So hatte Kurt Beck sich das nicht vorgestellt. Seit 16 Jahren ist der 62-Jährige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. Für Deutschlands dienstältesten Landeschef gab es bisher viele Attribute: "Landesvater", "Lokalmatador", "ein ehrlicher Kümmerer". Die oppositionelle CDU nannte ihn zuletzt spöttisch-resigniert "König Kurt", auch weil die Sozialdemokraten in den vergangenen fünf Jahren alleine regierten. Das alles ist Vergangenheit: Beck ist ein Wahlsieger, der wenig zu feiern hat.
Nur mit Mühe ist die SPD stärkste Kraft im Landtag geblieben. Gerade mal ein halber Prozentpunkt trennt die Genossen mit ihren 35,7 Prozent von der CDU. Bei den vorherigen beiden Landtagswahlen hatte der Ministerpräsident die Christdemokraten immer mühelos auf Distanz halten können. Am meisten mitnehmen dürfte Kurt Beck jedoch, dass seine SPD im Vergleich zu 2006 fast zehn Prozentpunkte eingebüßt hat.
Was ist passiert? In der SPD erklärte man die Verluste am Wahlabend vor allem mit den Grünen. Denn die Ökopartei ist der große Sieger der rheinland-pfälzischen Landtagswahl: 2006 noch an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, ging sie gestern durch die Decke und erreichte ein Ergebnis, das sie selbst kaum glauben mochten: 15,4 Prozent.
Die Diskussion um die Atompolitik habe am Ende den Landtagswahlkampf überlagert, erklärte ein nachdenklicher Kurt Beck am Abend. Seine Parteifreunde formulieren es so: Der Wähler habe mit den Grünen eben das "Original" der Anti-AKW-Bewegung wählen wollen.
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