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Thread: Zerfall und Neubesinnung [Piraten]

  1. #1
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    Zerfall und Neubesinnung [Piraten]

    Zum aktuellen Niedergang der Piratenpartei

    Fasst man die Entwicklung der Piratenpartei in den letzten zwei Jahren in wenigen Worten zusammen dann bleibt als Fazit: Was als Erfolgsserie erschien, der mühelose Einzug in vier Landtage, entpuppte sich schließlich als der Anfang vom Ende. Dafür ist zweierlei von Bedeutung.


    Die zweigeteilte Partei

    Aber keine Partei wird gewählt, weil sie Wahlen gewinnen will und dabei irgendwie cool aussieht. Das war auch den Piraten klar, weshalb sie sich, unter dem Druck der Medien, ein Programm zu allen Themen zusammenzimmerten, die irgendwie gerade durch die politischen Diskussionen geisterten. Das was dabei herauskam, war durchaus interessant, denn es war ein Bild der politischen Überzeugungen der Mehrheit der Mitglieder der jungen Partei. Und dabei erwies sich, dass in der Piratenpartei eigentlich zwei Parteien stecken, auch wenn sie im Kern aus einer relativ klar bestimmbaren Gruppe von Menschen besteht.
    Es sind Menschen, die sich vielleicht unter Namen wie Digital Natives oder Nerds oder Digital Bohème bezeichnen lassen. Es sind Menschen, die im Internet und durch das Internet leben, die ihre sozialen und ökonomischen Beziehungen vor allem darauf aufbauen und für welche die Möglichkeiten der damit verbundenen Technologien in allen Lebensbereichen einen hohen Stellenwert haben. Man könnte versuchen, diese Gruppe, auch wenn sie hinsichtlich der konkreten materiellen Lebensumstände sehr inhomogen sein mag, als eine neue Klasse, vielleicht als die Arbeiterklasse des 21. Jahrhunderts, zu beschreiben. Aber hinsichtlich ihrer Vorstellungen, welche Aufgaben eine Piratenpartei politisch, vielleicht sogar historisch zu erfüllen hat, zerfällt diese Klasse eben in zwei Lager.
    Das eine will eine wirkliche Umgestaltung des politischen Systems, es beklagt die Kluft zwischen der regierenden Klasse und dem regierten Volk und glaubt, dass es auf Basis moderner Kommunikations- und Informationstechnologien möglich sein kann, das anfällige und marode System der repräsentativen Demokratie durch eine moderne Form von Demokratie zu ersetzen, deren Strukturen aber erst noch entwickelt und erprobt werden müssen. Das andere Lager ist eigentlich mehr oder weniger eine Interessenvertretung. Die neue Klasse hätte, bedingt durch ihre spezifische und neue soziale Lage, bestimmte ökonomische und soziale Interessen, und die Piratenpartei wäre ihr Interessenvertreter.
    So lange sich die Piraten, weitgehend unabhängig von realen Zielstellungen und konkreten Vorstellungen über das, was politisch wirklich zu fördern und umzusetzen ist, mit der Kritik der bestehenden Verhältnisse begnügten und unbeschwert das ganze Spektrum der Möglichkeiten politischer Artikulation vom Zeitungsartikel über die Talkshow bis zum Wahlkampf ausnutzten, um diese Kritik öffentlich zu machen, fiel die Zweiteilung der Partei gar nicht auf. Erst, als es darum ging, real Politik zu gestalten, praktisch in Parlamenten zu agieren, Zukunftspläne zu formulieren und wenigstens die ersten Schritte auf den Wegen zu ihrer Umsetzung zu gehen, brachen die Widersprüche auf.
    Es ist das gleiche Phänomen, wie es jede halbwegs revolutionäre Bewegung erlebt, wenn sie den Schritt von der Ablehnung des Bestehenden zur Umsetzung des Zukünftigen gehen muss. Der ostdeutsche Liedermacher Hans Eckhard Wenzel hat es kurz vor dem Ende der DDR in zwei Zeilen ausgedrückt: "Nur im Vergangenen waren wir uns einig, was kommen würde, wird uns entzweien."
    Man könnte kurz der Hoffnung nachgeben, dass beide Seiten, ihren Unterschied erkennend und akzeptierend, innerhalb der gleichen Partei ihre Ziele weiter verfolgen und sozusagen eine Symbiose miteinander eingehen könnten. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass das funktionieren kann, und es ist auch nicht zu erkennen, welchen Nutzen es auf lange Sicht haben könnte.
    Die grundsätzliche Arbeit an neuen Wegen der politischen Entscheidungsfindung ist letztlich unvereinbar damit, innerhalb des bestehenden Systems auf grundsätzlich alte Weise konkrete politische Forderungen, etwa nach einem bedingungslosen Grundeinkommen oder nach dem schnellen Ausstieg aus der Kernenergie, zu verfolgen. Eine Partei, die politische Entscheidungswege grundsätzlich in Frage stellen will, kann nicht gleichzeitig diese Wege glaubhaft nutzen, um Einzelinteressen zu verfolgen. Und umgekehrt kann eine Partei, die Einzelinteressen formuliert und in Parlamenten zu Gesetzen machen will, nicht glaubwürdig behaupten, die Wege, auf denen solche Interessen ausgehandelt werden, als veraltet und politisch überholt anzusehen.
    Quelle: Zerfall und Neubesinnung | Telepolis

    Es ist schon erstaunlich wie sich die Piraten entwickelt haben und nun kurz vor dem Ruin stehen, was haben die Piraten vor einem Jahr noch bundesweit für einen Hype ausgelöst und nun denunzieren sie sich selbst.
    Das dass ausgerechnet im Wahljahr passiert hat schon eine seltsame Art von Ironie, was für ein merkwürdiger Zufall, wer böses dahinter vermutet kann es ruhig äussern

    mfg

    Wer versucht zu rennen, bevor er laufen kann, kommt meistens zu Fall



    stop animal experiments, take child molesters - they like pain!


    Besser man bereut was man getan hat, anstatt zu bereuen das man es unterlassen hat
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  2. #2
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    Wichtig wäre aus der internen Identitätskrise gestärkt hervor zugehen um dann wieder ein eigenes politisches Profil zu präsentieren und das original Piratenprogramm zählt beim Wähler keinesfalls grüne Duplikate werden sich langfristig politisch in der Gesellschaft etablieren können.

    Nosce Te Ipsum
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