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View Full Version : Freiwilligendienst - CDU will Zivis durch Hartz-IV-Empfänger ersetzen



Snitlev
17.04.11, 10:14
Zwei CDU-Politiker lassen prüfen, ob Hartz-IV-Empfänger auch im neuen Freiwilligendienst eingesetzt werden könnten. Das Bundesfamilienministerium zeigte sich irritiert.


Mit dem Ende der Wehrpflicht gibt es auch keine Zivis mehr. Um den Verlust dieser Helfer im Gesundheitssystem zu kompensieren, wollen zwei CDU-Politiker Hartz-IV-Bezieher verpflichten. Arbeitslose sollten für gemeinnützige Dienste an Stelle der bisherigen Zivildienstleistenden herangezogen werden können, finden die CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann und Peter Tauber. Zumindest haben sie den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages beauftragt, die rechtlichen Grundlagen für die ersatzweise Heranziehung von Hartz-IV-Beziehern zum Freiwilligendienst zu prüfen.
Ab dem 1. Juli gilt ein Gesetz, das statt der Wehrpflicht einen freiwilligen Dienst vorsieht. Dieser wird damit auch im zivilen Bereich installiert und soll dort 6 bis 24 Monate dauern. Linnemann nun schreibt auf seiner Website, er wolle prüfen lassen, ob es möglich sei, "Hartz-IV-Empfänger durch gemeinnützige Tätigkeit zu qualifizieren". Im Bereich der Freiwilligendienste könnten Menschen mehr lernen als bei Ein-Euro-Jobs, sehr viel besser weitergebildet werden und würden mehr Wertschätzung erfahren, so Linnemanns Logik.
Das zuständige Bundesfamilienministerium äußerte sich jedoch irritiert. "Wir betonen, dass es im Bundesfreiwilligendienst um die Gewinnung von echten Freiwilligen geht und nicht um einen Zwangsdienst", erklärte ein Sprecher. Gerade im sensiblen Dienst am Menschen seien Frauen und Männer nötig, "die das aus echter Überzeugung, mit Liebe und Engagement tun. Das geht nicht mit Zwang."

Quelle: Freiwilligendienst: CDU will Zivis durch Hartz-IV-Empfänger ersetzen | Politik | ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-04/hartz-iv-empfaenger-sozialdienst)

Solange das ganze auf freiwilliger Basis passiert ist es vollkommen in Ordnung, schließlich könnten beide beide davon profitieren...

mfg

Freak69
18.04.11, 03:28
Eben, solange es FREIWILLIG gemacht wird ist es ok, aber die CDU möchte es ja wie den 1 € Job als Pflicht machen. Lehnt man es ab, ist das Geld gestrichen.

Das was ich gerne sagen würde, kann ich nicht sagen, das Niveau wäre in dem moment zu weit unten... Vorallem wird das wieder ein haufen Geld kosten, ich denke nämlich nicht das die "Arbeitgeber" das kostenlos machen werden, vorallem da es sich ja um gemeinnützige Arbeit handelt.

Das wären z.B. Pflegeheime, das würde heissen Menschen pflegen wo andere gelernt haben müssen oder sollen die ALG II bezieher nur mit dem Leuten spazieren gehen oder die Zimmer putzen etc. ?


Naja, mal abwarten - wenns den Steuerzahler wieder Geld kosten wird, wird eh wieder auf die ALG II bezieher gespuckt. ;)

LongbowArcher
18.04.11, 07:38
PRIVATE Pflegeheime und sonstige private Institutionen, die auf Freiwilligendienste angewiesen sind, um ihr Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten.....interessant.

Se7Ven
18.04.11, 20:25
Das wäre kein konstruktiver Ansatz oder eine sinnvolle Strategie weil zum einen die Fachkräfte eingespart werden und zum anderen die Freiwilligen dadurch freie Arbeitsstellen besetzen somit den freien Arbeitsmarkt eher blockieren indem die freien Stellen von den 1 € Jobbern unter bezahlt besetzt werden.

Dieses Verfahren des Missbrauches wurde schon damals oftmals mit den Zivildienstleistenden praktiziert und zwar um billige Arbeitskräfte zu haben ohne das notwendige Fachpersonal oder den entsprechenden Arbeitsplatz einrichten zu müssen.

mabuse
19.04.11, 17:10
Ich halte das für eine richtig gute Idee.

Denn durch den Wegfall der Wehrpflicht wird natürlich auch der Zivildienst wegfallen - was ohne entsprechende Alternative zu massiven Kostensteigerungen bei Krankheit und Pflege führen wird - die wir letztlich noch teurer über die Sozialversicherungen bezahlen werden.

