Leverkusen – Bayers Zukunft ist königlich. Mit dem 2:0-Sieg in Nürnberg die Champions-League eingetütet. Da darf man auch mal mächtig stolz sein. Aber die Gegenwart kann auch die schönsten Fußball-Feiern stören. Die Gegenwart heißt: Peter Ippolito (51).
SPD-Chef Ippolito spricht von Enteignung.
Das ist Leverkusens SPD-Fraktionsvorsitzender, der auch mal etwas sagen wollte. Und das tat er dann auch: Er machte sich Gedanken über die kaputte Stelzenautobahn der A1. Und im Zuge der bitter notwendigen Modernisierung warf der Politiker Wörter wie „Enteignung“ von Häusern und „Teilabriss“ der BayArena ins Spiel.
Apokalyptische Bombe
Die apokalyptische Bombe war gezündet. Im Düsseldorfer Ministerien sei der Bau einer „gigantischen Autobahn“ für Küppersteg und die Enteignung von Anwohnern im Stadionbereich im Gespräch, teilte der ehemalige Grünen-Mann mit. Denn eine Tunnellösung, einhellig die beste Variante, sei aus Kostengründen längst vom Tisch.
Die angedachte neue Brücke müsse 18 Meter breiter werden als die bisherige. „Es wird dafür in der Ministerialbürokratie bereits über den Kauf von Flächen nachgedacht“, berichtete der SPD-Fraktionsvorsitzende geheimnisvoll.
Und damit würde es eng im Bereich BayArena und Marienburger Straße werden, die neben der Stelzenautobahn verlaufen. Und dann könne man ja einfach mal die BayArena, die gerade erst für rund 80 Millionen Euro modernisiert und vergrößert wurde, abreißen.
Bayer-Chef Holzhäuser: „Dann bauen wir neue Arena in Köln!“
Bayers Klubchef Wolfgang Holzhäuser wusste am Sonntag auf EXPRESS-Anfrage nicht so recht, wie er auf den Vorschlag des SPD-Mannes reagieren sollte. Lachen wäre vielleicht eine gute Idee gewesen. Aber bei Politikern weiß man ja nicht so recht, wie ernst es ihnen tatsächlich ist.
Also versuchte es Holzhäuser mit ein wenig Galgenhumor: „Na ja, wenn das tatsächlich der Plan sein soll, dann bauen wir eben ein neues Stadion in Flittard. Das ist dann im Kölner Stadtgebiet. Und dann bezahlen wir auch unsere Steuern in Köln.“
Ein Umzug auf Kölner Stadtgebiet ist dabei gar nicht mal so abwegig. Bevor Bayer nämlich beschloss, das Stadion aufwendig zu erweitern, galt Flittard tatsächlich als Option eines kompletten Neubaus.
Dass es einmal so weit kommen könnte, ist trotz der maroden A1 und der katastrophalen Verkehrszustände eher unwahrscheinlich. Aber die irre Idee des Politikers Ippolito ist jetzt nun einmal in aller Munde. Und sorgt bei den Anhängern von Bayer für Entrüstung.
Empörung bei den Fans
Von „Blödsinn“ über „schockierend“ bis „Was ist denn in den gefahren?“ lauteten noch die harmlosesten Kommentare.
Ippolitos Vorpreschen darf man dann auch als Alleingang bezeichnen. Denn vor wenigen Tagen hatte bereits Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) die Probleme mit der Leverkusener Rheinbrücke und der A1 auf höchster Ebene diskutiert. Er war bei Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin.
Von Enteignung oder Teilabriss der BayArena war bei der Zusammenkunft keine Rede, sickerte durch.
Aber so etwas kann sich ja schnell ändern. In den kommenden Tagen hat sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück zur Ortsbegehung der kaputten A1 angesagt. Und der bekennende Fußball-Fan (Borussia Mönchengladbach, BVB) wird sicher auch ein Auge auf die schmucke BayArena werfen.
Man darf gespannt sein, mit welcher Idee Merkels Herausforderer aufwartet...
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