Entlassen nach 88 Zeitverträgen

[Snitlev]

Gewerkschaft Verdi macht bei der Post mobil gegen fortlaufende, befristete Arbeitsvereinbarungen

Die Gewerkschaft Verdi macht Front gegen befristete Arbeitsverträge. „Wir werden das kampagnenmäßig aufziehen“, kündigte die stellvertretende Verdi-Bundesvorsitzende Andrea Kocsis gestern in Hamburg an. Sie sprach mit Betriebsräten der Deutschen Post im Norden, die gegen die Arbeitsvertragspraxis ihres Unternehmens protestierten. Die Arbeitnehmervertreter kritisieren vor allem die Einstellung von Mitarbeitern über fortlaufend befristete Arbeitsverträge.
Vorgestellt wurde eine frühere Post-Mitarbeiterin aus Wittenburg (Mecklenburg-Vorpommern), die nach eigenen Angaben in den vergangenen 17 Jahren mit 88 Zeitverträgen im Unternehmen beschäftigt wurde. Die Post AG treibe es unter deutschen Firmen auf die Spitze, sagte die Verdi-Bundesvertreterin. Rund 13 600 Mitarbeiter arbeiten nach ihren Angaben unter anderem in der Brief- und Paketzustellung mit befristeten Arbeitsverträgen, das sei ein Anteil von 11 Prozent. „Und das in einem Unternehmen, dass auf Wachstum setzt und Gewinn erzielt“, monierte Kocsis. Die Post AG wies für 2013 ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 2,2 Milliarden Euro aus (Ebit).
Das Unternehmen verwies darauf, dass fast 90 Prozent seiner Briefzusteller unbefristet beschäftigt seien. „Befristungen sind für uns neben anderen ein notwendiges Mittel zum flexiblen Personaleinsatz.“ Bei allen Arbeitsverhältnissen handele es sich um voll sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen. „Wenn sich dauerhaft ein höherer Bedarf abzeichnet, finden darüber hinaus regelmäßig Entfristungen bei bisher befristeten Arbeitsverträgen statt“, ergänzte das Unternehmen. Jüngst sei entschieden worden, alle geeigneten Auszubildenden in eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung zu übernehmen. Laut Gesetz kann ein Arbeitgeber einen Arbeitsvertrag auf zwei Jahre befristen, ohne dafür einen Grund zu nennen. In diesem Zeitraum darf der Vertrag maximal dreimal verlängert werden. Im Gegensatz dazu gibt es befristete Verträge mit sachlichem Bezug, wie zum Beispiel für eine Elternzeitvertretung oder für Projekte.
Unter moralischer Betrachtung missbrauche die Post das Gesetz, sagte der Verdi-Landesfachbereichsleiter für Niedersachsen/Bremen, Jürgen Wolf. Die frühere Post-Mitarbeiterin Anja Helffenstein (41), die nach einer Krankheit keine Weiterbeschäftigung erhielt und jetzt wieder auf Jobsuche ist, hat am Arbeitsgericht Schwerin eine Feststellungsklage eingereicht

Quelle: Entlassen nach 88 Zeitverträgen | shz.de

Ich hoffe das sich dieses Thema die Politik endlich mal ernsthaft annimmt anstatt es nur vor sich herzuschieben, denn die rechtlichen Rahmenbedingungen schafft nunmal die Politik so das die Wirtschaft dieses ausnutzt und Moral gibt es nicht in der kapitalverseuchten Wirtschaft...

mfg

[Kapusta]

Tja , das ist nicht nur bei der Post so . In anderen grossen Unternehmen Deutschlands sieht es genauso aus ...Als Mensch bist du nichts , immer zu ersetzen . Und die lebensqualität ? Da hat sich der Westen schön an der Osten angepasst . Jetzt haben die Schweine keine Angst und machen was sie wollen . Die Gefahr dass " die rote Revolution " die westliche Länder attackiert ist schon lange vorbei ... Billige Arbeitskräfte und Profit - nur das zählt . Eben Kapitalismus pur ...

