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View Full Version : Nun doch: Milliarden-Defizit bei den Krankenkassen



Snitlev
05.10.09, 11:26
Für 2010 droht den gesetzlichen Krankenkassen offenbar ein Finanzloch von mehreren Milliarden Euro. Gründe dafür sind die Krise und steigende Ausgaben. Auf Patienten und Steuerzahler könnten nun erhöhte Belastungen zukommen. Die Koalitionsverhandlungen werden zeigen, wie es weiter geht.


Es ist gar nicht allzu lange her, da hatte die noch amtierende Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) stolz auf ein Milliarden-Plus der gesetzlichen Krankenkassen verwiesen. Das war zwar nur die Zahl für das erste Quartal von 2009, aber die rund eine Milliarde Euro Plus sollten ein positives Signal für die Zukunft sein, auch wenn das Plus im zweiten Quartal deutlich geschrumpft war. Nun machen neue Zahlen die Runde. Inoffiziell soll nach Angaben von Kassen-Insidern im nächsten Jahr ein Defizit von sieben bis neun Milliarden zu erwarten sein. Das berichtet das „Handelsblatt“. Endgültige Zahlen sollen am Dienstag vorliegen.

Quelle: Nun doch: Milliarden-Defizit bei den Krankenkassen (http://www.1a-krankenversicherung.org/nachrichten/20091005/4574/nun-doch-milliarden-defizit-bei-den-krankenkassen/)

Schuld ist nicht die Wirtschaftskrise, sonder alleine der Gesundheitsfond und das es für uns teurer wird war von vornherein klar nicht nur nach der deutlichen Anhebung des Beitrags.

Eine Reform die keiner braucht und den Vesicherten nur Unruhe bringt, man hätte es so lassen sollen wie es war und jahrzehnte lang gut gegangen ist...

mfg

Se7Ven
07.10.09, 00:01
@Snitlev


Eine Reform die keiner braucht und den Vesicherten nur Unruhe bringt, man hätte es so lassen sollen wie es war und jahrzehnte lang gut gegangen ist...


Jetzt werden die Alten und Kranken wieder zur Kasse gebeten ...die Beitragserhöhungen kommen so sicher wie das Amen in der Kirche.

Mutter
08.10.09, 20:30
Wie geil! Staatliche verordnetes "Arm-rechnen" um mehr Beiträge zu kassieren und die neue Regierung (Frau Merkel) schaut zu und will nix ändern.
Manchmal frage ich mich, ob die CDÜ überhaupt noch weiss, was sie dem Gesundheitssystem angetan hat und wie man das Ganze wieder reparieren kann...

LongbowArcher
08.10.09, 20:34
Passend hierzu:

Kostenexplosion im Gesundheitswesen: Krankes System mit Knalleffekt - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,653784,00.html)


Ein Verursacher der Kostensteigerung im Gesundheitswesen ist damit schon mal ausgemacht: die Beitragszahler selbst. Denn der Arztbesuch ist zumeist der Anfang von allem, zieht er doch fast automatisch weitere Kosten nach sich - sei es in der Apotheke, bei Fachärzten oder im Krankenhaus.

Se7Ven
09.10.09, 00:40
Ein Verursacher der Kostensteigerung im Gesundheitswesen ist damit schon mal ausgemacht: die Beitragszahler selbst.



Das ist doch Paradox oder weshalb existiert das Gesundheitswesen eigentlich .....um die alten und Kranken Menschen zu unterstützen oder?

Wenn es diese Patienten nicht geben würde wäre dieses Gesundheitssystem weitgehend überflüssig weil ja dann alle gesund wären und keiner zum Arzt gehen würde

LongbowArcher
09.10.09, 08:15
Wenn du den ganzen Artikel gelesen hast, würdest du zustimmen, dass einer der Hauptkostentreiber der Kassenpatient selbst ist.

Snitlev
09.10.09, 11:30
@Se7Ven er meint es wohl so das der Kassenpatient sich durch das System lenken lässt, in demm der Patient vom Hausarzt evtl. zum Facharzt und von dort zur Therapie weitergelenkt wird bzw. er sich unters Messer legen sollte usw.
Und damit hat er Recht, wie viele Menschen heutzutage müssen teure "unnütze Medikamente" kaufen weil der Hausarzt es sagt, früher hat man noch auf die gute alte Hausmannsmittel verwiesen wie Kamille-Bad, Tee trinken, Frische Luft usw.
heute wird man sofort in die Apotheke geschickt...
Traurig, selbst wenn kleine Kinder ein Wehwehchen haben sofort ab zum Apotheker...

