LongbowArcher
07.10.08, 22:14
Hier eine Erklärung der Subprime- bzw. Finanzkrise, welche ich vorhin geschrieben habe in Anlehnung an:
http://www.sb-innovation.de/showthread.php?threadid=6039
Die Finanzkrise:
Alles fing ca. im Jahre 2001 nach den Terroranschlägen am 11. September an, als der Schock der Amerikaner drohte, eine Inflation herbei zu rufen.
Die FED reagierte darauf rechtzeitig, in dem sie die Leitzinsen senkte. Dadurch wurde den Banken ermöglicht, sich günstig liquide Mittel, also Geld zu beschaffen. Dieses holen sie sich von der FED und der Leitzins gibt auch vor, wie hoch der Zins für Kapital sein darf, welches die Banken weiter verleihen z. B. an Bürger oder andere Banken.
Diese Mittel mussten sie demnach auch zu niedrigen Zinsen weitergeben, da der Leitzins niedrig war. Dadurch, dass die Zinsen niedrig waren, konnten sich die Amerikaner günstiges Kapital beschaffen, um Häuser zu kaufen oder zu bauen. Man muss dazu wissen, dass Amerikaner meist nicht zur Miete wohnen und der Mietmarkt in den USA winzig ist im Vergleich zu dem deutschen Mietmarkt.
Durch Kapital, welches für viele Amerikaner nun erreichbar war, boomte der Immobilienmarkt, da die Nachfrage natürlich erheblich anstieg. So konnte es dazu kommen, dass ein Haus beispielsweise im Jahre 2000 ca. 100.000$ wert war, es aber im Jahre 2006 einen Wert von ca. 200.000$ hatte, der Wert des Hauses sich dementsprechend verdoppelt hat.
Wie kam es dann zur Finanzkrise?
Nun, nehmen wir an, der Hausbesitzer unseres Beispielhauses hat im Jahre 2001 eine Hypothek von 100.000$ über sein Haus aufgenommen, was in Deutschland undenkbar wäre, aber in Amerika, dank des Immobilienbooms und der niedrigen Leitzinsen dazu führte, dass die Banken die Hypothek gewährten. Im Jahre 2006 nun war das Beispielhaus doppelt so viel wert, weshalb der Hausbesitzer erneut zu seiner Bank ging, um sich erneut Geld zu holen z. B. für ein Auto, Fernseher usw.
Das Haus, welches anfangs 100.000$ wert war und nun bei 200.000$ liegt, war nun mit 170.000$ belastet.
Ungefähr Ende 2006 kündigte sich dann die Finanzkrise an, denn die FED erhöhte den Leitzins! Nehmen wir an, dieser lag vorher bei 4% und wurde nun auf 8% erhöht, so erhöhten sich für den gemeinen amerikanischen Bürger die Kapitalkosten um das doppelte! Die Folge daraus dürfte nun jedem ersichtlich werden, denn die Nachfrage nach Kapital, also Krediten, sank erheblich, wodurch auch die Nachfrage am Immobilienmarkt erheblich sank!
Unser Beispielhaus war nun keine 200.000$ mehr wert, sondern verlor massiv an Wert, wodurch es vielleicht nur noch 90.000$ wert war, aber mit 170.000$ belastet war! Die Banken haben nun aber diese sogenannten „faulen Kredite“ nicht nur an Mittelständler vergeben, die sich eine Rückzahlung leisten könnten, sondern sie haben diese Kredite auch an den Mc Donalds Mitarbeiter mit 6,50$ Stundenlohn vergeben und das zu Hauf. Für diese Menschen ist eine Rückzahlung bei diesem massiven Wertverlust nicht möglich, die Banken mussten also die Verluste abschreiben!
Gehen wir kurz in das Rechnungswesen:
Die Bilanz einer Bank ist in Aktiva und Passiva unterteilt. Auf der Passiva-Seite steht die Finanzierung, also Eigenkapital und Fremdkapital, auf der Aktiva-Seite stehen die Investitionen, also Anlagevermögen und Umlaufvermögen, wo auch Forderungen drunter fallen.
Die faulen Kredite kamen auf die Aktiva-Seite, da diese aber geplatzt sind, müssen sie abgeschrieben werden, das heißt, sie müssen vom Eigenkapital abgeschrieben werden.
