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View Full Version : Buschkowsky – "Integration ist eine Bringschuld"



Snitlev
20.09.12, 19:00
Berlin-Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky hat ein bedrückendes Buch über seinen Kiez geschrieben. Er zeigt die Folgen verfehlter Integrationspolitik auf – und Lösungen.



Das Buch ist eine 400 Seiten starke Bestandsaufnahme der Probleme in dem Berliner Stadtteil Neukölln, der von manch einem als Deutschlands Hinterhof bezeichnet wird. 41 Prozent der Bewohner haben einen Migrationshintergrund, sind "nicht-deutscher Herkunftssprache", die Einwanderer stammen aus 150 Herkunftsländern.
Muslime stellen mit 45 Prozent fast die Hälfte aller Einwanderer. Je jünger die Bewohner, desto mehr verschiebt sich der Anteil zugunsten der Migranten. 66 Prozent aller Grundschüler haben eine Zuwanderungsgeschichte. 39 Prozent aller Einwandererkinder wurden mit gar keinen oder nur sehr fehlerhaften Deutschkenntnissen eingeschult.
55 Prozent ihrer Familien beziehen öffentliche Leistungen wie Hartz IV, Sozialhilfe, Wohngeld. Soweit die Fakten, Berlins Neuköllner Bezirksbürgermeister Buschkowsky schmückt sie in "Neukölln ist überall" mit Anekdoten aus seinem Alltag, in dem er immer wieder den Kontakt sucht zu Erziehern, Schuldirektoren, Jugendrichtern, Polizisten, Sozialarbeitern.


"Wenn die Lehrerin die Kinder anfeuert: Ihr müsst tüchtig lernen, damit ihr einen guten Schul*ab*schluss macht, einen tollen Beruf erlernen könnt und viel Geld verdient, damit ihr eine schöne Frau heiraten und einen schwarzen BMW fahren könnt", dann sagen unsere Kinder: "Aber Frau Lehrerin, das Geld kommt doch vom Amt."

Das sagen sie nicht, weil sie die Lehrerin ärgern wollen, sondern weil sie es nicht anders kennen. Kinder sind immer nur unser Spiegel", schreibt Buschowsky im Kapitel "Der Schulalltag hat viele Gesichter".

Seine Kernthese lautet: "Es ist einfach so, dass Be*völ*ke*rungs*schich*ten ent*stan*den sind, die keinerlei Interesse daran haben, sich in diese Ge*sell*schaft zu in*te*grie*ren. Sie ak*zep*tie*ren staat*li*che Re*prä*sen*tan*ten und In*sti*tu*tio*nen in keinster Form und werden das auch künftig nicht tun."



Buschkowsky erzählt von Verwahrlosung, Gewalt und Misserfolgen und verblüfft doch mit der Überzeugung, dass es Auswege gibt. Er ist sich sicher, dass "wir den Knick im Tunnel, hinter dem das Licht ist", erreichen können.

Seine Einschätzung: "Das Hu*man*ka*pi*tal unseres Landes liegt nicht auf der Elb*chaus*see in Hamburg, in Dah*lem- Dorf in Berlin oder am Starn*ber*ger See. Es liegt vielmehr dort, wo viele Kinder sind." Zum Beispiel in Neukölln.

In seinem Buch benennt er politische Fehlentscheidungen, die seiner Meinung nach ganze Wohnviertel in eine Abwärtsspirale geraten ließen.

"Das deutsche Politiksystem hat für Probleme und Fehlentwicklungen immer eine Hauptantwort parat. Die heißt Geld. Tun wir hier und tun wir dort einen zusätzlichen Geldschein hin, dann regelt sich alles von alleine. Bei der Integrationspolitik halte ich diesen Ansatz nicht nur für schädlich, sondern für tödlich. Geldscheine ersticken Aufbruchsstimmung, Aufstiegswillen und die Besinnung auf die eigenen Stärken."



Etwa die Hälfte des Buches sind Analyse und Konzept für eine bessere Integrationspolitik.

Sein Lehrsatz Nummer eins: "In*te*gra*tion und die Be*reit*schaft dazu sind an erster Stelle eine Bring*schuld der Hin*zu*kom*men*den. Wir sind mit den Regeln, die wir haben, zu*frie*den. Wer zu uns kommt, muss sie bejahen und sich an der Mehrung des Wohl*stands dieser Ge*sell*schaft aktiv be*tei*li*gen - ist es nicht das Recht einer jeden Ge*sell*schaft, das zu sagen?"

Buschkowskys Apell ist es, dass Deutschland in die Zukunft des Landes, also in die Bildung und in die Infrastruktur für Kinder investieren muss anstatt zu reparieren und zu alimentieren.



