Diese Störer kommen ihm gerade recht. Sie pfeifen, sie trillern, sie schimpfen, auf Hartz IV und die Agenda. Gerhard Schröder soll jetzt etwas sagen, zur SPD und zur Kanzlerin. Aber er widmet sich lieber erst einmal den Krachmachern. "Die paar Pfiffe", sagt er. " Die betrachte ich als Begrüßung". Lacher. Die Störer sind vorerst ruhiggestellt.
Nein, schlechte Stimmung soll hier gar nicht erst aufkommen an diesem Nachtmittag. Sicher, die Lage der Sozialdemokraten könnte besser sein, Angela Merkel will einfach nicht schwächeln. Aber was soll's. Sind ja noch vier Wochen. Schröder, gut gebräunt, ist mit Peer Steinbrück ins lippische Detmold gekommen, die Bühne ist rund, das Wetter ist gut, der Platz in der Innenstadt ist voll. 4500 Menschen sind gekommen.
Siegerpose, ein paar Autogramme, Lächeln für die Kameras. "Wir sind viele", ruft Schröder. "Weil der Eintritt frei ist. Die Lipper kommen überhaupt nur, wenn der Eintritt frei ist." Wieder so ein Spruch.
Schröder soll dem Wahlkampf der Genossen einen Ruck geben, mit ihm soll die Aufholjagd beginnen. Davon jedenfalls träumen sie in der SPD. Es ist nur der erste von etlichen Auftritten, die der Altkanzler in den kommenden Wochen absolviert. Schröder ist raus aus der Politik, er hat sich weitgehend verabschiedet aus dem alltäglichen Parteienstreit. "Es ist etwas ruhiger geworden um mich, das ist ja auch nicht so schlecht", sagt er. Aber immer dann, wenn es etwas zu wählen gibt, taucht er auf. Er liebt den Kitzel der Polit-Manege.
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