[v6ph1]

Und die lebensqualität ? Da hat sich der Westen schön an der Osten angepasst

Das stimmt so nicht - Lebensmittel sind im Vergleich extrem teuer geworden.

Eben Kapitalismus pur ...

Die kapitalistischen Länder haben mit dem Zusammenbruch des RGW (Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe) ihre Maske fallen lassen.
Das Wissen über den Kapitalismus wurde auch in der DDR leider als Propaganda abgetan - jetzt haben wir genau das, wovor gewarnt wurde.

@Topic:
Zeitarbeitsverträge sind eine absolute Seuche geworden - nicht nur bei privaten Unternehmen.
Auch der Wissenschaftsbereich ist davon durchzogen. - Oftmals nur Verträge über 3-6 Monate.
An der Uni, wo ich knapp 7 Jahre war (Studium + WHK) hatte ich in Summe 17 (!) Arbeitsverträge.
Nur 1 davon war länger als 6 Monate.
Bei Bearbeitungszeiten von 6-8 Wochen ist das nur noch nervend.

Über 88 Verträge in 17 Jahren muss man nicht mehr diskutieren - die Frau hatte doch defacto eine Festanstellung.
Also sollte das auch dejure so gehandhabt werden.
Demzufolge steht ihr ein unbefristeter Vertrag zu - oder zumindest eine Abfindung in Höhe eines Jahresgehalts.
Wer da anders urteilt macht sich des Rechtsmissbrauchs mitschuldig und bildet mit den Ausbeutern eine eindeutig verfassungswidrige, kriminelle Vereinigung.

-- v6ph1

[Se7Ven]

Das stimmt so nicht - Lebensmittel sind im Vergleich extrem teuer geworden.

Die kapitalistischen Länder haben mit dem Zusammenbruch des RGW (Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe) ihre Maske fallen lassen.
Das Wissen über den Kapitalismus wurde auch in der DDR leider als Propaganda abgetan - jetzt haben wir genau das, wovor gewarnt wurde.

@Topic:
Zeitarbeitsverträge sind eine absolute Seuche geworden - nicht nur bei privaten Unternehmen.
Auch der Wissenschaftsbereich ist davon durchzogen. - Oftmals nur Verträge über 3-6 Monate.
An der Uni, wo ich knapp 7 Jahre war (Studium + WHK) hatte ich in Summe 17 (!) Arbeitsverträge.
Nur 1 davon war länger als 6 Monate.
Bei Bearbeitungszeiten von 6-8 Wochen ist das nur noch nervend.

Über 88 Verträge in 17 Jahren muss man nicht mehr diskutieren - die Frau hatte doch defacto eine Festanstellung.
Also sollte das auch dejure so gehandhabt werden.
Demzufolge steht ihr ein unbefristeter Vertrag zu - oder zumindest eine Abfindung in Höhe eines Jahresgehalts.
Wer da anders urteilt macht sich des Rechtsmissbrauchs mitschuldig und bildet mit den Ausbeutern eine eindeutig verfassungswidrige, kriminelle Vereinigung.

-- v6ph1

Ganz deiner Meinung...diese Prozedur und Willkür der Zeitarbeitsfirmen/Zeitarbeitsverträge sind menschenverachtend
die betroffenen Menschen werden mit falschen Versprechungen/Hoffnungen/Festanstellung gelockt.

Was ursprünglich als Kompensation der betrieblichen Engpässe/der Krank und Fehlzeiten konzipiert war hat sich zwischen zeitlich überall etabliert ein kontinuierliches inhumanes maßloses Ausbeuten der Menschen.

Gewerkschaftliche erkämpfte Errungenschaften/Rechte wie Kündigungsschutz und Tarifverträge werden/sollen weichen um den modernen "Sklavenhandel" auszubauen damit der Profit auf kosten der Menschen maximiert werden kann.

