Walt Disneys „John Carter" ist ein wahrer Quell für Superlative. Es gibt auch andere Filme, die ganze Dekaden oder mehr in der Entwicklungshölle Hollywoods schmoren, aber die Qualen, die „John Carter" dort durchlitten hat, sind beispiellos. Bereits 1931 unternahm Zeichentrick-Spezialist Bob Clampett erste Versuche, Edgar Rice Burroughs‘ legendäre elfteilige Science-Fiction-Buchreihe zu verfilmen, kam aber nicht über Testaufnahmen hinaus. Es sollte bis ins Jahr 2009 dauern, ehe Mark Atkins mit „Princess of Mars" tatsächlich die erste Verfilmung herausbrachte. Doch der billige Schnellschuss der Abkupfer-Schmiede The Asylum ist kaum der Rede wert, zumal wenn Disney fast zeitgleich ein kolportiertes astronomisches Produktionsbudget von 250 Millionen Dollar für Andrew Stantons Realfilm-Debüt „John Carter" zur Verfügung stellt. Mit diesem Sümmchen tummelt sich das Werk unter den fünf teuersten Filmen aller Zeiten, entsprechend groß ist der Druck, der auf Stanton und seinem Science-Fiction-Actioner lastet. Dem hält der „Findet Nemo"-Regisseur insofern stand, indem er kompromisslos seiner eigenen Sicht auf den Stoff treu bleibt. Sein „John Carter" ist ein oft wirrer, aber enorm spaßiger Actionfilm mit Trash-Appeal, der sicherlich kontroverse Reaktionen hervorrufen wird, aber dem Ton der 100 Jahre alten Pulp-Vorlage von Edgar Rice Burroughs gerecht wird.
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