Talokan - Bei einem Anschlag der Taliban auf ein Sicherheitstreffen von afghanischen Militärs und Spitzenpolitikern und einer hochrangigen deutschen Bundeswehrdelegation in Nordafghanistan sind am Samstag zwei deutsche Soldaten gestorben. Vier weitere Soldaten, darunter auch General Markus Kneip, der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, wurden schwer verwundet. Bei dem Anschlag auf dem Gelände des Gouverneurssitzes in der afghanischen Provinzhauptstadt Talokan wurden der Polizeichef von ganz Nordafghanistan, zwei seiner Bodyguards und der Sekretär des Gouverneurs getötet. Der Gouverneur selber überlebte die Attacke schwer verletzt, schwebt aber in akuter Lebensgefahr.
Die Taliban-Attacke richtete sich gegen ein sogenanntes Sicherheitstreffen der Deutschen mit den Afghanen, solche Treffen gehören zur Routine der Schutztruppe. Am Samstag wollten die Deutschen mit den Afghanen besonders über die gewaltsamen Proteste vor einem kleinen Bundeswehrstützpunkt in Afghanistan sprechen, bei denen nach massiven Angriffen auf das Lager zehn Angreifer getötet worden waren. Nur rund eine Stunde nach dem Anschlag auf das Treffen meldeten sich die Taliban per Telefon bei mehreren Journalisten und bekannten sich zu dem Angriff.
Bisher gibt es noch kein klares Bild, wie es zu dem Anschlag kam. Der Sprecher des Gouverneurs sagte SPIEGEL ONLINE, mehrere Selbstmordattentäter hätten sich in der Halle des Amtssitzes des Gouverneurs in die Luft gesprengt, als die afghanischen und deutschen Militärs und Politiker vom ihrem Treffen im Büro des Gouverneurs im zweiten Stock herunter gekommen seien. Lal Mohammad Ahmaidzai, der Sprecher des getöteten Polizeichefs Daud Daud, berichtete von mehreren Explosionen. Diese hätten sich nach dem Ende des Treffens ereignet. "Überall war Rauch, auf dem Boden lagen Tote und Verletzte", sagte der Augenzeuge, "alle schrien nach Hilfe und Ärzten".
General Wesa, der die afghanischen Truppen in Nordafghanistan kommandiert, berichtete von schrecklichen Szenen nach dem Anschlag. Auf dem Boden habe er die Leichen des der beiden Polizeioffiziere gesehen. Der Gouverneur habe schwere Brandwunden erlitten und habe leblos da gelegen. Im zweiten Stock sei nach den Explosionen Feuer ausgebrochen, so der Armeeoffizier, der eng mit den Deutschen zusammen arbeitet.
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