Lobbys gibt es im Gesundheitswesen viele. Nur die Patienten haben keine starke. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat sich darum eine ehrenwerte Aufgabe gestellt. Er möchte sich mehr um die Patienten und ihre medizinische Versorgung kümmern, nachdem in den vergangenen Jahren vor allem die Interessen einzelner Berufsgruppen bedient wurden.
Doch die Aufgabe ist schwierig. Denn was immer zugunsten des Patienten verändert wird, hat Auswirkungen auf Ärzte, Apotheker oder Pflegedienste. So stellt sich Rösler in diesen Tagen die zwar einfache, aber schwierig zu beantwortende Frage: Haben wir genügend niedergelassene Ärzte für eine gute, wohnortnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung? Die Antwort der Krankenkassen ist eindeutig: „Deutschland hat mehr Ärzte, als für eine gute medizinische Versorgung gebraucht werden“, teilte der Spitzenverband der Krankenkassen gestern mit. In Deutschland gebe es rund 24000 niedergelassene Ärzte zu viel. Aus Sicht der Kassen ist also jeder fünfte Praxisarzt überflüssig. Viele Patienten, die tage-, ja sogar wochenlang auf einen Arzttermin warten, werden angesichts dieser Rechnung nur den Kopf schütteln.
Bookmarks