Sooo . . .
erst mal sorry, das ich mich so spät melde, drei Tage ohne Internet (ihr ahnt ja nicht, wie das ist . . .).
Dann nur mal zur Klarstellung: ich vertrete die Gegenposition hier mit voller Absicht so radikal, obwohl ich eher gespaltener Meinung bin. Aber irgendjemand muss das ja tun, um . . . dazu ganz unten mehr, erst mal eine Handvoll einzelner Antworten.
Soviel, das es irgendeine körperliche Funktion messbar beeinträchtigt.
Und das tut eine fehlende Vorhaut genausowenig wie ein fehlender Blinddarm.
Jau. Und wenn du dich über dieses Thema mal mit Frauen unterhalten hättest (oder mit einem Freund, der das erst sehr spät hat machen lassen (müssen) und daher beide Seiten kennt), dann wüsstest du, das diese "Beeinträchtigung" überwiegend als äußerst positiv beurteilt wird.
Nein, natürlich nicht. Aber das ist ein Verstoß gegen irgendeine Verordnung (nicht gegen das Grundgesetz!), aus irgendeinem niederen Grund. Die Moslems und Juden haben aber einen verdammt guten Grund, auch wenn das von uns keiner wahrhaben will - und auch dieser Grund wird vom Grundgesetzt abgedeckt.
Nein, eben nicht. Solange er nicht beschnitten ist, ist er kein Jude oder Moslem. Das ist sozusagen "Einstellungsvorraussetzung". Du kratzt hier an den Grundfesten deren Religion und Gesellschaft!
So, und jetzt kommen wir mal zum Kern der ganzen Sache - und der Ursache meiner abweichenden Meinung.
Drei Zitate, die den Kern der Sache treffen:
Im Prinzip stimme ich euch zu.
Und in einer idealen Welt, in der sich die Menschen (nur) von der Logik leiten liessen, wäre das auch kein Problem - wenn es denn überhaupt noch Religionen gäbe.
Aber von dieser idealen Welt sind wir nun mal weit entfernt.
Religon hat (derzeit) weder etwas mit Logik noch mit freiem Denken zu tun! Wir mögen das ablehen, sogar verurteilen, aber diese unsere Einstellung anderen aufzuzwingen halte ich für eine ganz blöde Idee.
Drastisch formuliert: der Mensch braucht ein "Feindbild". Das könnt ihr auf Schulhöfen, bei Stadtteil-Cliquen, in Stadien sehen. Mit dem Zusammenbruch Rußlands/des Kommunismus ist uns das gesellschaftliche Feindbild verloren gegangen. Und Diskussionen wie diese hier lassen in mir den Verdacht aufkommen, das da ein neues Feindbild aufgebaut wird. Ernsthaft: wenn das so weitergeht (auf beiden Seiten!), dann sehe ich irgendwann wieder Religionskriege auf uns zukommen! Und da auf beiden Seiten radikale Fanatiker sitzen werden (das sieht man ja jetzt schon! Wie kann man denn auf die Idee kommen, die Worte "Beschneidung" und "Hexenverbrennung" im gleichen Absatz zu benutzen?), werden das keine Kriege sein, die der Haager Landkriegsordnung entsprechen. Und damit meine ich das eigentlich Undenkbare.
Ich plädiere hier für ein wenig mehr Toleranz - meinthalben per Ausnahmegesetz. Denn so wie ihr die Beschneidung als (imho winzigen) Verstoß gegen die "körperliche Unversehrheit" bewertet, so werden Juden und Moslems das Verbot derselben als Verstoß gegen die "spirituelle Unversehrtheit" bewerten. Und wer sind wir, das wir das Eine höher bewerten als das Andere?
Sowas wird langfristig Konsequenzen tragen. Ihr wisst doch, wie selektiv die Wahrnehmung von Menschen arbeitet. Wir senden hier ein Signal nach außen, und das wird nicht als "Die Deutschen diskutieren über eine Auslegung ihres Grundgesetzes" wahrgenommen werden, sondern als "Die Christen wollen uns unsere Religion verbieten"!
Ihr wisst doch, wie die Bildzeitung arbeitet, und wie gut deren Meinungsmache bei unserer Bevölkerung funktioniert - glaubt ihr ernsthaft, muslimische Agitatoren könnten das nicht mindestens ebensogut? Und bei uns doch auch - wie groß ist denn der Schritt von "Ihr dürft das hier bei uns nicht" bis zu "Ihr seit kinderverstümmelnde Bestien, hört damit überall auf!"?
Die Beschneidung mag streng dem Wortlaut nach gegen das Grundgesetz verstoßen - im Sinne der Toleranz und Verständigung plädiere ich aber dafür, nicht immer alles Buchstabengetreu auszulegen und denen eine "kleine Sünde" zu lassen.
Denn unabhängig von meiner persönlichen Meinung - und der meines (beschnittenen) Busenkumpels:
Die überwiegende Mehrzahl der Juden und Moslems, die ich kenne (und das sind beruflich bedingt einige), essen Schweinefleich und trinken Alkohol - auch in der Öffentlichkeit. Glaubt ihr allen Ernstes, die würden ihren Kindern das antun, wenn sie das selber als Beeinträchtigung ihrer körperlichen Unversehrtheit oder als traumatische Erfahrung erlebt hätten?
Irgendwann einmal wird sich die Menscheit soweit entwickelt haben, das solche Diksussionen ohne religiösen Ballast geführt werden können - wenn sie denn überhaupt noch nötig sind. Aber wenn wir das erleben wollen, sollten wir uns ernsthaft überlegen, ob solche Mücken einen derartigen Konfrontationskurs wirklich wert sind.
Und wenn ihr es wirklich durchziehen wollt:
Koschere Lebensmittel können nicht in Betrieben produziert werden, in denen Frauen arbeiten. Ist einfach so, live erlebt. Verstoß gegen Art. 3 Absatz 2 und 3 Grundgesetz.
Verbieten wir das in Deutschland?
Und das ist erst der Anfang.
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