Ehec-Bakterien sind keine Unbekannten. Doch viel spricht dafür, dass es sich diesmal um einen neuen Stamm handelt© Christian Charisiu/DPA
Ehec - das Kürzel dürfte mittlerweile jedem bekannt sein. Seit einigen Tagen stecken sich immer mehr Menschen in Deutschland mit dem gefährlichen Darmbakterium Enterohämorrhagische Escherichia coli an. Drei Frauen starben vermutlich im Zusammenhang mit Ehec-Infektionen. Doch was ist eigentlich über den Erreger bekannt, der Deutschland in Angst versetzt?
Der Keim ist nicht neu. Zum ersten Mal wurde er wissenschaftlich in den 70er Jahren beschrieben. In den frühen 90er Jahren geriet der Erreger in Amerika in die Schlagzeilen, als dort nach dem Verzehr halbroher Hamburger hunderte von Menschen erkrankten. Auch in Deutschland kam es immer wieder zu Ausbrüchen - vor allem in ländlichen Gebieten mit vielen Nutztieren.
Doch was die Wissenschaftler bis jetzt über den Täter wissen, deutet darauf hin, dass er sich diesmal verändert hat. Vor allem Erwachsene trifft die aktuelle Seuche - und dies zumeist schwer. Viele Kranke werden auf Intensivstationen behandelt, einige ringen mit dem Tod. Eine Frau starb bereits an den Folgen der Infektion mit dem Bakterium, zwei weitere Todesfälle werden damit in Verbindung gebracht. "Mit Todesfällen war allerdings zu rechnen", sagt der Mikrobiologe Lothar Beutin, der das Nationale Referenzlabor für Escherichia coli am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) leitet. "Bei großen Ehec-Ausbrüchen sterben immer Menschen."
Beispiel Japan: Dort seien 1996 um die 10.000 Menschen an Ehec erkrankt, drei starben, erinnert sich Beutin. Verunreinigte Rettichsprossen waren damals die Quelle des Übels. Doch diese Zahl an Toten wäre, wenn sich die Vermutungen bestätigen, in Deutschland bereits erreicht.
Handelt es sich also diesmal um eine besonders aggressive Form des Erregers? "Die häufig schweren Verläufe deuten darauf hin", sagt Beutin. "Ehec kann mutieren und so mehr Virulenz ansammeln. Es könnte sich also um eine neue Variante handeln, die infektiöser ist." Eine andere Möglichkeit: Die Patienten haben große Mengen des Erregers abbekommen.
Bookmarks