Gary Faulkner hatte keine Chance. Als der 50-jährige Kalifornier sich im Juni vergangenen Jahres mit einem Dolch, ein paar christlichen Büchern und einer Nachtsichtkamera auf die Suche nach Osama bin Laden machte, glaubte der religiöse Eiferer, dass sich "worlds most wanted man" in irgendeiner miesen dunklen Höhle in den afghanischen Bergen versteckt hält - und genau dort wollte Faulkner den Terrorchef auch aufspüren. Er konnte ja nicht ahnen, dass bin Laden stattdessen ganz gemütlich in einer komfortablen Villa im pakistanischen Luftkurort Abbottabad saß.
Glaubt man seinen Beteuerungen, dann hat bis zum gestrigen Montag noch nicht einmal der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari etwas von der Residenz des Al- Kaida-Chefs in Pakistan geahnt. Auf eine entsprechende Frage von Journalisten der "Washington Post" erklärte Zardariam gestrigen Montag mit entwaffnender Einfalt, man habe bin Laden einfach woanders vermutet.
Doch ist es wirklich vorstellbar, dass es einem Mann, der von tausenden Soldaten und unzähligen Freischärlern gesucht wurde, gelingen konnte, an allen Straßenkontrollen vorbei quer durch Pakistan zu reisen, bis an die Grenze zu Indien? Und mehr noch, wie ist es möglich, dass bin Laden sich in der beschaulichen Kleinstadt Abbottabad, quasi vor den Augen des allgegenwärtigen pakistanischen Geheimdienstes ISI eine komfortable Villa errichten und jahrelang unerkannt leben konnte?
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