Wer hat Schuld?
Sekunden später knallt es. Noch sieben Kilometer entfernt ist zu hören, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Tatsächlich wird schnell klar: Der Güterzug ist frontal und offensichtlich ungebremst in den HEX hineingerast. Mehrere Waggons des Personenzuges sind entgleist und umgestürzt. Zehn Passagiere sterben, 23 Menschen sind zum Teil schwer verletzt. Unter den Toten ist auch der Lokführer der HEX.
Der 41-jährige Lokführer des Güterzuges hingegen hat das Drama mit leichten Verletzungen überlebt. Zeugen sagen wenig später aus, sie hätten gesehen, wie er möglicherweise ein Haltesignal überfahren hat. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich das Gerücht, der Mann sei zum Zeitpunkt des Unglücks gar nicht in der Lok gewesen. Der Einsatzleiter der Bundespolizei will das nicht bestätigen. Nur soviel: Es sei möglich, dass der Lokführer sich in Sicherheit gebracht habe, als er den Regionalzug auf sich zurasen sah.
Sollte tatsächlich menschliches Versagen Schuld am schwersten Zugunglück der vergangenen Jahre in Deutschland sein? Am Montag gibt die Staatsanwaltschaft Magdeburg bekannt, sie habe gegen den 41-Jährigen ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachtes der fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung und der Gefährdung des Bahnverkehrs eingeleitet. Die Schuld des Mannes steht damit allerdings noch lange nicht fest - es handelt sich lediglich um Ermittlungen.
Bis zu 100 Ermittler der Polizeidirektion Magdeburg-Nord, des Bundeskriminalamtes und des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt sind in Hordorf vor Ort, um all die Spuren zu sammeln, die klären könnten, was sich in den Sekunden vor dem Aufprall abspielte. Nicht zuletzt könnten die Fahrtenschreiber Auskunft geben, was die Ursache für das Unglück ist. Das könne noch einige Zeit dauern, heißt es von der Polizei. Die Angehörigen der Toten und Verletzten brauchen Geduld. Sie wollen wissen: War dieses Unglück vermeidbar?
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