Wir sind auch selber Schuld weil wir uns daran gewöhnt haben und mittlerweile auch verwöhnt sind, weil wir uns damit abgefunden haben oder wär hört noch auf Oma's altes Hausmittel-Rezept?

mfg

LongbowArcher
09.10.09, 13:06
Damit meine ich das, was in dem Artikel steht:

Die Deutschen gehen im weltweiten Vergelich am Höufigsten zum Arzt. Das kostet.
Die Deutschen gehen wegen jedem Schnupfen zum Arzt. Das kostet.
Die Deutschen erwarten ein Rezept für jede Kleinigkeit, also wird eins ausgestellt. Das kostet.
Die Deutschen erwarten ein Rezept, bekommen sie keines, gehen sie zum nächsten Arzt. Das kostet.

Also ist der Beitragszahler erheblich mitschuldig.

Nicht die Ärzte allein sind die Bösen, die für alles ein Rezept aussschreiben. Die Deutschen erwarten das sogar, also bekommen sie das auch!

Mutter
09.10.09, 20:57
Teilweise ist es abstrus, was die Leute fordern (ich bin Arzt, ich habe damit zu tun). Da sollen gleich Massagen bei Nackenverspannungen, Taxischeine für einen 3minütigen Heimweg (zu Fuß bei gesunden Leuten) und jede Menge Medikamente die nicht verschreibungspflichtig sind auf Rezept ausgestellt werden.
Und wenn man sich dann weigert, wird man fast schon beschimpft und als Unmensch dargestellt.

Fordern tun die meisten, aber etwas selber für sich tun (z.B. mit dem Rauchen aufhören, Gewicht reduzieren oder Sport treiben) will keiner!

mufty
09.10.09, 21:51
@Mutter: Na das nenne ich ja mal krass, aber andrerseits, wen wundert sowas noch? Am meisten pisst mich genauso wie Dich diese "Von-anderen-alles-haben-aber-selber-nix-machen-wollen"-Haltung an. (Anbei bemerkt: Die 10 Euro Praxisgebühr find ich fei toll!! Da überlegt man sich doch gleich, ob man wegen jedem kleinen Wehwehchen gleich zum Arzt rennt!) Insofern ist es eigentlich total kontraproduktiv was wir alles zahlen. Auf der einen Seite stopfen sich die Leute jeden Tag hemmungs mit Burgern voll, dass die Nähte nur so platzen, auf der anderen Seite soll man ihnen die Abnehmkur mit allem drum und dran zahlen, nur damit danach wieder Platz im Körper ist, sich hinterher wieder vollzufressen. Genauso könnte man den Rauchern die bezahlten medizinischen Leistungen reihenweise zusammenstreichen. Wieso bitte soll ich Rücksicht auf jemands Gesundheit nehmen, wenn ihm die Konsequenzen seiner eigenen Rücksichtslosigkeit doch auch bloß scheißegal sind?!

@LongbowArcher: 100%ige Zustimmung!
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass die Pharmakonzerne und Apotheken sehr schmutzige Geschäfte treiben! Das darf so nicht weitergehen! Mehr Wettbewerb wäre hier angebracht. Schröder hat's mit der Internetapotheke versucht. Versuch kläglich gescheitert dank der mächtigen Lobby der unersättlichen Apothekermafia! Stattdessen kochen wir noch mehr geldverschlingenden Einheitsbrei, indem wir alle Krankenkassen in einen stinkenden Gesundheitsfond reinrühren. Wer wirklich glaubt, die Beiträge würden dadurch wirksam gesenkt, dem kann ich leider auch nicht mehr helfen, der hat leider schon zu viele Pillen in sich reingefressen...

Se7Ven
10.10.09, 00:20
@Snitlev


Wir sind auch selber Schuld weil wir uns daran gewöhnt haben und mittlerweile auch verwöhnt sind, weil wir uns damit abgefunden haben oder wär hört noch auf Oma's altes Hausmittel-Rezept?

Es ist doch kein Wunder das die Arztpraxen voll sind wenn jeder gleich zum Arzt rennt und eigentlich nur das Gespräch sucht oder unselbständig ist.

@LongbowArcher


Die Deutschen erwarten ein Rezept, bekommen sie keines, gehen sie zum nächsten Arzt. Das kostet.

