Einer Studie zufolge hat sich die Zahl der HPV-positiven Tonsillen-Karzinome in den vergangenen 40 Jahren verdreifacht. Waren früher die meisten Tonsillen-Karzinome durch das Rauchen verursacht, spielt heute HPV die größte Rolle (MMW online).
US-Forscher haben nun möglicherweise herausgefunden, wie es zu dieser Entwicklung kam: Nach ihren Erhebungen gibt es zwei Dinge, die das Risiko für eine orale HPV-Infektion wesentlich erhöhen: orale Sexkontakte sowie Zungenküsse (J Infect Diseases 199, 2009, 1263). Bei den 332 Kontrollpersonen aus einer Fall-Kontrollstudie zu Kopf-Hals-Tumoren wurden 19 (4,8 Prozent) orale HPV-Infektionen festgestellt. Zehn davon waren durch Hochrisiko-Viren wie HPV 16 ausgelöst. Bei Personen, die bereits mehr als zehn Partner hatten, mit denen sie oralen Sex praktizierten, war das HPV-Risiko 5,2-fach höher als bei Menschen ohne Geschlechtspartner mit diesen Vorlieben - unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Rauchen. Bei mehr als 25 Partnern mit vaginalem Sex war das Risiko 4-fach erhöht.
Ähnlich waren die Ergebnisse bei 210 Studenten. Von ihnen waren 6 (2,9 Prozent) mit HPV infiziert, davon fünf mit Hochrisiko-Virustypen. Bei Studenten, die im Jahr vor der Studie mehr als fünf Geschlechtspartner hatten, mit denen sie oralen Sex praktizierten, war das orale HPV-Risiko 8-fach höher als bei jenen ohne solche Sex-Praktiken. Bei solchen, die mit mehr als fünf Partnern Zungenküsse ausgetauscht hatten, war es sogar mehr als 17-fach erhöht. Dazu könnte auch passen, dass in einer aktuellen Studie die Patienten mit HPV-assoziierten Tonsillen-Karzinomen im Durchschnitt zehn Jahre jünger sind als die "klassischen" Patienten mit tabakinduzierten Tonsillenkarzinomen, kommentiert Professor Hermann S. Füeßl vom Isar-Amper-Klinikum, Klinikum München-Ost.
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