Das wahre Gesicht der unermesslichen Gier zeigt sich dann innerbetrieblich ......wenn Kernmitarbeiter subtil reduziert werden sollen um Zeitmitarbeiter kurzfristig nach bedarf einzustellen.

Ein perfides System um den Menschen knechten/ersetzbar/unmündig und erniedrigen zu können....die Profiteure sind Zeitarbeitsfirmen und "einige Arbeitgeber".

PS: Betroffene Menschen in dem Bereich sind flexibler und stehen permanent unter Druck in der Konsequenz sollte diese "Bereitschaft" höher bezahlt werden....das Gegenteil ist der Fall eine Ausbeutung des Potenzials ohne entsprechende Entlohnung
ist gängige "Normalität"

Zeitarbeitsfirmen kassieren 2/3 des Gewinnes ein und "diese" Arbeitgeber können sich bequem einiger Mitarbeiter mit Festverträgen/Tarifverträgen entledigen oder stellen keine festen Mitarbeiter ein.

Ein Fall für Herrn.Günter Wallraff/Medien und einer ausführlichen intensiven Reportage der Zustände innerhalb der Zeitarbeitsfirmen/Zeitverträgen.

[Instab]

Ein Fall für Herrn.Günter Wallraff

vielleicht keine so gute idee. herr wallraff scheint sich selbst einigen methoden zu bedienen die er immer so heftig bei anderen kritisiert:
DER SPIEGEL 30/2013 - Geldbuße für Wallraff?
Burger King Kritiker Wallraff erhielt Honorare von McDonald's - SPIEGEL ONLINE

[Se7Ven]

vielleicht keine so gute idee. herr wallraff scheint sich selbst einigen methoden zu bedienen die er immer so heftig bei anderen kritisiert:
DER SPIEGEL*30/2013 - Geldbuße für Wallraff?
Burger King Kritiker Wallraff erhielt Honorare von McDonald's - SPIEGEL ONLINE

Danke merkwürdig.....diese Tatsache war mir nicht bekannt und gerade Wallraff der diese Dinge/Zustände zu recht kritisiert paradox.

Oben hatte ich versäumt zu erwähnen.... das Arbeitsämter und Zeitarbeitsfirmen fatal erweise eine eng verknüpfte Partnerschaft bei diesen Prozess der von der Wirtschaft/Outsourcing genannt wird verstärkt unterstützend zusammenarbeiten.

Die betroffenen Menschen werden als Humankapital bezeichnet und dementsprechend entwürdigend behandelt hiermit zeigt sich ein stetiges Pervertieren der Ökonomie.

Die Methode(Zielsetzung ist die Not/Situation dieser Betroffenen oftmals leidenden "arbeitslosen Menschen" ohne die entsprechende Wertschätzung und Honorierung ihrer Leistung heuchlerisch perfide auszubeuten/auszunutzen.

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Zeitarbeit scheint unerwünscht/tabu zu sein und "Diskriminierungen/Demütigungen"werden von den Arbeitnehmern weitgehend aus Mutlosigkeit/Angst vor Repressalien einem drohendem "Arbeitsplatzverlust" hingenommen.

Die Emanzipation oder Befreiung aus der Situation scheint in vielen fällen fast hoffnungslos und die Betroffenen Menschen sind teilweise Mental angeschlagen.....das Resultat die perfide Reduzierung der menschlichen Existenz/Potenzials auf Macht/Kapital/Mammon/Statussymbolik.

PS: In dem Kontext/zusammenhänge/System Zeitarbeit entsteht eine Wettbewerbsverzerrung und eine stetige Nominierung/Akzeptanz ist das Resultat womit der Kündigungsschutz/Festverträge/Rechte subtil langfristig ausgehebelt werden können...

