Wie sollten diese Organisationen aussehen?
Jutta Ditfurth: Da gibt es einige Anforderungen. Eine zum Beispiel ist: Keine autoritäre Hierarchie, aber auch keine lockere Unverbindlichkeit. Hans-Jürgen Krahl sprach von der "antiautoritären Autorität". Also diejenigen, die mehr Erfahrung haben, sollen sich nicht dumm stellen müssen, weil andere sich sonst "überfordert" fühlen. Aber sie sind verpflichtet, ihre Erfahrungen weiterzugeben und zur Diskussion zu stellen, sich also als Autorität tendenziell abzulösen.
Ich denke eher an Rätestrukturen, also prozesshafte Strukturen, die nicht erstarren und keine Trennung einer vermeintlichen Elite von der Mehrheit. Neben hoher Streitqualifikation ist Bündnisfähigkeit nötig, also Antworten auf die interessante Frage: Wann und warum lohnt sich ein Bündnis mit anderen? Und bei all dem braucht man sehr viel Geduld. Denn wesentliche Voraussetzungen für den richtigen Augenblick liegen nicht in unserer Hand. Wann in einer Gesellschaft Risse entstehen, die wir für Veränderungen nutzen können, entscheiden politische und ökonomische Entwicklungen, die außerhalb unseres Gegenmachtbereichs liegen und manchmal eben auch Zufälle. Man muss historische Prozesse verstehen und vorbereitet sein, sonst vermasselt man die historischen Möglichkeiten.
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