Der Punkt ist, dass ein Verein, der VfL Wolfsburg, seine überlegene Finanzkraft dazu nutzt, einem Konkurrenten den Trainer abzuwerben, so wie er schon vor zwei Monaten den Manager Klaus Allofs aus Bremen abgeworben hat. Und dass diese überlegene Finanzkraft nicht durch bessere Arbeit, mehr Fans, tolleren Fußball erworben wurde. Sondern einzig und allein daher rührt, dass der VW-Konzern jedes Jahr viele Millionen Euro in einen Klub pulvert, der von seiner natürlichen Anziehungskraft her wohl maximal in der Zweiten Liga spielen würde.
"Finanzdoping", wie es im Buche steht. Mit dem einzigen Unterschied, dass es sich in diesem Fall nicht um russische Oligarchen oder arabische Geschäftsleute handelt. Sondern um einen großen deutschen Wirtschaftskonzern. Macht es das besser?
Nun kann man mit diesem unfairen Wettbewerbsvorteil halbwegs verantwortungsvoll umgehen wie Bayer Leverkusen, das sich Strukturen und Personal eines Spitzenklubs ohne Unterstützung von Bayer kaum leisten könnte, aber dabei doch Maß hält und eine gewisse Branchenethik walten lässt. Oder man nutzt seine Marktstellung so schamlos aus wie der VfL Wolfsburg.
Die Konsequenzen seiner eigenen schlechten Arbeit dadurch aufzufangen, dass mitten in der Saison im Revier der besser arbeitenden Konkurrenz gewildert wird, ist in höchstem Maße stillos. Der Hintergrund des Finanzdopings macht dieses Verhalten geradezu obszön.
Aber Wolfsburg kann es sich längst leisten, nur die eigenen Gesetze zu befolgen. VW ist für den deutschen Fußball gewissermaßen systemrelevant, der Konzern ist Co-Sponsor bei vielen Bundesligisten (unter anderem Allofs' Ex-Klub Werder Bremen) und seine Tochter Audi bei zahllosen weiteren (unter anderem Heckings Ex-Klub 1. FC Nürnberg). Dazu ist VW noch "Partner" des DFB-Pokals.
Bookmarks