Se7Ven
19.04.11, 20:28
Sicherlich ist die Idee Menschen im sozialen Bereich arbeiten zu lassen eigentlich im Prinzip in Ordnung und sei es um eine real gesellschaftlich sowie sozial existenziell wichtige Arbeit kennenzulernen .

Absurder Weise allerdings eine zu wenig anerkannte Funktion oder auch gesellschaftlich wertgeschätzte Arbeit was sich an den entsprechenden niedrigen Löhnen im Altenpfleger oder Krankenpfleger Tätigkeitsbereich darstellt es steht in keiner Relation zu der geleisteten Arbeitsintensität

Wenn jedoch examinierte Fachkräfte die ihren Beruf erlernt haben von arbeitslosen Menschen teilweise ersetzt werden sollen oder gar Stellen nicht besetzt werden ist das kontraproduktiv.

Weil durch diesen Prozess einerseits die fachliche Qualifikation herabgesetzt wird und andererseits die notwendigen Fachkräfte nicht eingestellt werden können um das überforderte Personal fachlich entlasten zu können.

Eine Gesellschaft die faktisch immer älter wird sollte sich Prinzipiell gerade was die Sozialleistungen und das Gesundheitssystem anbetrifft diese als eine sinnvolle Investition in die Zukunft sowie in unser aller Gesundheit leisten können

mabuse
20.04.11, 08:50
Wenn jedoch examinierte Fachkräfte die ihren Beruf erlernt haben von arbeitslosen Menschen teilweise ersetzt werden sollen oder gar Stellen nicht besetzt werden ist das kontraproduktiv.
Ich denke nicht, das es darum geht.
Es geht um die Hilfsdienste, die keine nennenswerte Ausbildung erfordern - halt das, was bisher die Zivis gemacht haben. Die haben ja auch keine Fachkräfte verdrängt.

Hinzukommt, das es dabei durchaus den einen oder anderen Einstieg in einen richtigen Beruf in der Pflege geben mag. Denn im Unterschied zu den Zivis, die das von vorneherein nur für 18 Monate gemacht haben und dann studieren oder was auch immer gingen, haben wir hier einen guten Teil Perspektivlose oder Langzeitarbeitslose. Die da u.U. schon aus Eigeninteresse anders rangehen und mit Weiterbildungen dort langfristig Fuss fassen könnten.

Se7Ven
20.04.11, 19:40
Ich denke nicht, das es darum geht.
Es geht um die Hilfsdienste, die keine nennenswerte Ausbildung erfordern - halt das, was bisher die Zivis gemacht haben. Die haben ja auch keine Fachkräfte verdrängt.

Darauf könnte es allerdings hinauslaufen den hier wird ein Potential erkannt damit die Löhne reduziert werden können oder sogar im besten Fall für die Arbeitgeber kostenlose Arbeit von den 1 € Jobbern verrichtet wird und das hat den negativen Nebeneffekt das keine notwendigen Fachkräfte eingestellt werden.

Im grundlegenden befürchte ich sollen Pflegekräfte nicht auf ein menschenwürdiges Niveau bezahlt werden weil dieses definitiv eine höhere Gesamtbelastung bedeuten würde und die arbeitslosen Menschen kommen so aus der Statistik ohne höhere finanzielle Aufwendungen..



Hinzukommt, das es dabei durchaus den einen oder anderen Einstieg in einen richtigen Beruf in der Pflege geben mag. Denn im Unterschied zu den Zivis, die das von vorneherein nur für 18 Monate gemacht haben und dann studieren oder was auch immer gingen, haben wir hier einen guten Teil Perspektivlose oder Langzeitarbeitslose. Die da u.U. schon aus Eigeninteresse anders rangehen und mit Weiterbildungen dort langfristig Fuss fassen könnten.

Im Pflegebereich werden Fachkräfte permanent gesucht und wenn jemand Interesse hat an diesen aufreibenden Beruf und eine Menge Geduld sowie Empathie mitbringt wird dieser eine Fachausbildung bei entsprechender Eignung sowie Qualifikation beginnen können.

Mutter
22.04.11, 00:59
Es bedeutet die Abwertung von examinierten Altenpflegern, mehr nicht.
Die Politik behauptet, dass das, was diese Leute leisten müssen auch problemlos von Langzeitarbeitslosen geleistet werden kann. Für weniger Geld.

Allein die Begründung ist auch ein Witz. Nicht jeder Zivi war automatisch Altenpfleger oder Bettenschieber im Krankenhaus. Es wird einfach nur von der Politik behauptet, dass das so gewesen wäre und deswegen wird das so hingenommen.