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View Full Version : Technische Hochschulen führen wieder Diplom ein



Snitlev
02.08.10, 07:33
Zehn Jahre nach Einführung der Bachelor/Master- Studiengänge kehren die neun führenden Technischen Hochschulen in den Ingenieurfächern zum Diplom-Abschluss zurück.
Es besteht Einigkeit darüber, dass jeder, der ein entsprechendes fünfjähriges Studium absolviert hat, den Titel Diplomingenieur führen darf», sagte der designierte Rektor der TU Dresden, Hans Müller- Steinhagen, dem Magazin «Focus». Seine Hochschule hatte die Absicht bereits angekündigt und dafür auch Rückhalt beim sächsischen Kultusministerium erhalten.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan sagte dazu der Nachrichtenagentur dpa: «Der Diplom-Ingenieur hat in der Welt einen sehr guten Ruf. Es ist deshalb ein Zeichen von Selbstbewusstsein, neben dem internationalen Master-Abschluss auch diesen Titel zu vergeben




RWTH Aachen, TU Berlin, TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU Dresden, Leibniz Universität Hannover, das Karlsruhe Institute of Technology, die TU München und die Universität Stuttgart.



Quelle: Technische Hochschulen führen wieder Diplom ein - Nachrichten Newsticker - dpa_nt - infoline_nt - wissenschaft_nt - WELT ONLINE (http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wissenschaft_nt/article8765327/Technische-Hochschulen-fuehren-wieder-Diplom-ein.html)


Ich bin zwar kein Student und habe auch keine Uni besucht, aber bei uns im Unternehmen
weiß ich das man früher fast ausschließlich Sudenten mit Diplom eingestellt hatte und man heute noch den guten Ruf des Diplom zu schätzen weiß.
Bachelor und Master sind einfach nur neue Titel gewesen die wohl nicht so hoch angesehen sind wie einst das Diplom.
Aber hier sind ja viele User die eine Uni besuchen und können uns das wohl mal näher erläutern...

mfg

v6ph1
02.08.10, 12:46
Ab nächstes Semester (Wintersemester 2010/2011) wird bei uns auch wieder das Diplom eingeführt - nach 1jährigem Bacchelorversuch. (Aber wenn du eh schon meinen Rektor zitierst...)

Nur ist das leider nur die halbe Wahrheit:
Die Modularisierung und Umstrukturierung wird beibehalten, sodass die Verschulischung (Hausaufgaben) und das reduzierte Niveau ("schwere" Prüfungen erst später im Studium) fortbestehen wird.
Grund dafür ist eine neue Berechnungsgrundlage für die Haushaltsmittel an die Fakultäten:
Es zählen neu nur die Studentenzahlen im 4. Semester und nicht die im 1. Semester.
Somit versucht man Studienabbrecher noch bis zum 4. Semester zu halten um möglichst mehr Geld zu bekommen.
Das hat vorallem mehr unmotivierte Studienabbrecher zur Folge, weil diese sich nicht schnell für ein neues Studium entscheiden können.

mfg
v6ph1, der sich schon auf das Korrigieren von Hausaufgaben freut.

LongbowArcher
02.08.10, 17:39
Ich habe da ne andere Sichtweise zum Diplom:

Ich habe den Bachelor gemacht, mache derzeit den Master. Mit dem Niveau, dem Tempo und den Klausuren wird kein Diplomer mithalten. Was ich dann noch von Diplomern aus näherem Umfeld erfahre ist einfach nur lächerlich. Da sind pro Woche ca. 3 Vorlesungen geplant, so dass man ab Mittwoch bis Sonntag feiern kann. Klausuren dürfen dank Diplomprüfungsordnung so oft wiederholt werden, bis einem die Note passt und man kann sich auch nicht verschlechtern. Das Grundstudium zählt nicht mal einen Bruchteil in der Diplomnote, was ein absoluter Witz ist. Und das Geilste überhaupt: Am Ende gibt es den Dipl.Ing. der im Ausland ANGEBLICH so hoch anerkannt ist, übrigens nach viel zu langem Studium (wer glaubt dieses Märchen heutzutage eigentlich wirklich noch). Und vergessen wir die 40 seitige "Abschlussarbeit" nicht.
Hätten diejenigen einen ordentlichen Vorlesungsplan und Disziplin an den Tag gelegt, wäre das Studium auch in 3,5 Jahren schaffbar gewesen.
Dann mal mein Studium: Ich hatte keine Semesterferien, einen Vorlesungsplan, der mich Werktags immer beschäftigt hat, Klausuren durfte ich nicht wiederholen und Freiversuche gab es auch nicht, jede Klausur wurde mit in die Endnote berechnet, die Abschlussarbeit zählte grade mal 5% zur Gesamtnote und hatte einen Mindestumfang von 80 Seiten. -> Abschluss mit 1 vor dem Komma = Unmöglich!
Im Master genau dasselbe, obwohl andere Uni. Abschlussarbeit wieder mind. 80 Seiten.

