"Die DVU existiert nur noch auf dem Papier", sagt Extremismusforscher Eckhard Jesse. "Die NPD heiratet einen Leichnam." Die Schlagkraft der Rechtsextremen werde sich durch die Fusion nicht erhöhen. Schon seit vielen Jahren habe die DVU kein aktives Parteileben gehabt, keine Jugendorganisationen oder politische Arbeitskreise. "Die DVU war die Partei des Verlegers Gerhard Frey, vielmehr war er die Partei, seit seinem Rückzug ist sie praktisch verschwunden." Der Münchner Multimillionär Frey hatte die rechtsextreme Partei vor 40 Jahren gegründet. Die DVU galt im Vergleich zur NPD als gemäßigt und frei von neonationalsozialistischen Zügen. Im vergangenen Jahr überließ er den Parteivorsitz dem 39-jährigen Matthias Faust. Kürzlich nun erwies Frey seiner Partei einen letzten Dienst: Er verzichtete auf die Rückzahlung eines Darlehens an die verschuldete DVU in Höhe von rund einer Million Euro. Damit machte er den Weg für die NPD frei. Deren Vorsitzender Udo Voigt hofft nun innig, mit dem Einverleiben der DVU die NPD-Mitgliederzahl von derzeit 6800 deutlich erhöhen zu können. Das brächte zusätzliche Mitgliedsbeiträge für die Wahlkämpfe im kommenden Jahr. Im März 2011 wird in Sachsen-Anhalt gewählt, die NPD hofft auf den Einzug in den dritten Landtag in Ostdeutschland. Laut einer Umfrage steht die NPD in Sachsen-Anhalt derzeit bei vier Prozent. Die Hoffnung der Rechtsextremen ist, von der Integrationsdebatte profitieren zu können. "Derartige Aussagen gehörten schon immer zu unseren programmatischen Zielen", sagte etwa DVU-Chef Faust in Anspielung auf die Thesen Thilo Sarrazins und spricht von einem "fulminanten Start in das wichtige Wahljahr 2011".
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