Nehmen wir an, das Eigenkapital liegt bei 20 und auf der Aktiva-Seite sind 100 für Kredite eingetragen. Nun verlieren die Kredite die Hälfte an Wert, sprich sie sind nur noch 50 wert. Die fehlenden 50, welche ja der Verlust sind, werden vom Eigenkapital abgeschrieben, sprich das Eigenkapital liegt bei -30!!! Voila, unsere Bank ist pleite!
Nun waren die amerikanische Banken aber nicht ganz doof und haben die Subprimes, so nennt man die Kredite, welche an die Amerikaner im Immobiliensektor gegeben wurden, in Fonds untergebracht. Diese Fonds bestanden aus verschiedensten Zertifikaten und die Subprime-Zertifikate wurden dort untergemischt. Je mehr der Subprime-Zertifikate in einem Fonds vor kamen, desto höher das Risiko, desto höher aber auch der Gewinn, welcher daraus geschlagen wurde.
Wir erinnern uns an den boomenden Immobilienmarkt, welcher bedeutete, dass die Subprime-Zertifikate ähnlich wie die Immobilien selbst, massiv an Wert gewonnen haben. Die Rendite hier war also beträchtlich, weshalb auch ausländische, vor allem aber europäische Banken in diese Fonds investierten. Als der Immobilienmarkt wegen der Erhöhung des Leitzinses und dem Sinken der Nachfrage zusammenbrach, verloren auch die Subprime-Zertifikate massiv an Wert, weshalb nun auch europäische Banken Abschreibungen tätigen mussten und immer noch müssen.
Dies ist noch nicht ganz abgeschlossen!
Warum werden nun einige Banken gestützt durch Regierungen und andere nicht?
Nun, eigentlich findet zur Zeit eine Marktbereinigung statt. Die, die sich verkalkuliert haben müssen vom Markt verschwinden oder um ihr Überleben kämpfen. Hier sollte sich der Staat eigentlich nicht einmischen, aber es gibt Banken, die, wenn sie kippen, also Pleite gehen, mehrere andere Banken mit sich ziehen würden. Hier gilt es für die einzelnen Staaten abzuwägen, welche Bank wichtig für das wirtschaftliche System ist und welche entbehrlich ist.
Das Finanzpaket von 700 Milliarden $ kann nicht alle Banken retten, das soll es auch gar nicht. Das Paket ist dafür gedacht, Banken, die sich nach einer bestimmten Bewertung qualifiziert haben, zu retten. Dies sind aber Banken, die für das wirtschaftliche System so dermaßen wichtig sind, dass man sie retten muß!
Was macht die Bundesregierung?
Die Bundesregierung hat nun interveniert, indem sie eine Sicherung auf die Spareinlagen von 500 Milliarden € gegeben hat. Dies sichert zwar nicht alle Spareinlagen, beruhigt aber die Bürger und verhindert ein Auflösen der Spareinlagen, die Bürger holen sich ihr Geld also nicht nach Hause und damit ein Entziehen von Kapital bei den Banken, was erst recht zu einem Kollaps führen würde.
Folgen in Deutschland
Die Folgen in Deutschland machen sich zur Zeit bemerkbar. Nicht für den normalen Bürger, aber wer Zeitung liest und die richtigen Schlüße zieht, der wird erkennen, was gerade passiert. Opel z. B. hat die Produktion für ein paar Tage eingestellt und auch Merceds Benz überlegt, Produktionspausen einzulegen.
Aber warum?
Wer ein Auto kauft, bestellt dieses meist und bezahlt es nicht sofort, die Autohersteller bauen das bestellte Auto daher auf eigene Kosten, das heißt, sie geben dem Kunden einen Kredit, ohne das dieser das weiß. Es entstehen ihm dadurch keine Kosten. Die Automobilbauer aber müssen sich das Geld leihen, um die gewünschten Autos zu produzieren, dies ist günstiger, als Eigenkapital abzuziehen. Der Kredit wird ohnehin bald beglichen, wenn der Käufer sein Auto erhält und bezahlt.
Nun stehen die Banken aber schlecht da und halten ihr Geld zusammen oder mussten so hohe Abschreibungen vollziehen, dass kaum noch Eigenkapital vorhanden ist, welches sie verleihen können oder wollen. Von anderen Banken bekommen sie auch kein Geld geliehen, da die Aussicht auf Rückzahlung eher niedrig ist. Der Automobilhersteller bekommt keine Kredit und kann keine Autos bauen...die Spirale nach unten lässt sich weiter spinnen...Arbeitsplätze müssen gestrichen werden usw.
Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich und korrekt. Bei Fragen, Fehlern oder Verbesserungen einfach bei mir melden!
http://www.sb-innovation.de/showthread.php?threadid=6039
Die Finanzkrise:
Alles fing ca. im Jahre 2001 nach den Terroranschlägen am 11. September an, als der Schock der Amerikaner drohte, eine Inflation herbei zu rufen.
Die FED reagierte darauf rechtzeitig, in dem sie die Leitzinsen senkte. Dadurch wurde den Banken ermöglicht, sich günstig liquide Mittel, also Geld zu beschaffen. Dieses holen sie sich von der FED und der Leitzins gibt auch vor, wie hoch der Zins für Kapital sein darf, welches die Banken weiter verleihen z. B. an Bürger oder andere Banken.
Diese Mittel mussten sie demnach auch zu niedrigen Zinsen weitergeben, da der Leitzins niedrig war. Dadurch, dass die Zinsen niedrig waren, konnten sich die Amerikaner günstiges Kapital beschaffen, um Häuser zu kaufen oder zu bauen. Man muss dazu wissen, dass Amerikaner meist nicht zur Miete wohnen und der Mietmarkt in den USA winzig ist im Vergleich zu dem deutschen Mietmarkt.
Durch Kapital, welches für viele Amerikaner nun erreichbar war, boomte der Immobilienmarkt, da die Nachfrage natürlich erheblich anstieg. So konnte es dazu kommen, dass ein Haus beispielsweise im Jahre 2000 ca. 100.000$ wert war, es aber im Jahre 2006 einen Wert von ca. 200.000$ hatte, der Wert des Hauses sich dementsprechend verdoppelt hat.
Wie kam es dann zur Finanzkrise?
Nun, nehmen wir an, der Hausbesitzer unseres Beispielhauses hat im Jahre 2001 eine Hypothek von 100.000$ über sein Haus aufgenommen, was in Deutschland undenkbar wäre, aber in Amerika, dank des Immobilienbooms und der niedrigen Leitzinsen dazu führte, dass die Banken die Hypothek gewährten. Im Jahre 2006 nun war das Beispielhaus doppelt so viel wert, weshalb der Hausbesitzer erneut zu seiner Bank ging, um sich erneut Geld zu holen z. B. für ein Auto, Fernseher usw.
Das Haus, welches anfangs 100.000$ wert war und nun bei 200.000$ liegt, war nun mit 170.000$ belastet.
Ungefähr Ende 2006 kündigte sich dann die Finanzkrise an, denn die FED erhöhte den Leitzins! Nehmen wir an, dieser lag vorher bei 4% und wurde nun auf 8% erhöht, so erhöhten sich für den gemeinen amerikanischen Bürger die Kapitalkosten um das doppelte! Die Folge daraus dürfte nun jedem ersichtlich werden, denn die Nachfrage nach Kapital, also Krediten, sank erheblich, wodurch auch die Nachfrage am Immobilienmarkt erheblich sank!
Unser Beispielhaus war nun keine 200.000$ mehr wert, sondern verlor massiv an Wert, wodurch es vielleicht nur noch 90.000$ wert war, aber mit 170.000$ belastet war! Die Banken haben nun aber diese sogenannten „faulen Kredite“ nicht nur an Mittelständler vergeben, die sich eine Rückzahlung leisten könnten, sondern sie haben diese Kredite auch an den Mc Donalds Mitarbeiter mit 6,50$ Stundenlohn vergeben und das zu Hauf. Für diese Menschen ist eine Rückzahlung bei diesem massiven Wertverlust nicht möglich, die Banken mussten also die Verluste abschreiben!
Gehen wir kurz in das Rechnungswesen:
Die Bilanz einer Bank ist in Aktiva und Passiva unterteilt. Auf der Passiva-Seite steht die Finanzierung, also Eigenkapital und Fremdkapital, auf der Aktiva-Seite stehen die Investitionen, also Anlagevermögen und Umlaufvermögen, wo auch Forderungen drunter fallen.
Die faulen Kredite kamen auf die Aktiva-Seite, da diese aber geplatzt sind, müssen sie abgeschrieben werden, das heißt, sie müssen vom Eigenkapital abgeschrieben werden.
Nehmen wir an, das Eigenkapital liegt bei 20 und auf der Aktiva-Seite sind 100 für Kredite eingetragen. Nun verlieren die Kredite die Hälfte an Wert, sprich sie sind nur noch 50 wert. Die fehlenden 50, welche ja der Verlust sind, werden vom Eigenkapital abgeschrieben, sprich das Eigenkapital liegt bei -30!!! Voila, unsere Bank ist pleite!