Die Patienten suchen beim Arzt oftmals nur eine Entschuldigung oder gar Rechtfertigung für ihr eigenes Fehlverhalten und der Verantwortungslosigkeit ihr eigenen Gesundheit gegenüber.

@mufty


der mächtigen Lobby der unersättlichen Apothekermafia! Stattdessen kochen wir noch mehr geldverschlingenden Einheitsbrei, indem wir alle Krankenkassen in einen stinkenden Gesundheitsfond reinrühren.

Hier mangelt es vielen Bürgern an dem sozialen Bewusstsein und der inneren Haltung.

Das Gesundheitssystem darf die Bürger nicht dazu motivieren unselbständiger und hilfloser zu werden....Medikamente können helfen aber auch nicht jedes Problem lösen.

Es sollte eben nicht heißen... je mehr Kranke besser für das Geschäft sondern die Prävention und Gesundheit sollte im Vordergrund stehen.

slikrapid
10.10.09, 00:51
Genauso könnte man den Rauchern die bezahlten medizinischen Leistungen reihenweise zusammenstreichen. Wieso bitte soll ich Rücksicht auf jemands Gesundheit nehmen, wenn ihm die Konsequenzen seiner eigenen Rücksichtslosigkeit doch auch bloß scheißegal sind

die Frage ist auch wann ist persoenliche Freiheit dem gesellschaftlichen Bequemheit untergeordnet und wer koennte sowas einschaetzen

das System sollte auch deutliche Abweichungen von der idealen berücksichtigen - das Milliarden-Defizit ist ein Hinweiss auf ernsthafte 'Experten' Kalkulationsfehler oder Korruption

Idealfall (gesunheitsweise): lebe dien Leben wie auch immer du willst, in jedem Fall, das System funktioniert (ist kugelsicher)

Se7Ven
10.10.09, 01:25
@slikrapid



Idealfall (gesunheitsweise): lebe dien Leben wie auch immer du willst, in jedem Fall, das System funktioniert (ist kugelsicher)

Die Patienten sind das Produkt einer kaputten Gesellschaft und beim Arzt sollen diese Menschen wieder repariert werden.

Irgendetwas scheint am diesem System nicht zu stimmen und wer verdient schon für ein nicht funktionsfähiges Produkt noch Geld......eigentlich doch nur die Reparaturwerkstatt oder?

Mutter
10.10.09, 07:38
Jeder Beteiligte im Gesundheitssystem hat an irgendeiner Stelle Dreck am Stecken. Da kann und darf man nicht eine Gruppe rausnehmen, allerdings ist es schon erschreckend, wie oft die Menschen zum Arzt gehen und was dann alles gefordert wird.
Es geht nicht um medizinisch notwendige Sachen, es geht einfach nur um "Bereicherung". Die Krankenkassen machen das genauso, nur auf höherem Niveau. Da geht es um die Einnahmen aus dem Gesundheitsfonds pro Patient, die natürlich auf die höchste mögliche Einnahme getrimmt werden sollen.
Und der Arzt? Der versucht in der Mitte stehend auch entsprechend seinen Schnitt zu machen (wie jeder andere Selbstständige auch) und wird am Ende immer als Schuldiger dastehen, da er das "Gesicht" des Systems ist, das keiner mehr so richtig versteht.

mufty
10.10.09, 21:59
@Mutter: Ja natürlich hat jeder irgendwo Dreck am Stecken. Bloß manchmal überleg ich mir, wie es sein kann, dass faule Fettsäcke nix tun müssen und so viel bezahlt bekommen, auf der anderen Seite jedoch chronisch Kranke und Krebspatienten immer die Deppen bleiben, die draufzahlen. Sicher ist es schwierig, zu entscheiden wer sich eine kostenlose Behandlung "verdient" hat und wer dagegen nicht, ich persönlich möchte es auch nicht wagen, irgendeine Gruppe auszusondern und ihr die Leistungen abzusprechen. Das System kommt mir einfach nur sehr ungerecht vor. Es geht um viel Geld, und gerade deswegen passieren im Gesundheitswesen auch so viele Schweinereien. Die einzige Möglichkeit, diesem System konsequent zu entgehen, wäre, gesund zu bleiben.

Se7Ven
11.10.09, 00:09
@mufty


auf der anderen Seite jedoch chronisch Kranke und Krebspatienten immer die Deppen bleiben, die draufzahlen.