Übrigens: Die meisten Unternehmen unterscheiden nicht zwischen Diplom und Bachelor (ich habe bis vor Kurzem ca. 190 Bewerbungen verschickt und jede Menge Vorstellungsgespräche geführt). Der Master dagegen gilt oft als Überqualifiziert. Bachelor verdienen ca. 4% weniger als Diplomer, Master ca. 5% mehr als Diplomer. Diplom und Bachelor gleichen sich Gehaltsmäßig weiter an, Master zieht weiter davon (nach zulesen auch bei almamater und anderen Studien).

Dieser ganze Hickhack wird nur gemacht, weil sich ein paar alteingesessene Profs auf den Schlips getreten fühlen, dass sie in ihren letzten Tagen vor der Pension nochmal anstrengen müssen.


Und nun wieder den Dipl. Ing einzuführen, den es nur gibt, wenn man den Master macaht, ist allen anderen gegenüber unfair, die den Bachelor gemacht haben und trotzdem exakt den selben Stoff und die selben Klausuren schreiben mussten wie die letzten Diplomer, die ihren Dipl.Ing. sozusagen frei Haus bekommen haben. Gerechtigkeit?



Just my 2cents

v6ph1
02.08.10, 18:27
Dir fehlt aber der Blick von den Ingenieurswissenschaften.
Du kennst nur dein Studienfach.

An 3 Vorlesungen pro Woche kann ich mich nicht erinnern - das waren im Schnitt min. 5-6. (Freundlicherweise auf 2 Tage verteilt)
Die Übungen zu den Vorlesungen nehmen etwa nochmal die selbe Zeit in Anspruch.
Um einen Tag frei zu haben, muss man schon einige Kompromisse eingehen: So z.B. Veranstaltungen früh oder spät abends besuchen.
Was den Umfang von Arbeiten betrifft, so ist das auch sehr von den Instituten abhängig.
Weiterhin gibt es zu den Arbeiten auch einen praktischen Teil, den du nicht hattest - Da benötigt man Zeit, die in anderen Studiengängen mit weiteren Seiten totgeschlagen wird.

mfg
v6ph1

PS: Was den Sinn von 80seitigen "Laberarbeiten" anbelangt, so kann ich das nicht nachvollziehen.
Denselben Inhalt kann man auch auf 40 Seiten unterbringen.
Es sollte doch auf den Inhalt ankommen und nicht auf irgendwelche Seitenzahlen, die man vollbekommen muss.

LongbowArcher
02.08.10, 18:42
Wieso fehlt mir der Blick der Ingenieurwissenschaften? 3 Leute im nahen Umfeld haben Ingenieurswissenschaften studiert, bzw. sind dabei (Diplom und Bachelor)

Denselben Inhalt von 80 Seiten wirst du unter keinen Umständen in 40 rein bekommen, wenn dein theoretischer Unterbau schon fast 40 Seiten hat, damit man im praktischen Teil auch was handfestes hinbekommt.
Die Arbeiten, die ich korrektur gelesen habe, waren allesamt lächerlich und das waren alles Diplomarbeiten um die 40 Seiten. Da kann man verünftig nichts anderes machen, als Theorie zusammen zufassen. Wissenschaftliches Arbeiten ist da meiner Meinung nach kaum möglich.

Und es bleibt die Frage, wieso das Grundstudium nicht gewertet wird?

Ist ja in Ordnung, wenn das bei dir nicht so ist, dennoch wollte ich einmal meine Sicht bzw. mittteilen, was ich bisher für Erfahrungen gemacht habe.

Letztlich ist es so, das Bachelor und Master bleiben und für mich die ganze Diskussion wie gesagt von Profs angeheizt wird,d ie sich nen ruhigen schieben wollten und jetzt nochmal arbeiten müssen. Und natürlich kommt die typische Angst vor Neuem noch erheblich dazu. Nur merkt man dasbei den Unternehmen irgendwie nicht, denen isses Wurst.
Mir jedenfalls isses egal, ich hab nen Job, verdiene sehr gut und habe nächstes Jahr den Master und bekomme, aufgrund des zusätzlichen Abschlusses eine zugesicherte Erhöhung. Mit dem Diplom wäre das nicht so gelaufen bei mir :)