Nun waren die amerikanische Banken aber nicht ganz doof und haben die Subprimes, so nennt man die Kredite, welche an die Amerikaner im Immobiliensektor gegeben wurden, in Fonds untergebracht. Diese Fonds bestanden aus verschiedensten Zertifikaten und die Subprime-Zertifikate wurden dort untergemischt. Je mehr der Subprime-Zertifikate in einem Fonds vor kamen, desto höher das Risiko, desto höher aber auch der Gewinn, welcher daraus geschlagen wurde.
Wir erinnern uns an den boomenden Immobilienmarkt, welcher bedeutete, dass die Subprime-Zertifikate ähnlich wie die Immobilien selbst, massiv an Wert gewonnen haben. Die Rendite hier war also beträchtlich, weshalb auch ausländische, vor allem aber europäische Banken in diese Fonds investierten. Als der Immobilienmarkt wegen der Erhöhung des Leitzinses und dem Sinken der Nachfrage zusammenbrach, verloren auch die Subprime-Zertifikate massiv an Wert, weshalb nun auch europäische Banken Abschreibungen tätigen mussten und immer noch müssen.
Dies ist noch nicht ganz abgeschlossen!
Warum werden nun einige Banken gestützt durch Regierungen und andere nicht?
Nun, eigentlich findet zur Zeit eine Marktbereinigung statt. Die, die sich verkalkuliert haben müssen vom Markt verschwinden oder um ihr Überleben kämpfen. Hier sollte sich der Staat eigentlich nicht einmischen, aber es gibt Banken, die, wenn sie kippen, also Pleite gehen, mehrere andere Banken mit sich ziehen würden. Hier gilt es für die einzelnen Staaten abzuwägen, welche Bank wichtig für das wirtschaftliche System ist und welche entbehrlich ist.
Das Finanzpaket von 700 Milliarden $ kann nicht alle Banken retten, das soll es auch gar nicht. Das Paket ist dafür gedacht, Banken, die sich nach einer bestimmten Bewertung qualifiziert haben, zu retten. Dies sind aber Banken, die für das wirtschaftliche System so dermaßen wichtig sind, dass man sie retten muß!
Was macht die Bundesregierung?
Die Bundesregierung hat nun interveniert, indem sie eine Sicherung auf die Spareinlagen von 500 Milliarden € gegeben hat. Dies sichert zwar nicht alle Spareinlagen, beruhigt aber die Bürger und verhindert ein Auflösen der Spareinlagen, die Bürger holen sich ihr Geld also nicht nach Hause und damit ein Entziehen von Kapital bei den Banken, was erst recht zu einem Kollaps führen würde.
Folgen in Deutschland
Die Folgen in Deutschland machen sich zur Zeit bemerkbar. Nicht für den normalen Bürger, aber wer Zeitung liest und die richtigen Schlüße zieht, der wird erkennen, was gerade passiert. Opel z. B. hat die Produktion für ein paar Tage eingestellt und auch Merceds Benz überlegt, Produktionspausen einzulegen.
Aber warum?
Wer ein Auto kauft, bestellt dieses meist und bezahlt es nicht sofort, die Autohersteller bauen das bestellte Auto daher auf eigene Kosten, das heißt, sie geben dem Kunden einen Kredit, ohne das dieser das weiß. Es entstehen ihm dadurch keine Kosten. Die Automobilbauer aber müssen sich das Geld leihen, um die gewünschten Autos zu produzieren, dies ist günstiger, als Eigenkapital abzuziehen. Der Kredit wird ohnehin bald beglichen, wenn der Käufer sein Auto erhält und bezahlt.
Nun stehen die Banken aber schlecht da und halten ihr Geld zusammen oder mussten so hohe Abschreibungen vollziehen, dass kaum noch Eigenkapital vorhanden ist, welches sie verleihen können oder wollen. Von anderen Banken bekommen sie auch kein Geld geliehen, da die Aussicht auf Rückzahlung eher niedrig ist. Der Automobilhersteller bekommt keine Kredit und kann keine Autos bauen...die Spirale nach unten lässt sich weiter spinnen...Arbeitsplätze müssen gestrichen werden usw.
Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich und korrekt. Bei Fragen, Fehlern oder Verbesserungen einfach bei mir melden!