Radikale Reinigung: Beamte verschrotten Rechner wegen Virenverdacht
Radikal und teuer: Der Landesrechnungshof Mecklenburg-Vorpommern kritisiert eine Computervirenkur in einem landeseigenen Institut. 170 Arbeitsrechner waren dort angeblich mit Schadcode infiziert - die IT-Abteilung kaufte neue Rechner und ließ die alten wegwerfen.
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Mehr als 180.000 Euro hat eine extreme Beseitigung von Computerviren im "Institut für Qualitätsentwicklung Mecklenburg-Vorpommern" (IQMV) gekostet. Die Organisation, die für "Aus-, Fort- und Weiterbildung" von Lehrern zuständig ist, wird vom Landesrechnungshof Mecklenburg-Vorpommern im nun erschienenen Jahresbericht heftig kritisiert. Anfang September 2010 wurden durch das Bildungsministerium "ein massiver Virenbefall" in den IT-Systemen des IQMV festgestellt. Das Institut wurde daraufhin vom internen Netzwerk getrennt.
Trocken heißt es im Bericht: "Die Virenbeseitigung erfolgte durch eine Bereinigung aller Server des IQMV sowie einer Neubeschaffung von 170 Arbeitsplatz-PC (APC) mit anschließender Rücksicherung der Benutzerdaten." Kostenpunkt: 172.000 Euro vom Bildungsministerium.
"So gut wie alle PC und Server [waren] massiv mit Viren, insbesondere dem Conficker-Wurm, befallen", begründete das Ministerium den dringenden Rechnertausch. Ob die IT-Systeme allerdings tatsächlich im dargelegten Umfang betroffen waren, konnten die Beamten später nicht darlegen. "Protokolle der Anti-Viren-Software konnten trotz mehrfacher Nachfrage nur für den Standort Greifswald vorgelegt werden", moniert der Bericht, wo "allerdings kein massiver Fund von Viren zum betreffenden Zeitpunkt zu entnehmen war."
Virenreinigung sollte angeblich 130.000 Euro kosten
So unangenehm der Conficker-Wurm auch sein mag: Er gehört zu den am besten erforschten Computerschädlingen; es gibt gleich mehrere kostenlose Reinigungs- und Diagnose-Tools.
Richtig unangenehm wird der Bericht allerdings in den Abschnitten zu "Alternativen zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit". Für das Ministerium gab es nur zwei Wahlmöglichkeiten: Reinigung oder Neuanschaffung. Ein Kostenvoranschlag eines Dienstleisters veranschlagte den Preis für die Reinigung der 170 APC sowie mögliche Zusatzkosten für Hard- und Software auf 130.000 Euro - eine genauere Aufstellung war ihm nicht möglich, da das Bildungsministerium auf Nachfrage zusätzliche Informationen zu den APC und ihrer Ausstattung nicht liefern konnte. Damit wurde "diese Alternative nicht weiterverfolgt" - der Weg zur Neuanschaffung war frei.
Quelle: Verschwendung in MV: Neue Computer statt Virenreinigung - SPIEGEL ONLINE
Auch wenn sie jetzt sagen das Neuanschaffungen sowieso geplant wären, ist es mal wieder ein typisches Beispiel wie man mit Steuergeldern umgeht...
mfg