Am Ende hatte all die Lobbyarbeit nichts geholfen. Die Londoner Finanzbranche musste am Mittwochabend eine herbe Niederlage einstecken. Nach monatelangem Streit einigten sich das EU-Parlament und die EU-Mitgliedsstaaten in der Nacht zum Donnerstag auf eine Deckelung von Banker-Boni. Ab dem Jahr 2014 sollen die Sonderzahlungen das Fixgehalt im Regelfall nicht mehr überschreiten. Mit Zustimmung der Aktionäre dürfen die Boni maximal auch zweimal so hoch sein. Mehr ist künftig nicht mehr drin.
Das Gesetz soll riskante Bankengeschäfte eindämmen, die zu einer Finanzkrise wie der von 2008 führen könnten. Die millionenschweren Sonderzahlungen waren schon lange zum Reizthema unter Politikern geworden, die die Macht der Banken eindämmen wollen. Viele glauben, die immense Höhe der Boni sei durch die Leistung der Banker nicht zu rechtfertigen. Bei einigen Top-Bankern sind die Boni mehr als zwölfmal so hoch wie ihr Fixgehalt.
Für die Londoner Finanzwelt ist der EU-Beschluss eine Katastrophe. In Kommentaren überschlugen sich die Lobbyisten am Donnerstag mit ihrer Kritik. Der Tenor war immer der gleiche. "Mit dieser Bonus-Deckelung riskiert die EU einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen internationalen Finanzzentren in Asien und den USA", warnte etwa Mark Boleat, politischer Leiter der Lobbyorganisation City of London Corporation.
Der Gesetzesentwurf setze am falschen Ende an. In den vergangenen Jahren habe die Industrie viel dafür getan, Boni mehr an langfristigen Zielen auszurichten. Eine dieser Maßnahmen sei das Recht, Boni von seinen Mitarbeitern zurückzufordern, sollten die Ergebnisse nicht stimmen. Die britische Großbank Barclays hatte beispielsweise erst am Mittwoch 300 Millionen Pfund (350 Millionen Euro) von seinen Bankern zurückgenommen.
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