Forscher haben die Natur bewaffneter Konflikte ergründet - und eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Die Angriffe von Aufständischen und Terroristen folgen einem klaren mathematischen Muster. Die Gesetzmäßigkeit gilt nicht nur für Kriege, sondern auch in der Biologie.

Mal trifft es US-Soldaten, mal Deutsche, mal libanesische Zivilisten. Irgendwo explodiert eine selbstgebastelte Bombe, ein Selbstmordattentäter sprengt sich in die Luft, und es gibt Tote. In den Nachrichten folgt routinierte Berichterstattung. Wir leben im Zeitalter der asymmetrischen Kriegsführung - ohne feste Fronten, aber dafür mit vielen verschiedenen Gegnern. Und alle haben ihre eigenen Pläne. Was für ein Chaos, könnte man glauben. Doch in Wahrheit ist es anders.
Eine neue Studie zeigt, dass Guerillakrieg und Terrorattacken offenbar Gesetzmäßigkeiten unterliegen, die mit denen der Natur vergleichbar sind. Ein interdisziplinäres Forscherteam hat die Verluste der Koalitionstruppen in Afghanistan und im Irak sowie Anschläge des internationalen Terrorismus detailliert untersucht. "Dank der modernen Medien haben wir diese Zahlen auf Tagesbasis", erklärt der britische Physiker und Studienleiter Neil Johnson. Johnson, der als Professor an der University of Miami lehrt, gilt als Experte für die Analyse komplexer Systeme.
Spoiler Mathematische Konstanz:
Die Auswertungen zeigen eine bemerkenswerte mathematische Konstanz: Schon aus dem Beginn der Kampfhandlungen lassen sich Rückschlüsse auf deren späteren Verlauf ziehen. Wie schnell in Zukunft zwei Tage mit tödlichen Angriffen aufeinander folgen ist abhängig vom Zeitraum zwischen dem allerersten und dem zweiten Tag des Konflikts, an denen auf Seite der Angegriffenen Verluste zu beklagen waren. Je kürzer das Intervall zwischen den beiden ersten fatalen Attacken, desto schneller steigt die Erfolgsquote der angreifenden Kämpfer.

Den Wissenschaftlern ist es sogar gelungen, diese Beschleunigung in eine relativ einfache Formel zusammenzufassen. Diese enthält einen Wert b, einen Exponenten, der gewissermaßen die Effektivität von Gegenmaßnahmen wiedergibt. Die Details haben die Forscher im Wissenschaftsjournal "Science" veröffentlicht. Man könnte das Entwicklungsmuster als "asymmetrische Eskalation" bezeichnen, meint Neil Johnson. Einen offiziellen Begriff gibt es indes noch nicht.

Mit Blick auf die Bundeswehrtruppen im Norden Afghanistans lässt die Studie nichts Gutes erahnen: "Die Steigungskurve wird leider auch auf diese Region zutreffen", betont Johnson. Es sei denn, es findet irgendein radikaler Umschwung statt. Ein kurzer Blick auf die vorliegenden Zahlen scheint dem Physiker recht zu geben. Zwischen dem ersten tödlichen Angriff auf deutsche Soldaten in Kunduz am 19. Mai 2007 und dem zweiten am 27. August desselben Jahres lagen 99 Tage. Bei den letzten beiden betrug die zeitliche Distanz nur noch vier Tage (28. Mai und 2. Juni 2011).


Quelle: Konfliktforschung: Die Mathematik des Krieges - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft

Das hat irgendwie was beängstigendes wenn sich jetzt schon Kriege mit einer Formel vorhersagen lassen bzw. man sie berechnen kann...

mfg