Eine allgemein tolerierte Stigmatisierung einhergehend mit der systematischen Bereicherung weniger durch die Ausbeutung vieler Menschen innerhalb der "Zeitarbeit" wird kontinuierlich forciert/gefestigt......ja sogar als konstruktiv "Normalität" gesellschaftsfähig empfunden.

[Snitlev]

Im Streit um die befristete Beschäftigung einer Postzustellerin über 17 Jahre hinweg hat es überraschend eine Einigung gegeben

Die Deutsche Post AG bot der 41-Jährigen am Freitag vor dem Arbeitsgericht Schwerin nach 88 Zeitarbeitsverträgen einen unbefristeten Vertrag ab 1. Juli an.

Das Angebot zur Güte von der Deutschen Post überraschte Helffenstein und ihren Anwalt Klaus Bertelsmann. Damit habe niemand gerechnet, sagte der Rechtsanwalt. Die Prozessbevollmächtigte Rita Müller-Chychla bot der früheren Mitarbeiterin einen unbefristeten Vertrag über 38,5 Wochenstunden in der Entgeltgruppe drei an. Die Post verzichte auf die Wartezeit nach dem Kündigungsschutzgesetz. Die Betriebszugehörigkeit solle allerdings nicht seit 1997, sondern erst seit dem 1. März 2009 anerkannt werden, sagte Müller-Chychla. Grund seien mehrjährige Unterbrechungen des Arbeitsverhältnisses. Anja Helffenstein hatte sie mit Elternzeiten für ihre Kinder begründet.
Die Klägerin zeigte sich nach dem knapp 30-minütigen Termin sprachlos. Sie könne es noch gar nicht begreifen, dass sie wieder arbeiten dürfe, sagte sie. Die Freude über den Vergleich könnte aber noch verfliegen: Der Arbeitsort ist in dem Angebot nicht festgelegt. Sei er für seine Mandantin nicht annehmbar, müsse er die Einigung widerrufen, sagte Bertelsmann. Dann setzt das Arbeitsgericht einen Verhandlungstermin im Oktober an, kündigte der Vorsitzende Richter an.

Quelle: Klage Post unbefristeter Vertrag

Sieht ja doch noch nach einen Happy End aus....

mfg

[Se7Ven]

Im Streit um die befristete Beschäftigung einer Postzustellerin über 17 Jahre hinweg hat es überraschend eine Einigung gegeben

Die Deutsche Post AG bot der 41-Jährigen am Freitag vor dem Arbeitsgericht Schwerin nach 88 Zeitarbeitsverträgen einen unbefristeten Vertrag ab 1. Juli an.



Quelle: Klage Post unbefristeter Vertrag

Sieht ja doch noch nach einen Happy End aus....

mfg

Dieses positive Beispiel sollte Schule machen und Arbeitgeber motivieren unbefristete Arbeitsverträge zu vergeben....damit der negative Trend/Effekt einer Verdrängung von Stammarbeitsplätzen durch das massive expandieren der Zeitarbeit gestoppt werden kann.

[Instab]

bleibt fraglich ob es ohne die aufmerksamkeit der presse genau so ausgegangen wäre

[Se7Ven]

bleibt fraglich ob es ohne die aufmerksamkeit der presse genau so ausgegangen waere

Korrekt....aus diesem Grund wäre meiner Ansicht nach das Prinzip der sich stark verbreitenden "Zeitarbeit" generell gesellschaftlich und konkret Moralisch/ökonomisch der Nachhaltigkeit mit den Auswirkungen eines nicht vorhandenen Gerechtigkeitssinnes zu hinterfragen.

Eine äußerst bedenkliche Entwicklung... den Menschen die erpressbar sind/werden und sich ausbeuten lassen geraten oftmals aufgrund ihrer ökonomischen Finanziellen und Biografischen Situation in eine Notlage diese Menschen werden durch das System der Zeitarbeitsfirmen leicht manipulierbare Opfer/Beute.