Originally Posted by
mabuse
Wie denn?
Du scheinst zu glauben, das die Politik Arbeitsplätze per Gesetz ersschaffen kann. Dem ist nicht so, glaub mir.
Stimmt, volle Zustimmung meinerseits!
Na, du nennst die Ursache doch selber:
Freie Marktwirtschaft!
Angebot und Nachfrage: Wenig Arbeit, viele Interessenten = niedrige Löhne.
Leih- und Zeitarbeit sind Reaktionen auf auf das extreme Kündigungsschutzgesetz. Damit verteilt man das Risiko auf mehrere Schultern.
Outsorcing ist einfach nur Rationalisierung. Konzentration auf das, was man wirklich gut kann.
Outsorcing ist nicht das Problem und an dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt wird so schnell niemand was ändern können. Das ist eine langfristige bildungspolitische Sache, denn gesucht (und gebraucht) werden nunmal nur wenige Hilfsarbeiter, sonder hochqualifizierte. In dem Sinne halt ich die Entscheidung für Studiengebühren für völlig falsch.
Outsourcing ist sogar gut, denn so wird die Bildung riesiger Konzerne verhindert und der Mittelstand kann weiter gestärkt werden, da Outsourcing-Partner meist aus dem Mittelstand sind und Profis in ihrem Bereich sind.
Das liegt nicht am Arbeits- sondern am Steuersystem.
Die Steuerprogression setzt zu früh ein, endet zu früh und ist zu steil. Und es gibt viel zu viele Schlupflöcher, für die Leute, die richtig Kapital einsetzen können.
Eine flachere aber längere Progressionsgerade, die später einsetzt würde die Leute ganz unten stark entlasten, die Leute, die den Staat finanzieren etwas entlastenund die Leute ganz weit oben stärker belasten. Ich denke nicht, das jemand, der über 1 Mio Euro/Jahr sich über einen Steuersatz von 60% beschweren könnte.
Um mal ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern:
Nüchtern betrachtet gehöre ich eigentlich zur Kern-Clientel der FDP:
Akademiker, eigentlich ein ganz gutes Einkommen. Ich bin nur noch nicht so weit zu sagen, macht euren Scheiß doch ohne mich. Viel fehlt allerdings nicht mehr.
Bei einem Einkommen von 60k€/a halte ich mich wirklich nicht für einen Reichen. Aber das Finanzamt scheint mich für einen zu halten: 10 k€ Steuern und 10 k€ Sozialabgaben. Und ich häng voll in der Progression drin: Von meinem Weinachtsgeld seh ich noch nicht mal die Hälfte. Und das nervt mich. Denn leider hab ich nicht genug Kapital, um mich mit einem der gängigen Modelle (Reederei-Beteidigung beispielsweise) vor der Steuer verpissen könnte.
Mit 60k p.a. verdienst du doppelt so viel wie der Bunddesdurchschnitt (ca. 30k p.a.) von daher gehörst du schon zu den wohlhabenderen.
Die knöpfen mir im Jahr über 4000 € für die Rentenversicherung ab. Dafür bekomm ich später mal einen Witzbetrag, der auch noch voll versteuert wird, obwohl auch jetzt die Beiträge schon zu einem guten Teil versteuert werden.
Das Rentensystem ist so oder so nicht mehr haltbar. Die Schuld haben die Herren von anno dazumal, die nicht weit genug gedacht haben und der Bürger selbst. Denn jeder, der das heilige Rentensystem umbauen will, wird gnadenlos fertig gemacht und abgewählt!
Und wenn ich dann sehe, das mein Chef, der mit ein paar Tricks im Monat soviel abgreift wie ich im Jahr, so gut wie gar keine Steuern & Sozialabgaben bezahlt . . .
Obwohl dies nicht so ganz richtig ist: Die reichsten zehn Prozent der
Bevölkerung zahlen 55 Prozent des Einkommensteueraufkommens,
während die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur 5,1
Prozent dazu beiträgt. Die Steuerbelastung der "Reichen" ist also schon enorm hoch und auch wenn jemand 1 Million verdient, ist es aus deiner Sicht nicht schlimm, wenn er mal eben mir nichts dir nichts 60% abdrücken soll. Dann sage ich, dass ich es für absolut gerecht halte, wenn du mit 60k p.a. auch 60% abdrücken sollst. Immerhin hast du dann immer noch mehr als ich zur Verfügung und dürftest dich nicht beschweren.
Dann wirst du sicherlich argumentieren, dass du ein Haus abzubezahlen hast, evtl. eine Familie zu ernähren hast usw. Du musst nicht nur nach oben blicken sondern auch nach unten. Die, die weniger verdienen als du, verlangen womöglich das selbe. Wieso sollte ich denn, wenn ich 1 Million verdiene mal eben 60% abdrücken? Das ist absolut unfair, denn auch ich habe Kosten, die ich irgendiwe bezahlen muss, nur eben in anderen Dimensionen. Es braucht hier ein faires Steuersystem, dass untere Einkommen entlastet, aber höhere Einkommen auch nicht unbedingt bestraft.
Und wenn ich dann sehe, das eine vierköpfige Sozialhilfe-Familie (und bei "normalem" Lebenswandel würde ich auch so eine Familie mit meinem Einkommen durchfüttern) gerade mal ~350 Euro weniger im Monat zur Verfügung hat (und das scheint ja nach allgeiner Auffassung zun Leben noch nicht zu reichen, weshalb das erhöht werden muss), dann frag ich mich schon, wieso ich eigentlich jahrelang als Student von der Hand in den Mund gelebt habe.
Genau so ist es!
Sobald ich mein Haus abbezahlt habe, könnt ich mir ja irgendeine Schnalle mit zwei Bälgern anlachen und mich auch auf die faule Haut legen. Die 350 Euro spar ich ja schon fast alleine am Benzin, wenn ich nicht mehr zur Arbeit fahren muss. Eigentlich kann ich das Auto dann auch ganz abschaffen, dann steh ich unterm Strich sogar besser da. Ergibt das für euch einen (sozialen) Sinn?
Freunde von mir haben sich in die Schweiz verdrückt. 25% Steuern und ein Pauschalbetrag von 466 Franken für Krankenversicherung. Rechnet mal nach . . . und da ich keine 20 km von der holländischen Grenze entfernt wohne, überlege ich schwer, ob ich mich nicht auch aus Deutschland verabschieden sollte.
Da gibt's nichts zu diskutieren. Der Sozialstaat ist nicht das Problem, sondern die Steuergestaltung.
Einkommen ist Einkommen und muss als solches mit einer vernünftigen Progression versteuert werden. Keine Sonderregelungen für Zinsen, Mieten, Spekulationsgewinne, kein Absetzen von Fahrtkosten, Arbeitskleidung, Kontoführungsgebühren und und und. Und die Schlupflöcher mit Steuersparmodellen schließen. Wenn alle Steuerberater arbeitslos sind, dann haben wir ein gerechtes System!
So ist es und nicht anders. Ein einfaches, klares Steuersystem, bei dem jedes Kind im Kindergarten schon weiss, wieviel Steuern bei welchem Einkommen fällig sind. Keine Vergünstigungen usw. 3 oder 4 Steuersätze und das wars.
Und auch keine Probleme, den Sozialstaat zu finanzieren.
Früher kam einmal im Jahr der Fürst und hat sich den Zehnten geholt.
Heute wollen sie die Hälfte - und die musst du denen sogar noch bringen!
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