Viele Jugendliche in Deutschland haben Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur zu erkennen. Dies zeigt eine groß angelegte Studie des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin, die an diesem Mittwoch veröffentlicht wurde. Demnach sind das Geschichtsbild und das zeitgeschichtliche Bewusstsein von Schülern teilweise erschreckend. Die Autoren haben ihre Ergebnisse denn auch mit einem drastischen Titel überschrieben: "Später Sieg der Diktaturen?"
Nur knapp jeder zweite befragte Schüler hat laut der Studie keinen Zweifel am Diktaturcharakter des Nationalsozialismus. Jeder dritte glaubt, die Regierung der DDR sei durch demokratische Wahlen legitimiert gewesen. Viele Jugendliche sind sich sogar unsicher, wie die beiden Systeme überhaupt einzuordnen sind - oder bewerten sie ausdrücklich nicht als Diktatur. Ursache dieser Fehleinschätzungen ist nach Meinung der Forscher um den Politikwissenschaftler Klaus Schroeder das geringe politische und historische Wissen der Schüler.
Im Auftrag der Bundesregierung und mit Unterstützung der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben die Forscher rund 7000 Neunt- und Zehntklässler aller Schultypen zur jüngeren deutschen Geschichte befragt. Bei der Untersuchung wurden das Systemverständnis und der Wissensstand der jeweiligen Abschlussklassen zum Nationalsozialismus, zur DDR sowie zur Bundesrepublik vor und nach der Wiedervereinigung überprüft.
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