Etwas geschieht, vielleicht etwas ganz Neues. Es hat zu tun mit afrikanischen Kindersoldaten und mit zahllosen Kinderzimmern in Berlin, New York, Paris, London und an vielen anderen Orten. Es hat auch zu tun mit Empathie und Menschlichkeit, mit Facebook und mit herbeigeklickter Solidarität.
Angefangen hat alles mit dem effektvollen halbstündigen Film über einen ugandischen Kriegsverbrecher, den der Regisseur Jason Russell für die Organisation Invisible Children gedreht hat. Am vorvergangenen Montag hat er ihn auf YouTube hochgeladen – und dann geschah etwas, das es so im Netz noch nicht gegeben hat: die virale Explosion eines politischen Themas.
Innerhalb von zehn Tagen wurde der Film über den Warlord Joseph Kony, der Zigtausende Kindersoldaten rekrutiert hat, mehr als 100 Millionen Mal aufgerufen, er wurde getwittert und auf Facebook weiterverlinkt, er wurde ein vieldiskutiertes Thema in deutschen Kinder- und Jugendzimmern und erreichte von da aus die Eltern. Oftmals sind das Eltern, die seit Jahren in stiller Verzweiflung auf ihre ach so unpolitischen, konsumorientierten, Facebook-verquatschten (aber ansonsten natürlich gut geratenen) Sprösslinge schauen.
Der Film ist Teil der Kampagne »Kony 2012«, die sich zum Ziel gesetzt hat, Joseph Kony noch in diesem Jahr zu verhaften. Dazu sollen sich die jungen Leute ein »Action Kit« mit Solidaritätsarmbändern und Postern für immerhin 30 Dollar bestellen, sie sollen am 20. April den Sprung in die analoge Welt schaffen und weltweit Fahndungsplakate aufhängen, mit dem Ziel, die Politik zu beeindrucken, damit endlich genug Soldaten geschickt werden, um den Kriegsverbrecher vor Gericht zu zerren.
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