Nun wird das Ende in Afghanistan doch schneller kommen als gedacht. Ein bisschen jedenfalls. US-Präsident Barack Obama hat sich ostentativ über die Empfehlung seines kommandieren Generals hinweg gesetzt (der ihm ohnehin bald in einer anderen Funktion dienen wird - David Petraeus wird neuer CIA-Chef): Er hat den Abzug der 30.000 Soldaten, die er im Dezember 2009 zur Verstärkung nach Afghanistan beordert hatte, bis zum September 2012 angeordnet. Die Militärs wollten Ende des Jahres, also den Großteil der Kampftruppen noch den gesamten Sommer 2012 über einsetzten können. Das werden sie nun nur noch bedingt können.
Obama stand vor einer verwickelten Herausforderung: Er musste seinem zusehends kriegsmüden Land beweisen, dass es tatsächlich einen Weg hinaus gibt aus dem längsten Kampf, den Amerika je gefochten hat. Den Generälen musste er zeigen, dass er zwar auf ihren Rat hört und ihnen Truppen zur Verfügung stellt, aber nicht in dem Umfang, wie sie gehofft hatten. Er wollte den Eindruck vermeiden, dass er sich wie vor zwei Jahren von ihnen in eine strategische Entscheidung (die enorme Truppenverstärkung) hinein boxen lässt.
Und zugleich durfte er nicht den Anschein erwecken, dass er aus reinem innenpolitischem Kalkül vor der Präsidentschaftswahl im Herbst 2012 das Momentum gefährden würde, das die US-Truppen zurzeit in Afghanistan zweifellos haben. Nur aus der Position der Stärke heraus kann es die dringend nötige politische Lösung des Konflikts in Afghanistan geben.
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