Bilanzakrobatik, Vereinsmeierei, halbseidene Partner: Viele deutsche Profiklubs wirtschaften sich trotz des aktuellen Bundesliga-Booms ins Abseits - und werden zur leichten Beute.

Beim Trainingslager seiner Kicker in Abu Dhabi hatte auch Carl-Edgar Jarchow Selbstbewusstsein getankt. Den 2015 auslaufenden Millionenvertrag mit dem Vermarkter Sportfive, tönte der Vorstandschef des Hamburger Sport-Vereins Anfang des Jahres, werde er nicht verlängern. Wirbt der HSV seine Sponsoren selbst an, spart das schließlich die Provisionen.

Heute, kurz nach Start der neuen Bundesliga-Saison, ist von Scheidung keine Rede mehr. Anfang Juni hat Jarchow den Vertrag mit Sportfive vorzeitig bis 2020 verlängert. Der Vermarkter erlässt dem Klub dafür einen Kredit in Höhe von 12,4 Millionen Euro, der in zwei Jahren fällig gewesen wäre.

So weit ist es gekommen. 30 Jahre nach dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister liegt das Wohl des Traditionsklubs in der Hand eines Rechtevermarkters. Zum dritten Mal in Folge wird der HSV wohl eine Saison mit Verlust beenden. Und von der Substanz leben, auch das läuft nicht mehr: Das Eigenkapital ist vollständig aufgezehrt.

Der HSV mag zurzeit der am schlechtesten geführte Erstligaklub im Lande sein. Doch auch für viele andere Vereine gilt: Wenn Pokale locken oder der Abstieg droht, bleibt die kaufmännische Tugend auf der Strecke. Und nicht nur die.

Tiki-Taka auf dem Platz, Tricki-Taka im Büro

Wirtschaftlich drohen immer mehr Klubs auf der dunklen Seite zu landen, wie die Kennzahlen der Bundesligaklubs zeigen. Weil viele Manager mehr in ihr kickendes Kapital investieren, als sie sich leisten können, umdribbeln sie die Insolvenzordnung und bandeln mit halbseidenen Partnern an. Tiki-Taka auf dem Platz, aber Tricki-Taka im Büro.

Die Folgen:

Schalke 04 wies 2012 ein negatives Eigenkapital von 75,7 Millionen Euro aus.
Die Borussia aus Mönchengladbach bräuchte fast sieben Jahre, um ihre Schulden aus dem Cashflow zu tilgen, die Hertha aus Berlin gar zehn. Ein Mittelständler gälte mit solchem Verschuldungsgrad als Pleitekandidat.
1899 Hoffenheim gibt fast zwei Drittel des Umsatzes für Spielergehälter aus.
Und in der zweiten Liga kämpfen die Traditionsklubs 1. FC Köln, 1860 München und 1. FC Kaiserslautern nach Jahren des Missmanagements gegen den betriebswirtschaftlichen Offenbarungseid.

Wer sich selbst so schwächt, wird zur leichten Beute. So verhökern klamme Klubs ihr letztes Leibchen an Spielerberater, Vermarktungsagenturen und dubiose Tickethändler.

Und wenn gar nichts mehr geht, holen sich Klubmanager Bares beim heimlichen Zentralbanker der Liga: Schraubenkönig Reinhold Würth.
wer mehr erfahren möchte über:



1. Teil: Die dunkle Seite der Bundesliga
2. Teil: Solider als Spanien und Italien - doch auch hier spielen Vereine hohes Risiko
3. Teil: Die Professionalisierung stockt
4. Teil: Testfall für die Vernunft
5. Teil: Neue Regeln aus Brüssel
6. Teil: Methoden wie im Rotlichtbezirk
7. Teil: Reinhold Würth, der heimliche Zentralbanker

sollte sich die Quelle mal anschauen: Fußballmanagement: Die dunkle Seite der Bundesliga - manager magazin

Tja unser Liebling Fussball entwickelt sich immer mehr zu einem Wirtschaftskonzern mit allen "möglichen" rechtlichen Mitteln, wird aber anders behandelt als eine normales Unternehmen...

mfg