So viel Presseandrang hat es an einem Freitagabend in der Bundesbank bisher selten gegeben. "Das sind ja Massen", stöhnt Jochen Sanio im Blitzlichtgewitter. Danach gibt sich Deutschlands oberster Finanzaufseher nüchtern, legt säuberlich seinen grünen Aktenordner auf den Tisch, aus dem das Papier leicht herausquillt. Auf den Blättern stehen jene Zahlenkolonnen, denen Europas Finanzbranche entgegengefiebert hat - die Ergebnisse der Bankenstresstests. Sanio, sonst selten um ein Bonmot verlegen, gibt sich reserviert, neigt nur hin und wieder seinen Kopf, um seinen Aussagen Nachdruck zu verleihen. Neben ihm blickt Bundesbank-Vizepräsident Franz-Christoph Zeitler entschlossen-grimmig in die Runde. "Hart, extrem hart" sei der Test gewesen, betonen die beiden Spitzenbeamten mehrfach. Weil sie wissen, dass viele genau daran zweifeln. Dass die groß angelegte Aktion, mit der die EU-Regierungen die Finanzmärkte beruhigen wollen, zu verpuffen droht.Wochenlang haben Europas Politiker gestritten, nach welchen Kriterien sie die Standfestigkeit der Banken für eine kommende Krise prüfen wollen. Nächtelang brüteten die Banker über den Fragebögen. Zumindest auf dem Papier kann sich das Ergebnis sehen lassen: Nur sieben Institute in Europa sind durch den Test gefallen. In Deutschland trifft es lediglich die ohnehin bereits verstaatlichte Hypo Real Estate, in Spanien mehrere Sparkassen, deren Probleme ebenfalls längst bekannt sind.
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