Damit fängt die Ungerechtigkeit an und hier mangelt es im Gesundheitssystem an einer präziseren Differenzierung um den Missbrauch zu unterbinden.

mabuse
12.10.09, 10:03
Genauso könnte man den Rauchern die bezahlten medizinischen Leistungen reihenweise zusammenstreichen. Wieso bitte soll ich Rücksicht auf jemands Gesundheit nehmen, wenn ihm die Konsequenzen seiner eigenen Rücksichtslosigkeit doch auch bloß scheißegal sind?!
Auf der einen Seite kann ich dich verstehen (auch wenn ich selber starker Raucher bin).

Auf der anderen Seite muss dir klar sein, das man das Argument nahezu beliebig erweitern kann. Warum soll ich Beiträge für Unfallbehandlungen von Deppen zahlen, die sich auf zwei schmalen Holzbrettern todesmutig in den Abgrund stürzen? Und nach den Skifahrern kommen gleich die Motorradfahrer, Fallschirmspringer und Inline-Skater dran. Fahrradfahrer haben auch ein höheres Unfallrisiko. Leistung-Sportler grundsätzlich. Ein bischen Sport ist gesund, aber Leistungssport? Und wer will da die Grenze ziehen?
Nein, dieses Argument wird langfristig mehr Schaden anrichten als einsparen.


Wie man verhindert, das die Leute wegen jedem kleinen Wehwehchen gleich zum Arzt rennen? Nun, vieleicht genauso, wie die Autoversicherer verhindern, das sie jede kleine Beule und jeden kaputten Spiegel bezahlen müssen: Schadenfreiheitsrabatt.
Klar wär das nicht ganz fair gegenüber chronisch Kranken, die den nie bekommen werden, weil sie halt jedes jahr zum Arzt müssen - aber eine 100%ig faire Reform werden wir nie hinbekommen. So ein "Krankheitsfreheitsrabatt" wäre immerhin mal ein sinnvoller Anfang, und wenn allgemein weniger Geld gebraucht wird, würden auch die chronisch Kranken etwas von fallenden Beiträgen profitieren.


Wobei ich auch ganz offen sage, das ich den Sinn des Versicherungssystems nicht mehr sehe, wenn dank Gesundheitsfont eh alle die gleichen Beiträge zahlen müssen und es daher so gut wie keinen Wettbewerb mehr gibt. Müssen wir dann wirklich 100 Verwaltungen mit eigenen Gebäuden und allem Drum und Dran finanzieren?
Verstaatlichen, freie Heilfürsorge wie in Norwegen.

Snitlev
12.10.09, 10:26
@mabuse Wie man verhindert, das die Leute wegen jedem kleinen Wehwehchen gleich zum Arzt rennen?

Dein Beispiel mit dem Schadenfreiheitsbedarf ist schon ganz gut, aber viele BKK's halten es mit dem sogenannten Bonussystem schon seit längern und ich kann sagen das zu mindest unsere BKK dadurh Erfolg hat,

Das funktioniert so das wenn man ein Jahr lang nicht wegen jedem "Wehwehchen" zum Arzt rennt bekommt man ein Monatsbeitrag zur Krankenversicherung netto zurückerstattet.

Ausgenommen natürlich alle normalen Vorsorgeuntersuchungen und Zahnarzt ectr. Frauenarzt usw.

Dadurch ist bei uns im Unternehmen der krankenstand deutlich zurück gegangen...

mfg

mabuse
12.10.09, 14:45
Ja, manche machen das.
Aber damit das durchschlägt, sollte alle mitmachen. Und möglichst nicht nur eine Bonuszahlung für ein einziges jahr, sondern eine richtige Staffel für zwei, drei, vier Jahre . . .

Se7Ven
13.10.09, 23:11
@mabuse

Aber damit das durchschlägt, sollte alle mitmachen. Und möglichst nicht nur eine Bonuszahlung für ein einziges jahr, sondern eine richtige Staffel für zwei, drei, vier Jahre . . .
dito

Jeder Mensch ist mitverantwortlich für die Gestaltung von gesundheitsfördernden Lebens und Umweltbedingungen.


Müssen wir dann wirklich 100 Verwaltungen mit eigenen Gebäuden und allem Drum und Dran finanzieren?
Verstaatlichen, freie Heilfürsorge wie in Norwegen.


Nein das sollten wir nicht mitfinanzieren... der dringende Handlungsbedarf ist vorhanden und zwar in dem Sinne einer Prävention und einer Mitverantwortung der Patienten.

Mutter
13.10.09, 23:49
Verstaatlichen, freie Heilfürsorge wie in Norwegen.