"Eine zwischen den gesellschaftlichen Schichten ausgewogene Geburtenrate ist langfristig von immenser Bedeutung", schreibt Buschkowsky. "Aus diesem Grund dürfen familienpolitische Stimulanzen nicht ausschließlich auf die Unterschicht ausgelegt sein."

Gleichzeitig müsse sich das deutsche Bildungssystem stärker auf Kinder aus Unterschichten und dem Milieu der Bildungsfernen konzentrieren; mit Kindergartenpflicht und gebundenen Ganztagsschulen als Bausteinen.

"Dieses Buch kritisiert die gesellschaftliche Ignoranz und will Menschen Motivation und Mut geben, dagegen anzukämpfen", schreibt Buschkowsky im Klappentext. "Es will einen Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendliche in sozialen Brennpunkten die gleichen Chancen erhalten, wie ich sie hatte."



Quelle: Ausländerpolitik: Buschkowsky (http://www.welt.de/politik/deutschland/article109352499/Buschkowsky-Integration-ist-eine-Bringschuld.html)

Auch wenn sich vieles nach den typischen Vorurteilen klingt bzw. es dem Klischee entspricht so hat doch der Mann m.E. nach recht.
Das ganze mag auch ein wenig an Thilo Sarazin erinnern, aber ich sehe es auch so das Intergration eine Bringschuld ist, nur macht unsere Politik dabei vieles falsch. Neulich hatte ich eine TV-Doku. gesehen wo es genau um dieses Thema Intergration in Berlin/Neuköln ging, alle Jugendlichen oder selbst Erwachsenen bleiben dort unter sich, die Erwachsenen sagen wozu intergrieren, wir haben hier alles vom türkischen Rechtsanwalt über Türkische Einkaufsläden, Kaffee's, Ärzte, Gebetshäuser oder sonstiges was ihrer Kultur entspricht. Also wozu sich noch anpassen und die deutsche Sprache lernen?
Die jugendlichen sagten meistens die doofen Deutschen sind nur zum verarschen und ausrauben gut und man kann sie klatschen ohne das sie sich wehren, Schule und Jobs brauchen wir nicht wir schlagen uns auch so durch.

Das klingt hart war aber genauso in der Doku, auch wenn natürlich nur ein kleiner Teil ist der so krass reagiert aber vieles von dem was der Bürgermeister H. Buschkowsky sagt ist dass was die meisten von uns denken, mich eingeschlossen.

Wie gesagt es liegt auch an unserer Politik, die es den Migranten viel zu einfach macht sich eben nicht anzupassen...

mfg

leus
21.09.12, 09:32
Ich denke nicht das Integration eine Bringschuld ist. Mir kommt es so vor als ob die Diskussion um Integration und Paralellgesellschaften vor 3 oder 4 Jahren angefangen hätte. Der größte Teil der Migranten kam aber bereits in den 80er nach Deutschland, da Arbeitskräfte fehlten.
Ich weiss auch von einigen meiner Freunde mit Migrationshintergrund das deren Eltern nicht sonderlich gut deutsch konnten. (Z.B. mussten die Kinder meistens für die Mütter beim Behördengang übersetzen.) Ein wirkliches Problem gab es mit diesen nicht sonderlich gut integrierten Leuten allerdings nicht. Und wenn Leute ihre eigene Kultur leben wollen wenn störts? Groß gestritten wird wegen der Problematik das wenig integrierte Leute meist wenig Bildung bekommen oft danach unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden und ihre Kinder wieder rum nicht lang zur Schule schicken.
Man müsste Migranten vllt. indem man Werte wie Ehre und Stolz (Eine Ehre zu so einer guten Schule zu gehen, Stolz nur Bestnoten zu haben statt nur Familienehre) ein wenig ummodelliert, vermitteln wie stark Bildung mit Erfolg in der Arbeitswelt verknüpft ist.

LongbowArcher
21.09.12, 20:37
Nichts desto trotz: Egal wer wo warum irgendwo hinzieht, sollte sich an die Gegebenheiten anpassen und sich integrieren.

Se7Ven
21.09.12, 21:53
Man müsste Migranten vllt. indem man Werte wie Ehre und Stolz (Eine Ehre zu so einer guten Schule zu gehen, Stolz nur Bestnoten zu haben statt nur Familienehre) ein wenig ummodelliert, vermitteln wie stark Bildung mit Erfolg in der Arbeitswelt verknüpft ist.

Korrekt ....hier sollte dringend ein umdenken stattfinden und der Schwerpunkt auf die Bildung gesetzt werden um in der Konsequenz aufzuzeigen das eine gesellschaftliche Integration sich lohnt.


Nichts desto trotz: Egal wer wo warum irgendwo hinzieht, sollte sich an die Gegebenheiten anpassen und sich integrieren.

Das wäre wohl der effizienteste weg zum erfolgreichen Leben und ein konstruktives Exempel für eine gelungene Integration mit einer besonders guten Note...