Als am 26. September 2001 der ehemalige KGB-Agent Wladimir Putin als russischer Präsident vor dem deutschen Bundestag redete, rollten seine Panzer gerade durch Tschetschenien. Das störte die – bis auf einen einzigen – vollständig versammelten Abgeordneten nicht: Stehend und minutenlang applaudierten Christ- und Sozialdemokraten, Liberale, Grünen und Linke.
So einig begeistert waren die Abgeordneten schon nicht mehr, als Shimon Peres im vergangenen Jahr am Holocaust-Gedenktag vor der hohe Haus trat. Drei Abgeordnete der Linkspartei versagten dem israelischen Staatspräsidenten, der mehrere Familienmitglieder in deutschen Konzentrationslagern verlor, ihren Respekt durch demonstratives Sitzen bleiben.
Wenn am kommenden Donnerstag Papst Benedikt XVI – fast auf den Tag genau zehn Jahre nach Putin – an das gleich Rednerpult treten wird, greifen noch mehr Abgeordnete zu Gesten, die demütigen sollen: Einhundert Volksvertreter haben angekündigt, der Rede des Papstes aus Protest fernzubleiben.
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