Wo man 60jährigen den Strom auf der Intensivstation abdreht, obwohl sie die OP überlebt haben, aber die Beatmungszeit überschritten haben?
Danke, wenn sowas euer Ziel sein sollte....man darf nicht alles glauben, was aus Skandinavien als die Lösung verkauft wird...

Se7Ven
14.10.09, 00:40
@Mutter


Wo man 60jährigen den Strom auf der Intensivstation abdreht, obwohl sie die OP überlebt haben, aber die Beatmungszeit überschritten haben?


Diese Information wundert mich allerdings ..ich habe Skandinavien für vorbildlich gehalten und wenn das stimmen sollte bin ich mehr als schockiert!

Mutter
14.10.09, 08:52
Sowas wird doch nicht öffentlich diskutiert. Das sind die "inneren Auswüchse" eines solchen Systems, die man doch nicht international diskutiert.
Ich habe Kollegen die in Norwegen gewesen sind und dort auch länger gearbeitet haben. Und jetzt wieder hier sind, weil sie dort nicht ausgehalten haben unter den Bedingungen.
Die Ausrüstung gut, Gehalt gut, aber Arbeitsmoral und Umsetzung miserabel.

mufty
14.10.09, 21:15
@mabuse:

Ja, ich meine eben auch, dass es recht schwierig ist, Grenzen zu ziehen. Ich picke mir die Raucher eben dewegen raus, weil mir da niemand erzählen kann es wäre nicht ungesund. Unfälle -egal ob der andere Schuld ist oder man selber fahrlässig gehandelt hat- passieren ganz einfach. Niemand fährt absichtlich so, dass etwas passiert. Entweder man hat entsprechende Glück/Können oder eben Pech/Unfähigkeit. Kurz: Es etwas passieren, es kann aber genausogut nichts passieren. Wer aber raucht, der lagert in seiner Lunge mit der Zeit viel Teer ab, der ganze Körper muss sich gegen Nikotin und Kohlenmonoxid wehren. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung findet in jedem Fall statt, da gibt es keine Ausnahmen oder sowas wie Glück und Pech. Sich permanent vollfressen ist genauso schädlich, keine Diskussion. Leistungssport muss nicht immer ungesund sein. Ausnahme ist Doping. Wer weiß, was er da nimmt, braucht sich über keine Konsequenzen zu kümmern, ganz einfach.

Also ich bin mir trotzdem ein wenig unsicher, aber so ungefähr ist es doch, oder?

Se7Ven
15.10.09, 00:57
@mufty



Also ich bin mir trotzdem ein wenig unsicher, aber so ungefähr ist es doch, oder?

Sicherlich es besteht ein ganz anderes Gefahrenpotenzial und dieses ist ja bewusst gewollt somit fahrlässig...hier kann klar ein Differenzierung stattfinden.

mabuse
15.10.09, 10:09
Also ich bin mir trotzdem ein wenig unsicher, aber so ungefähr ist es doch, oder?Njaein.
Ich will jetzt hier nicht behaupten, das Rauchen okay sei.
Aber Rauchen macht zunächst mal nicht krank. Es erhöht "nur" das Risiko.

Und Motorrad-Fahrer beispielsweise haben ein höheres Unfallrisiko als Autofahrer. Oder besser: das Risiko, bei einem Unfall eine schwere Verletzung zu erleiden, ist höher als bei einem Autofahrer. Knautschzone ist halt dünner. Also könnte man sagen, das sich ein Motorradfahrer nicht anders verhält als ein Raucher. Soll er doch mit dem Auto fahren!

Skifahrer, Fallschirmspringer . . . natürlich stellt sich niemand auf Skier mit dem Wunsch oder Vorsatz, einen Unfall zu haben. Aber das Risiko ist nun mal höher als bei einer Wattwanderung. Soll er doch eine weniger gefährliche Urlaubsart wählen!

Klar ist diese Argumentationskette ein wenig gequält.
Aber ganz auszuschließen? Bei einem Gesundheitssystem, das über die Kosten der Behandlungen jammert, aber die Kosten für Vorsorge, die einen Gutteil der Behandlungskosten später verhindern könnte, nicht übernimmt?


