma mit drastischen Folgen. In Kürze werde der Bericht von Sonderprüfern vorliegen. Er werde "zeigen, welche Konsequenzen gezogen werden müssen. Sollte die Sonderprüfung ergeben, dass an den Vorwürfen gegen die Leiharbeitsfirma etwas dran ist, dann steht die Lizenz auf dem Spiel", sagte von der Leyen der "Welt am Sonntag".
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier zeigt sich ebenfalls alarmiert: "Wenn Missstände vorliegen, müssen diese aufgeklärt und abgestellt werden." Die Landesregierung sei aber formal nicht zuständig. Den Grünen im Land reicht das nicht: Die Regierung müsse jetzt bei der Bundesagentur für Arbeit Überprüfungen anstoßen, fordert Kai Klose, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, gegenüber dieser Zeitung.
Hessen bemüht sich zurzeit um die Anwerbung spanischer Facharbeiter aus der Region Madrid. Deshalb müsse auch die Landesregierung untersuchen, unter welchen Bedingungen die Landsleute dieser Facharbeiter hier arbeiten, sagte Klose weiter.
SpoilerVer.di wirft Ausnutzen der Not vor:
Die Gewerkschaft Ver.di sieht Amazon direkt in der Pflicht und fordert den Handelsgiganten auf, aktiv zu werden. Hier werde die Notsituation von Menschen ausgenutzt. Da erneut die Leiharbeitsbranche in schlechtes Licht gerät, reagierte auch Volker Enkerts, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP): "Wir distanzieren uns auf das Schärfste, sollte das, was dort bei Amazon mit Zeitarbeitnehmern geschehen ist, tatsächlich zutreffen und von Mitgliedsunternehmen zu verantworten sein."
Politische Bekundungen allein dürften dem Internet-Konzern jedoch weniger schaden als abwandernde Kunden. Wolfgang Grupp, Inhaber des schwäbischen Textilherstellers Trigema, beobachtet die Entwicklung genau: "Wir haben die Vorwürfe registriert. Wenn sich herausstellen sollte, dass solche Methoden das Geschäftsprinzip von Amazon sind, müssen wir überlegen."
So und nun schaltet sich auch noch die Politik mit ein, mal sehen ob man es jetzt schafft ein faires Arbeitsmodell zu entwickelen wobei alle was davon haben, Arbeitgeber und Arbeitnehmer das könnte auch als Basis für ähnliche Ausbeuterfirmen gelten...
mfg
17.02.13, 19:05
Se7Ven
Quote:
Originally Posted by Snitlev
Von der Leyen droht mit Folgen
So und nun schaltet sich auch noch die Politik mit ein, mal sehen ob man es jetzt schafft ein faires Arbeitsmodell zu entwickelen wobei alle was davon haben, Arbeitgeber und Arbeitnehmer das könnte auch als Basis für ähnliche Ausbeuterfirmen gelten...
mfg
Das wäre eigentlich das Minimum "Fairness" an menschlichen Arbeitsvoraussetzungen und interessierte Bürger die sich mit Insidern aus dem Bereich Zeitarbeitsfirmen Informativ ausgetauscht haben um über die dortigen Verhältnisse sowie Bedingungen zu sprechen ....können erahnen.welche Zustände einen Arbeitnehmer dort erwarten.