Aber bevor es soweit kommt, werden erst mal die Dicken, Faulen und Trinker dran sein.
Denn das Übergewicht, kein Sport und übermäßiger Alkoholkonsum ein Gesundheitsrisiko darstellen, wird wohl niemand bezweifeln können. Das Dumme ist nur, das es hier - anders als beim Rauchen - keine eindeutige Grenze gibt. Aber wenn wir erst mal "Strafzuschläge" für Raucher haben, wird irgendwann auch ein entsprechender Zuschlag für Übergewichtige eingeführt werden. BMI nicht über 25 - mit jährlicher Kontrolle beim Amtsarzt.
Und Sport und Alkohol - nun ja, wie da eine Grenze festzulegen und zu kontrollieren ist mag ich mir gar nicht vorstellen.

Nein, ich halte solche Gedankenspiele für ausgesprochen gefährlich.

Se7Ven
15.10.09, 21:10
@mabuse


Aber bevor es soweit kommt, werden erst mal die Dicken, Faulen und Trinker dran sein.

Es geht nicht um eine Bestrafung oder Stigmatisierung sondern um die Belohnung
eines möglichst gesunden Lebens und dem Anreiz zu der entsprechenden Prävention.

mufty
16.10.09, 01:47
Jo, es wäre schön, wenn die Krankenkasse Rabatte fürs Nichtrauchen & Co gewähren würde.
Konkrete Bestrafungen können echt gefährliche Folgen haben, das lassen wir lieber doch sein...

mabuse
16.10.09, 08:47
Es geht nicht um eine Bestrafung oder Stigmatisierung sondern um die Belohnung eines möglichst gesunden Lebens und dem Anreiz zu der entsprechenden Prävention.
Naja, das ändert aber nichts am Kernproblem:
Irgendwo muss die Grenze für die Belohnungen gezogen werden und diese muss auch überprüft werden. Irgendwann werden wir alle alle paar Jahre zum Gesundheits-TÜV müssen, wenn wir diesen Weg gehen.

Egal, ob's nun Sonderzuschläge für Raucher, Dicke, trinker, Motorrad- oder Skifahrer oder halt Rabatte/Sonderleistungen nicht Nichtraucher, Nicht . . . geht.

Und das seh ich ziemlich kritisch. Weil mit diesen Daten ja auch wieder Schindluder getrieben werden kann.

Wie würdet ihr es finden, wenn ein Personalchef in zwanzig Jahren euch sagt: Wir haben uns für den anderen Kandidaten entschieden, weil wir da ein geringes Krankheitsrisiko sehen, da er einen etwas niedrigeren BMI hat und darüberhinaus nicht Ski läuft.
Okay, sagen werden sie es so nicht - aber die Entscheidung könnte mit diesen Gedanken getroffen worden sein, wenn die Daten erst mal vorhanden sind:redface:. Schöne neue Welt.

mufty
17.10.09, 02:04
Ja auf gar keinen Fall, darf man das Bonussystem übertreiben! Wenn ich meiner Versicherung ein klein wenig angenehmer bin, als der Durchschnitt, freue ich mich doch gerne über ein kleines Entgegenkommen. Würdest Du Dich das nicht auch? Auf gar keinen Fall dürfen sich die Versicherungen mit Rabatten überbieten, aber im kleinen Rahmen fände ich Rabatte nicht schlecht. Wenn Dir im Monat oder so ein 5er oder 10er erlassen wird, bringt Dir das an sich nicht viel. Aber wenn Du es als kleines Dankeschön oder als ein Stück Anerkennung bekommst, freust Du Dich doch auch? Es muss ja nicht viel Geld sein, die Symbolik allein könnte doch auch ein wenig Positives bewirken, oder?

Snitlev
17.10.09, 06:17
Ja eine Art Vorverurteilung für sog. Risiko-Patienten gibt es bis dato wohl nur von den Versicherungen, denn jeder wird wenn auch versteckt höher finanziell belastet wenn man Raucher, Alki, bzw. Fettleibigkeit oder andere Schwächen den Versicherungen preis gibt,
und an Hand ihrer mittlerweile clever-ausgeklügelten Klauseln in den Verträgen kann man sich dieser Offenlegung kaum entziehen!

Dieses System könnte man auch den Krankenkassen aubürteln, aber ob das nun Sinnvoll oder nicht ist habt Ihr ja hier schon ausgiebig diskutiert...

mfg

Mutter
17.10.09, 15:03
Belohnung, also positive Verstärkung, funktioniert besser als Strafe.
Ich würde auch ein Belohnungssystem für "gesünderes Leben" bevorzugen!

Se7Ven
17.10.09, 22:32
@Mutter

Belohnung, also positive Verstärkung,

dito

Das wäre ein innovatives und positiv verstärkendes Prinzip um das Bewusstsein für eine gesunde Vitalität zu schärfen.